«Exzellenz ist unser Massstab»

29.06.2015
Herr Mautone, Source hat unlängst einige renommierte Branchenauszeichnungen erhalten, vor allem im Bereich Innovation. Warum?
Ja, wir haben uns in der Tat sehr darüber gefreut, dass wir bei den 11. jährlichen ETF Global Awards in New York als «Most Innovative ETF - Europe» und als «Most Innovative ETF Issuer of the Year» von ETF.com gewürdigt wurden. Diese Auszeichnungen sind die jüngste Anerkennung für den Ansatz, den Source schon immer verfolgt hat: den europäischen Anlegern etwas Neues, Anderes zu bieten. Unseres Erachtens nach ist das einer der besten Ansätze für einen ETF-Emittenten, um sich in diesem stark umkämpften Markt hervorzuheben, nämlich ETFs anzubieten, die darauf ausgerichtet sind, neue Ziele zu verwirklichen oder bestehende Ziele effektiver umzusetzen. Für Source ist das nichts Neues. Wir hatten schon immer den Anspruch, innovative Lösungen anzubieten.
Unsere Smart-Beta-Lösungen sind dafür ein gutes Beispiel. Viele Anleger sehen ETFs nach wie vor einfach als kostengünstige passive Instrumente, die ein Engagement in relativ grundlegende Indizes bieten. Das trifft zwar nach wie vor zu, diese Sichtweise wird ETFs mittlerweile aber nur mehr zur Hälfte gerecht. Smart Beta ist eines der wachstumsstärksten Segmente. Es gibt viele Diskussionen darüber, was Smart Beta eigentlich ist - und jeder versucht, diesen Begriff zu definieren. Wir meinen, dass ein ETF dann Smart Beta bietet, wenn er über einen nur nach Marktkapitalisierung gewichteten Ansatz hinausgeht, bei der Auswahl der Anlagen aber immer noch eine regelbasierte Methode einsetzt.
Können Sie uns mehr über auf Exporteure konzentrierte ETFs sagen und warum diese von Source aufgelegt wurden?
Aus Rückmeldungen unserer Anleger wurde ersichtlich, dass sie von Anlagethemen wie der quantitativen Lockerung und Währungsabwertungen profitieren wollen. Wir haben daher mit STOXX zusammengearbeitet, als dort die neuen STOXX Economic Exposure Indices entwickelt wurden. Die ersten beiden Indizes in diesem Bereich investieren dabei in Unternehmen aus den breiteren EURO STOXX und STOXX Japan 600 Indices, die mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze ausserhalb ihrer Binnenmärkte, also ausserhalb der Eurozone beziehungsweise Japan, erzielen. Nach unserem Dafürhalten dürften diese exportartigen Aktien am meisten von einer Abwertung des Euro beziehungsweise des Yen im Zuge einer quantitativen Lockerung profitieren, vor allem da in der Vergangenheit die quantitative Lockerung die Inlandswährung am meisten geschwächt hat.
Was viele Anleger indes überraschen mag, ist die Umsatzbeteiligung in den Ursprungsindizes. Viele erachten beispielsweise Japan als Exportriesen. In der Tat erzielen die grössten 600 japanischen Unternehmen aber in etwa nur ein Drittel ihrer Umsätze im Ausland. Ein einfaches Engagement im breiten Index bietet ihnen also nicht die von ihnen erwartete Positionierung. Der Umsatzfilter von STOXX hingegen erhöht den entsprechenden Anteil am Auslandsgeschäft auf beinahe 70 Prozent.
Eine ähnliche Dynamik lässt sich in der Eurozone verzeichnen, wo der gleiche Filter das internationale Engagement von 50 Prozent auf 70 Prozent erhöht. Wer sich gezielter an Unternehmen beteiligen will, die von einer Währungsabwertung profitieren dürften, sollte demnach bei Bedarf eine Investition in den Index mit solch einem signifikanten Zugang zu diesen exportierenden Ländern in Erwägung ziehen.
Wie passt das in Ihr breiteres Angebot von Smart Beta?
Wenn man Smart Beta anhand der Komplexität der zugrunde liegenden Auswahl- und Gewichtungsmethoden identifiziert, dann erscheinen diese ETFs am weniger komplexen Ende des Angebotsspektrums. Wir glauben, dass sie auf ähnliche Weise in Anlegerportfolios passen wie Sektor-ETFs - und zwar als taktisches Instrument, das es Anlegern ermöglicht, ihre Portfolios eher kurzfristig zu positionieren. Wir gehen als solches nicht davon aus, dass diese ETFs von Anlegern langfristig gehalten werden. Vielmehr dürften sie auf opportunistische Weise gekauft und verkauft werden.
Am anderen Ende der Komplexitätsskala befindet sich ein Multi-Faktor-ETF, bei dem Goldman Sachs mehrere Filter einsetzt, um Aktien basierend auf fünf verschiedenen Risikofaktoren auszuwählen. Anschliessend wird das Portfolio neu gewichtet, um sicherzustellen, dass jeder Faktor einen gleich hohen Risikobeitrag leistet. Diese Arten von Smart-Beta-ETFs können längerfristig anstatt als rein taktisches Instrument eingesetzt werden - um als eigenständige Strategie eine Outperformance gegenüber dem betreffenden, nach Marktkapitalisierung gewichteten Index zu erzielen.
Anleger sollten sich unserer Meinung nach folgendes fragen, wenn sie ein Smart-Beta-Produkt in Erwägung ziehen: Worin besteht das Anlageziel? Handelt es sich um ein taktisches Instrument, mit dem man von einem Teil des Marktes bei passenden Bedingungen profitieren kann oder ist es eine strategische, langfristige Position?
Source hat unlängst eine Niederlassung in Zürich eröffnet. Was waren die Gründe hierfür und sagt dies etwas über den Schweizer ETF-Markt aus?
Ja, die Eröffnung unserer neuen Zürcher Niederlassung war im Mai 2015. Es handelt sich dabei um unsere erste europäische Präsenz ausserhalb Londons. In der Tat kommt darin die Bedeutung der Schweiz für Source im Besonderen und für ETFs im Allgemeinen zum Ausdruck. Wir haben qualifizierte Investoren aus ganz Europa befragt und dabei herausgefunden, dass Schweizer Anleger häufiger ETFs einsetzen als die in anderen Ländern befragten Anleger. Mehr als die Hälfte von ihnen meinte ausserdem, in den nächsten 12 Monaten noch stärker in ETFs investieren zu wollen.
Wir verfügen nun in Zürich über ein spezialisiertes Team zur Abdeckung und Vermarktung, das den Anlegern eine direktere Unterstützung bieten kann. Damit stärken wir unser Engagement am Schweizer Markt und sind in der Lage, den sich laufend ändernden Bedürfnisse unserer Kunden besser gerecht zu werden.
Marco Mautone ist bei Source als Managing Director für die Schweiz und Liechtenstein verantwortlich. Vor seinem Eintritt bei Source war er acht Jahre lang bei der Bank of America Merrill Lynch in der Schweiz als Leiter des europäischen und US Equity Sales Trading tätig. Zuvor war er während fünf Jahren bei Lehman Brothers als Cash Equity Sales Trader auf Schweizer institutionelle Kunden fokussiert.