«Grosse Minenkonzerne verdienen sehr viel Geld»

12.03.2021
Herr Breintner, soll man jetzt wieder auf Goldminen setzen?
Die Minenkonzerne sind derzeit generell in einer sehr guten Situation - vor allem was die Preise betrifft, die sie erzielen können. Momentan herrscht aber auch schon stellenweise etwas viel Euphorie am Markt.
Steht der Rohstoffsektor vor einem neuen Superzyklus?
Ja, heute kann man bei der künftigen Rohstoff-Nachfrage in einigen Bereichen von einem kommenden Superzyklus sprechen. Doch anders als z.B. in den 2000er-Jahren ist kein Boom auf der Angebotsseite zu erwarten. Damals haben die Minenkonzerne verstärkt versucht, mit neuen Projekten Wachstum zu generieren. Von grossen Investitionen spricht heute niemand, sondern viel mehr von Ausgabendisziplin, soliden Bilanzen und Kapitalrückgaben an die Aktionäre.
Welche Rohstoffe werden knapp?
Bei Eisenerz, Kupfer und Nickel steht die Angebotsseite eher unter Druck, obwohl die Preise hoch notieren. Es wird immer schwieriger, grosse Minen zu erschliessen.
Warum schaffen es die Minengesellschaften nicht mehr, das Angebot zu erhöhen?
Allein der Genehmigungsprozess kann heute Jahre dauern. Der Trend zu ESG und damit nachhaltiger und «umweltfreundlicher» Förderung erhöht den Aufwand für viele börsenkotierte Konzerne zusätzlich. Kommt hinzu, dass die Minenkonzerne aus dem grossen Crash der Branche und den schwierigen Jahren zwischen 2011 und 2015 gelernt haben. Damals hatte der gesamte Sektor schlicht zu viel investiert.
Was ist seit 2015 geschehen?
Seither haben sich viele Unternehmen massiv entschuldet. Rio Tinto ist da ein Paradebeispiel. Wenn aber die Metall- und Erzpreise auf diesem Niveau bleiben, müssen die Analysten ihre Gewinnschätzungen für 2021 nach oben anpassen.
Wie läuft die Performance?
Einige Minenaktien sind schon gut gelaufen. Aber Rio Tinto hat beispielsweise noch immer eine Dividendenrendite von knapp sechs Prozent auf Basis des Geschäftsjahres 2020 und fast acht Prozent geschätzt für 2021. Der breite Marktindex Stoxx 600 Basic Resources kommt für 2021 geschätzt auch auf über fünf Prozent.
Wie steht es um die Rahmenbedingungen für Minengesellschaften?
Es kommt ein monetärer und fiskalpolitischer Schub, wie wir ihn so noch nie erlebt haben. Von politischer Seite besteht ferner durch den Ausbau von erneuerbaren Energien und dem Vorantreiben der Elektromobilität grosse Unterstützung für Basismetalle.
Wie sind die Minengesellschaften diesbezüglich aufgestellt?
Viele der grossen diversifizierten Minenkonzerne sind noch stark abhängig von den Eisenerzpreisen. Viele wollen aber weiter vor allem bei Kupfer und Nickel wachsen.
Und wie läuft die Gewinnentwicklung?
Bei den aktuellen Rohstoffpreisen verdienen die grossen Minenkonzerne sehr viel Geld, die Cash-Generierung ist auf Rekordniveaus. Schulden zurückzuzahlen ist im derzeitigen Niedrigzinsumfeld nicht zwingend notwendig. Auch massive Investitionen sind unwahrscheinlich. Da erscheinen steigende Ausschüttungen an Aktionäre sehr wahrscheinlich.
Link zum Disclaimer
Stefan Breintner ist Leiter des Bereichs Research & Portfoliomanagement. Seit Juli 2019 ist er zudem Co-Fondsmanager des «DJE - Zins & Dividende», des «DJE - Dividende & Substanz» sowie des «DJE - Asia High Dividend». Darüber hinaus ist er verantwortlich für den «DJE Gold & Stabilitätsfonds» und den «DJE - Gold & Ressourcen». Vor und während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre in Regensburg arbeitete er für ein mittelständisches Unternehmen der Öl- & Gasindustrie. Seit 2005 ist Stefan Breintner bei der DJE Kapital AG.