Hohe Entschädigung für Hochzinsanleihen


16.12.2015
Herr Jeggli und Frau von Waldkirch, Hochzinsanleihen haben dieses Jahr eine sehr heterogene Entwicklung hinter sich (Euro HY: + 2 Prozent, US HY: - 5 Prozent, Global HY: - 2,3 Prozent). Warum sollten Investoren ausgerechnet jetzt schrittweise Opportunitäten in dieser Anlageklasse wahrnehmen?
Die Bewertung ist heute verglichen zum Jahresanfang bedeutend attraktiver geworden und die Ablaufrendite des BofA Global High Yield Index ist von 6 Prozent auf knapp über 8 Prozent angestiegen. Dies signalisiert höhere Ausfallraten für die Zukunft. Doch mit einer global nach Regionen und Sektoren diversifizierten Strategie kann man die gegenüber Staatsanleihen um 7,9 Prozent höhere Entschädigung nutzen, indem man schrittweise in diese Anlageklasse investiert. Zusätzlich bieten High-Yield-Anleihen auch einen wertvollen Aktienersatz mit tieferer Volatilität und geringerem Drawdown.
Das makroökonomische Umfeld ist herausfordernd und die Ausfallraten sind in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Ist dies ein ernstzunehmendes Risiko für Anleger?
Die Ausfallraten bewegen sich aktuell mit 2,3 Prozent unter den langfristigen Mittelwerten von 4 Prozent. Die diesjährigen Ausnahmen dazu bilden die Sektoren Energie (4 Prozent) und Grundstoffe (über 10 Prozent). Hier sendet der Markt klare Signale an den Investor. Wir raten Anlegern in fragilen Regionen (Lateinamerika, USA) oder Branchen (Öl und Metalle), keine Experimente in Einzeltiteln zu wagen. Diversifikation und hohe Kompetenz in der Bonitätsanalyse sind wichtiger denn je.
Warum erachten Sie die Kreditanalyse als zentrales Element in der Beurteilung von hochverzinslichen Anleihen?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es sich lohnt, sehr viel Managementkapazität in die Titelanalyse zu stecken. Erfolgreiche Manager zeichnen sich nicht nur durch eine gute Regionen- und Sektorenwahl aus, sondern auch durch das Vermeiden von Ausfällen und grossen Ratingrückstufungen vom Investment-Grade in den Non-Investment-Grade-Bereich. Das Meiden von Titeln wie Abengoa oder Phones4u (vor der Insolvenz) sowie Tesco (Downgrade ins Non-Investment Grade) waren wichtige Einflussfaktoren der Performancegenerierung in 2015.
Top-Down oder Bottom-Up: Welcher Ansatz verspricht die höchsten Renditen?
Es ist die erfolgreiche Kombination beider Ansätze, die den Unterschied macht. Für uns ist ein stringenter und klar definierter Investment-Prozess zentral, der quantitativ messbar ist. Es nützt wenig, wenn man die beste Region (2015: Europa) wählt, dann aber bei der Titel-Analyse auf das insolvent gehende Unternehmen Abengoa setzt. Grundsätzlich analysieren wir fünf Alpha Quellen - drei Top-Down (Credit Exposure, Zins-Exposure und Regionen/Sektoren) sowie zwei Bottom-Up (Kreditanalyse und Relative Value). Wöchentliche Strategiemeetings und quartalsweise Performance- und Prozess-Reviews runden unseren Prozess ab.
Der Fisch Bond Global High Yield Fund wird demnächst zehn Jahre alt und hat seit seiner Lancierung die Benchmark deutlich geschlagen. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Wir bei Fisch profitieren vom intensiven Wissenstransfer zwischen unseren Wandelanleihen- und Fixed-Income-Portfolio-Spezialisten. Der tägliche Informationsaustausch, die Beurteilung von Relative-Value-Opportunitäten und Risiken sowie die monatliche Festlegung der taktischen Bandbreiten führt strategieunabhängig zu einheitlichen Positionierungen und robusten Renditen. Unser starker Fokus auf die Kreditanalyse und die Titelüberwachung reduziert zudem die Ausfallrisiken. Im Vergleich zum Referenzindex erzielen wir dadurch eine deutliche Outperformance.
Sie weichen in Ihrer Sektorallokation teilweise sehr deutlich von der Benchmark ab und haben unter anderem im Konsumgütersektor ein deutliches Übergewicht. Hat dies einen bestimmten Grund?
Hohe Überkapazitäten im Rohstoffsektor sowie der Zerfall des Erdölpreises liessen uns ab Spätsommer 2014 eine klare Untergewichtung in diesen Sektoren einnehmen. Wir kamen zudem zum Schluss, dass sich diese deflationären Tendenzen kurz- und langfristig sehr positiv auf die Hersteller von Konsumgütern (tiefere Einstandspreise) wie auch auf die Konsumenten (mehr Geld für Konsum) auswirken werden. Diese Erfahrung untermauerte erneut, dass im High-Yield-Bereich aktives Management gegenüber passiven Strategien klare Vorteile bringt.
Peter Jeggli begann seine Laufbahn im Jahr 1987 in der Bonitätsabteilung von Credit Suisse, Zürich. Von 1989 bis 1995 war er für Credit Suisse First Boston in London und New York tätig und absolvierte zu dieser Zeit die Credit Suisse International Banking School. 2001 wechselte er zu Braun, von Wyss & Müller. 2003 gründete er gemeinsam mit Daniel Pfister das unabhängige Unternehmen Credit View (I-CV) und begann, eng mit Fisch zusammenzuarbeiten. Seit 2012 ist er vollständig für Fisch Asset Management als Portfolio Manager und Leiter Kreditanalyse tätig. Claudia von Waldkirch startete ihre berufliche Karriere als Trainee bei der Zürcher Kantonalbank. Es folgte eine Anstellung im Bereich Volatilitätsmanagement bei der Credit Suisse in New York sowie eine Position als Aktien- und Anleihenanalystin bei der Zürcher Kantonalbank. Seit 2011 ist sie Portfolio Managerin und Mitglied des Unternehmensanleihe-Teams von Fisch. Claudia von Waldkirch hat an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich Betriebswirtschaft studiert und ist Certified International Investment Analyst (CIIA) sowie Certified Financial Risk Manager (FRM).