Halbjahresbilanz aus Sicht einer Vola-Boutique

03.07.2020
Herr Wiegelmann, wie bewerten Sie das erste Halbjahr 2020 aus Sicht einer Vola-Boutique?
Das erste Halbjahr 2020 war für uns zugleich herausfordernd und spannend wie lange nicht mehr. Aus Marktsicht dominierte natürlich die Coronakrise, aber auch die starke Erholung im zweiten Quartal ist bemerkenswert. Auch an den Volatilitätsmärkten gab es einige neue Rekorde. Beispielsweise hat der VIX im März ein neues Allzeithoch - höher als in der Finanzkrise 2008 - erzielt und lag im gesamten zweiten Quartal, bis auf einen Tag, immer oberhalb der 25-Punkte-Marke. Dies zeigt deutlich das veränderte Umfeld im Volatilitäts- und Risikoprämienumfeld. Gleichzeitig haben die vergangenen sechs Monate und insbesondere die Krise zu vielen Entwicklungen im Bereich der Volatilitätsprodukte geführt. In der Presse waren neben den wenigen positiven Fonds vor allem die hohen Verluste und Fondsliquidationen dominierend.
Viel Presse - positiv wie negativ - für Volatilitätsprodukte. Wie gehen Sie damit um?
Aufmerksamkeit für das Anlagesegment ist aktuell definitiv gegeben, was wir als Anbieter solcher Produkte per se begrüssen. Auch wenn natürlich die negativen Entwicklungen mancher Fondsanbieter aktuell noch etwas im Vordergrund stehen, sehen wir langsam einen Wandel. Man kann sowohl auf Investorenseite als auch medial beobachten, dass hier nun auch genauer hingesehen wird, was exakt sich hinter dem Überbegriff «Volatilität» verbirgt. Diese Differenzierung war unserer Meinung nach überfällig.
Was bedeutet das für volatilitätsbasierte Anlagestrategien?
Winston Churchill wusste schon: Jeder Krise obliegt auch eine Chance. In diesem Falle eine Chance für Investoren, Volatilitätsstrategien nicht pauschal zu betrachten, sondern die durchaus sehr heterogenen Ansätze differenziert zu bewerten und angemessen einzusetzen. Und eine Chance für die Produktanbieter, durch eine hohe Transparenz und gute Aufklärung den Investoren ein wichtiges Einsatzwerkzeug an die Hand zu geben, um ein Portfolio robuster und diversifizierter aufzustellen.
Ihr Produkt «Athena» konnte im ersten Halbjahr positiv performen. Spüren Sie das schon auf Anlegerseite?
Wir konnten in den letzten Monaten die Assets in unserer Volastrategie deutlich erhöhen, da wir bereits seit 2018 ein deutlicher schwankendes Marktumfeld haben und entsprechend ein Anziehen der Fondsrendite. Wir sehen verstärkt Interesse von Vermögensverwaltern und Family Offices, die negativ korrelierte Lösungen für ihr Portfolio suchen. Aber auch von institutionellen Investoren, die die Strategie in ein Master-KVG-Konstrukt oder auch als Overlay einsetzen.
Nach dieser Bilanz für die erste Hälfte: was erhoffen Sie sich fürs zweite Halbjahr 2020?
Wir gehen davon aus, dass die hohen Schwankungen uns noch etwas erhalten bleiben und entsprechend die Performance unserer Produkte weiter anziehen wird. Nachdem wir im März den besten Monat seit Fondsauflage hatten, wollen wir nun auch das beste Jahresergebnis (bisher 2008 mit +11,87 Prozent) erzielen. Hier sind wir mit einer Performance von +5,85 Prozent per Ende Juni auf einem guten Weg.
Auch erachten wir das Volatilitätssegment an sich als äusserst attraktiv. Unter anderem deshalb investieren wir weiter in dieses Segment. Im Zuge dessen konnten wir im Juni bereits einen neuen Fonds auflegen, der ebenfalls das Thema Volatilitätsprämien abbildet und unsere Produktpalette ergänzen soll.
Link zum Disclaimer
Thomas Wiegelmann ist Vorstand der CCPM AG. Vor seinem Einstieg 2006 bei dem Anbieter von Liquid-Alternative-Produkten war er in leitender Funktion bei der Baader Bank AG tätig. Die CCPM AG mit elf Mitarbeitenden in Frankfurt ist spezialisiert auf alternative Investmentlösungen in Publikums- und Spezialfondsmandaten. Aktuell verwaltet das Team über 570 Mio. Euro, den Grossteil in volatilitätsbasierten Anlagestrategien.