Fonds über die Börse handeln: Das Interesse steigt

16.12.2016
Frau Pool, die Schweizer Börse führt ein Handelssegment für klassische Anlagefonds. Viele Investoren lassen ihre Aufträge aber immer noch via Primärmarkt zum Net Asset Value (NAV) ausführen. Warum?
Viele Investoren verbinden nur Exchange Traded Funds (ETFs) mit dem Handel an der Börse. Einer der Erfolgsfaktoren von ETFs - die laufende Handelbarkeit wie bei Aktien - steht aber mit dem «Sponsored Funds Segment» auch für klassische Anlagefonds zur Verfügung. Investitionsentscheide können innert Sekunden umgesetzt werden und dabei stehen alle Vorteile des Börsenhandels zur Verfügung. Dies ist vielen Investoren noch zu wenig bewusst bzw. sie werden oftmals von ihren Kundenberatern und Vermögensverwaltern aus Gewohnheit noch ungenügend darauf hingewiesen. Weil die Vorteile aber klar auf der Hand liegen, ändert sich dies nun. Das Interesse wächst von Tag zu Tag und die Handelsvolumen steigen stetig.
Aufträge in Aktien und ETFs werden oftmals mit Preislimite platziert, wie sieht das bei den klassischen Anlagefonds aus?
Bei der Ausgabe und Rücknahme von Fondsanteilen im Primärmarkt zum NAV ist eine Auftragsplatzierung mit Preislimite nicht möglich, dies im Gegensatz zum «Sponsored Funds Segment». Dank der kontinuierlichen Preisstellung und des laufenden Handels während des Tages ist eine Auftragserteilung mit Preislimite - auch mit längerer Gültigkeit - wie bei Aktien und ETFs möglich. Der Einsatz von Preislimiten wird nicht selten von Finanzexperten empfohlen und kann so auch bei klassischen Anlagefonds angewendet werden.
Am 13. Dezember 2016 wurde das «Sponsored Funds Segment» erweitert. Wie viele Anlagefonds können nun gehandelt werden?
Das Segment startete mit 250 Anlagefonds. Mit der Erweiterung von 22 Anlagefonds per 13. Dezember 2016 können mittlerweile 426 Produkte von über 80 Fondshäusern gehandelt werden. Darunter befinden sich viele bekannte und beliebte Anlagefonds aus der Schweizer Fondslandschaft.
Bei Transaktionen auf dem Primärmarkt wird jeweils auf fixe Zeichnungs- respektive Rücknahme-Spesen zugunsten des jeweiligen Teilvermögens hingewiesen. Wie sieht es bei einer Transaktion im «Sponsored Funds Segment» aus?
Diese Spesen fallen beim Börsenhandel nicht an. Im «Sponsored Funds Segment» wird die Stempelsteuer fällig und es wird mit einem kleinen Geld-Brief-Spread gehandelt. Die Stempelsteuer bei Börsenaufträgen ist aber in Relation zum Marktrisiko zu setzen, welches beim Primärmarkt durch die Annahmefrist und die verzögerte Preisberechnung entsteht. Gerade preissensitive Investoren sind sich bewusst, dass die Marktbewegung vom Zeitpunkt des Transaktionsentscheids bis zur Preisfestsetzung im Primärmarkt um ein Mehrfaches grösser sein kann als Stempelsteuer und Geld-Brief-Spanne. Beim Primärmarkt wie auch beim Börsenhandel von Anlagefonds ist die Courtage/Kommission zu berücksichtigen. Es gibt Institute, welche für Transaktionen via Börse einen unterschiedlichen oder sogar vorteilhafteren Ansatz als beim Primärmarkt verwenden.
Gibt es ein Produkt, welches speziell zu erwähnen ist?
Erwähnenswert ist ein Produkt auf den SPI Multi Premia Index. Mit dem SPI Multi Premia hat SIX Swiss Exchange Mitte September eine neue Indexfamilie für faktorbasiertes Investieren eingeführt. Als erster Anbieter repliziert Credit Suisse Index Solutions den SPI Multi Premia Index mit einem Produkt, das im «Sponsored Funds Segment» gehandelt werden kann. Bank Julius Bär fungiert als Market Maker, die Preisspanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs ist äusserst attraktiv und liegt bei 5 bis 10 Basispunkten.
Estelle Pool wechselte 2014 zum Fondshandelsteam der Bank Julius Bär, um den Börsenhandel in klassischen Anlagefonds weiter zu etablieren. Das Team von Beat Auerbach, Oliver Heusser und Thomas Kägi leistete gemeinsam Pionierarbeit, um das Handelssegment Sponsored Funds an der Schweizer Börse einzuführen.