FinTech-Markt tritt in neue Phase ein - zweite Welle der FinTechs startet

23.09.2016
Herr Puchalla, zusammen mit Florian Oswald von der FINANCE BASE AG leiten Sie seit Dezember 2015 die FinTechCube GmbH. Was genau macht Ihre Gesellschaft?
Die FinTechCube GmbH ist der erste Full Service Provider für den FinTech-Markt. Als Joint Venture der etventure-Tochter FintechStars und der FINANCE BASE AG bündelt FinTechCube Finanz- und Datenexpertise mit der Erfahrung in der Entwicklung und dem nutzerzentrierten Aufbau von neuen, digitalen Geschäftsmodellen. Das Ziel von FinTechCube ist es, FinTech Startups beim Aufbau und Markteintritt zu helfen. Gleichzeitig werden auch etablierte Finanzdienstleister bei der Anpassung ihrer Geschäftsmodelle an die Erfordernisse der digitalen Welt unterstützt. Zu unseren ersten Kunden zählt die renommierte Vermögensverwaltung DJE Kapital AG - darüber freuen wir uns besonders!
Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung in der Finanzbranche und den Einfluss der sogenannten FinTechs?
Die Innovation und die digitale Transformation in der Finanzbranche werden durch die zahlreichen FinTech Startups weiter vorangetrieben. Aus meiner Sicht tritt der Markt gerade in eine neue Entwicklungsphase ein, so dass man auch von einer zweiten Welle der FinTechs sprechen könnte.
Was genau meinen Sie mit «zweiter Welle der FinTechs»?
Die erste Welle ist durch FinTechs gekennzeichnet, die sich mit ihren Geschäftsmodellen ganz bewusst auf einzelne Stufen der Wertschöpfungskette von Banken konzentrieren. Dadurch zerlegen sie die Bank gewissermassen in ihre Einzelteile (Unbundling). Diese FinTechs besitzen keine eigene Banklizenz und binden die Bankinstitute als Transaktionspartner mit ein. Insofern sind die Finanz-Startups aufgrund ihrer Nischenexpertise bei den Banken inzwischen als Kooperationspartner beliebt, weil sie den Instituten digitale Zielgruppen erschliessen und neue Konto- und Depotkunden zuführen. In der zweiten Welle starten FinTechs mit dem Ziel, einzelne Finanzdienstleistungen wieder zu bündeln (Rebundling) und breite Bereiche der Wertschöpfungskette abzudecken. Damit positionieren sie sich als direkte Wettbewerber zu den Banken. Das bekannteste Beispiel ist das FinTech N26 (ehemals Number 26), welches inzwischen über eine eigene Vollbanklizenz verfügt und auf seiner offenen Plattform weitere FinTechs wie vaamo als Robo-Advisor und Transferwise für Auslandsüberweisungen integriert hat. Darüber hinaus hat N26 bereits die Integration von Kredit- und P2P-Payment Services angekündigt.
Welche Folgen hat diese Entwicklung für das Private Banking und die Vermögensverwaltung?
Auch im Bereich des Private Bankings und der Vermögensverwaltung nimmt die Anzahl digital-affiner Kunden zu und macht digitale Lösungen zu einer neuen Grundanforderung. Insbesondere Robo-Advisor positionieren sich schon heute mit innovativen Geschäftsmodellen und passiven Anlagekonzepten bei der digitalen Kundengruppe.
Für die klassische Vermögensverwaltung mit ihren aktiven Anlagekonzepten wird es also höchste Zeit, die Chancen hinsichtlich der digitalen Transformation zu ergreifen!
Zum einen lassen sich neue Zielgruppen erschliessen, indem zeit- und ressourcenaufwändige Prozesse digitalisiert werden, so dass eine profitable Vermögensverwaltung auch bei geringeren Kundenvermögen möglich ist. Zum anderen können Vermögensverwalter ebenfalls eine offene Plattform schaffen, d.h. ein offenes System mit Schnittstellen implementieren und darüber weitere FinTech Services zur Vermögensverwaltung anbinden. Das Ziel muss es sein, sich beim Kunden als «Trusted Advisor» zu positionieren, um den direkten Zugang zu bestehenden Kunden und zu neuen, digitalen Zielgruppen langfristig zu sichern.
Zu diesem Thema veranstaltet FinTechCube zusammen mit der Berlin School of Digital Business am 6. Oktober 2016 auch eine eigene «Digital Finance Berlin»-Konferenz hoch über den Dächern Berlins. Unter dem Thema «Offene Banking Plattform» vernetzen wir traditionelle Finanzdienstleister und FinTechs, um neue Ideen für gemeinsame Projekte zu entwickeln und wertvolle Kontakte zu vermitteln. Inzwischen haben sich über 100 Teilnehmer angemeldet. Wer noch mit dabei sein möchte, kann sich einen der letzten Plätze unter digital-finance.berlin sichern.
Gregor Puchalla leitet seit November 2014 die FintechStars GmbH, ein Tochterunternehmen der Digitalberatung und Startup-Schmiede etventure. Darüber hinaus hat er seit Dezember 2015 zusammen mit Florian Oswald, Vorstand der FINANCE BASE AG, die Geschäftsführung der FinTechCube GmbH übernommen. Der Company Builder wurde als Joint Venture von FintechStars und der FINANCE BASE AG gegründet und hilft Fintech Startups beim Aufbau ihres Geschäftsmodells und beim Markteintritt. Gleichzeitig werden auch etablierte Finanzdienstleister bei der Anpassung ihrer Geschäftsmodelle an die Erfordernisse der digitalen Welt unterstützt. Gregor Puchalla ist seit über zehn Jahren auf operativer und strategischer Ebene im Bereich Internet und Finanzen tätig und ist Experte für die Konzeption von Web- und Mobile-Applikationen sowie die Leitung von Lizenzkundenprojekten für Finanzdienstleister. Vor seiner Tätigkeit bei etventure war Puchalla Geschäftsführer der vwd netsolutions GmbH, die unter anderem das führende Finanzportal finanztreff.de betreibt.