HANetf stellt sich vor: Schwellenmärkte und die digitale Revolution

21.06.2020
Herr Carter, Ihr Unternehmen hat seinen Sitz in San Francisco, einem wohlhabenden Technologie-Hub, Sie haben Ihre Karriere jedoch Schwellenländern gewidmet. Ein ziemlicher Kontrast, wie kamen Sie dazu?
Das Leben in der Bay Area hat mir sicherlich einen hautnahen Einblick gegeben in das Wachstum der Technologiebranche und hat in vielerlei Hinsicht zur Konzeption unserer EMQQ-Emerging-Markets-Strategie beigetragen. Als ich im Laufe der Zeit miterlebte, wie die technologischen Innovationen aus dem Silicon Valley meine Lebensweise unmittelbar veränderten, wusste ich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es auch andere Regionen erreicht. Insbesondere Schwellenmärkte fielen mir dabei ins Auge, denn dort werden die Auswirkungen noch viel tiefgreifender sein, weil diese Märkte sehr gross sind und gleichzeitig von einem niedrigeren wirtschaftlichen Niveau kommen. Nach einer anfänglichen Partnerschaft mit Dr. Burton Malkiel, dem Autor von «A Random Walk Down Wall Street», habe ich eine Reihe von China-Indexfonds aufgelegt. Unser Team verbrachte die meiste Zeit damit, nach China zu reisen, um dessen Wachstumsgeschichte besser zu verstehen und dabei wurde deutlich, dass die Digitalisierung nicht an geographischen Grenzen Halt macht. So entstand unser heutiger Fokus auf Schwellenländer.
Warum haben Sie sich für den Markteintritt in Europa gemeinsam mit HANetf entschieden?
Heutzutage ist jeder Vermögensverwalter weltweit in irgendeiner Form in Schwellenländern investiert. Aus meiner persönlichen Erfahrung sind die genutzten Investmentstrategien jedoch oft nicht gut geeignet, um das tatsächliche Wachstum in diesen Märkten zu erfassen. Ich glaube, dass unsere EMQQ-Strategie Anlegern eine bessere Möglichkeit dafür bietet. Nach positiver Resonanz in den USA entschlossen wir uns, einen Partner zu suchen, der uns bei der Expansion nach Europa helfen würde. Neben der technischen Implementierung des ETF wollten wir vor allem jemanden, der uns beim Vertrieb in den lokalen europäischen Märkten unterstützten konnte. HANetf hatte gerade sein europäisches Geschäft im Jahr 2018 aufgenommen und war mir von einem Geschäftskollegen empfohlen worden. Kurz darauf wurden wir zu ihrem allerersten Partner.
Welchen Mehrwert können Anleger von Ihren ETFs erwarten?
Wenn Sie sich die Wertentwicklung des MSCI oder FTSE Emerging Market Index ansehen, werden Sie feststellen, dass Anleger im Zeitraum von 2009 bis 2019 mit einem verlorenen Jahrzehnt konfrontiert waren. Der Grund dafür ist recht einfach. 30 Prozent dieser Indizes bestehen aus staatlichen Unternehmen. Diese Unternehmen sind nicht repräsentativ für das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern und Anleger sollten sie daher meiden. Schwellenmärkte sind bevölkerungsmässig bei weitem die grösste Region der Welt, und dank des schnell steigenden Wirtschaftswachstums werden die Menschen dort immer wohlhabender und konsumieren mehr. Der Aufstieg des Verbrauchers ist die wahre Wachstumsgeschichte. Da in vielen Ländern aber keine flächendeckende Infrastruktur vorliegt, bestehend aus Geschäften oder Banken, migrieren Verbraucher in die digitale Welt. Dank der steigenden Erschwinglichkeit von Smartphones kann eine rapide wachsende Anzahl von Verbrauchern über das Internet auf Waren und Dienstleistungen zugreifen. Die grossen Nutzniesser dieser Entwicklung sind Internet- und E-Kommerz-Unternehmen. Unsere EMQQ-Strategie erfasst alle diese Unternehmen und lässt Investoren an ihrem Wachstum teilnehmen.
Wenn Sie Anlegern Ihre Strategie vorstellen, erzählen Sie gerne Anekdoten von Ihren Reisen in Schwellenländer. Welche Erfahrungen haben sich besonders eingeprägt?
Von den vielfältigen Ländern, die ich bisher bereisen durfte, hat sich China mitunter am meisten eingeprägt. Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war meine letzte Reise nach Nanjing. Als ich an einem warmen Tag am Bahnhof auf meinen Zug wartete, wollte ich an einem Kiosk eine Flasche Wasser mit einer Renminbi-Banknote kaufen. Als ich den Geldschein über die Theke schob, wurde ich mit einem höflichen Kopf- und Handschütteln konfrontiert und auf ein Schild verwiesen mit der Aufschrift «Nur QR-Code». Auf der Suche nach einer Wasserflasche verlies ich die Station und gelang oben auf der Strasse auf einen Freiluftmarkt, auf dem man jedes erdenkliche Lebensmittel aus der Region, einschliesslich lebender Tauben, mit einem QR-Code kaufen konnte. In diesem Moment wurde mir klar, dass die Einführung digitaler Zahlungen in China nicht erst am Anfang steht, sondern weiter vorangeschritten ist als bei mir zu Hause im Silicon Valley. Die mobilen Zahlungsplattformen von Alibaba und Tencent haben bereits beide mehr als eine Milliarde Nutzer und stellen einen der grossen wirtschaftlichen Wachstumstreiber dar, sowohl in China als auch den umliegenden asiatischen Märkten. Das beflügelt nicht nur das Wachstum dieser beiden Unternehmen, sondern erlaubt vielen anderen Unternehmen ihre Waren über diese Plattformen digital abzuwickeln und somit ihr Geschäft rapide auszubauen.
Was können unsere Leser in der Schweiz dieses Jahr von Ihnen erwarten?
Die Schweiz ist ein wunderschönes Land, in das ich gerne reise, und ich hatte bereits im vergangenen Jahr das Vergnügen, unseren Ansatz in einem Raum voller Investoren in Zürich vorzustellen. Das Feedback war sehr positiv und da wir inzwischen auch lokal an der SIX kotiert sind, möchte ich Investoren in weiteren Städten und Regionen wie beispielsweise Bern, Basel, Luzern, Genf und Lausanne treffen. Unser Fonds nähert sich der 100 Millionen-US-Dollar-Marke, unter anderem dank dem Vertrauen einiger Schweizer Investoren, und wir glauben, dass sich die Schweiz zu einem unserer wichtigsten Märkte entwickeln wird, da die Anleger anspruchsvoll sind und innovative Anlagelösungen schätzen.
Link zum Disclaimer
Kevin Carter ist der Gründer von EMQQ, eines auf Schwellenmärkte spezialisierten Investmentspezialisten. Zuvor war er Gründer und CEO von AlphaShares, einer Investmentfirma, die in Zusammenarbeit mit Guggenheim Investments fünf Emerging Markets ETFs in den USA aufgelegt hat. Kevin Carter erhielt einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der University of Arizona und begann seine Karriere 1992 bei Robertson Stephens & Company.