«Ich investiere weiterhin geografisch breit diversifiziert»

20.01.2016
Herr Tomlins, Ihr Fonds bietet Investoren erstmals Zugang zu einem völlig neuen Markt und damit die Möglichkeit, den Wert ihrer Anleiheninvestments vor steigenden Zinsen zu schützen. Wie geht das?
Der M&G Global Floating Rate High Yield Fund, aufgelegt im September 2014, ist besonders für Anleger interessant, denen es um attraktive laufende Erträge geht, die aber zugleich über die negativen Auswirkungen steigender Zinsen besorgt sind. Der Fonds investiert in eine weltweit diversifizierte Auswahl variabel verzinslicher Hochzinsanleihen (Floating Rate Notes) und ist nach unserer Kenntnis der erste Retail-Publikumsfonds in der Schweiz, der ausschliesslich in diesem stetig wachsenden Segment anlegt.
Können Sie uns einen allgemeinen Überblick über den Anleihenmarkt geben? Was sind die grössten Risiken und wo finden sich die besten Gelegenheiten?
Die Anleihenmärkte wurden von Volatilität dominiert, was hauptsächlich an den Ereignissen in China und den Schwellenmärkten liegt. Hinzu kamen Sorgen um die abgestürzten Rohstoffpreise, insbesondere dem Öl. Dessen ungeachtet hat die US-Notenbank kürzlich angedeutet, dass die Turbulenzen im Fernen Osten nur einen eingeschränkten Einfluss auf weitere Zinserhöhungen in den USA haben werden. Angesichts der ebenfalls positiven Daten zur britischen Wirtschaftslage würde ich von einer Zinserhöhung der Bank of England irgendwann im 2016 ausgehen, wenn die Lohninflation anzieht.
Angesichts der Aussichten auf weitere Zinserhöhungen in den USA und Grossbritannien und den sich schrittweise verbessernden Wirtschaftsbedingungen in diesen Ländern glaube ich, dass variabel verzinsliche Hochzinsanleihen innerhalb des Anleihenmarktes weiterhin eine attraktive Option sind. Sie bieten nicht nur einen gewissen Schutz gegen neue Turbulenzen im Segment der Staatsanleihen, sondern generieren auch ein attraktives Einkommen. Investoren profitieren von steigenden Zinsen, wenn diese in Zukunft nach oben korrigiert werden. Dies gesagt, deutet alles auf eine graduelle Zinserhöhung, weshalb die höheren Kupons zwar die laufenden Erträge erhöhen werden, ich hier aber vorerst nicht den Haupttreiber der Renditen sehe.
Kurzfristig denke ich, dass wahrscheinlich vor allem Veränderungen der Spreads den Anlageerfolg beeinflussen werden. Weitere Schwankungen sollten niemanden überraschen. Aus Sicht von Anlegern mit längerfristigem Zeithorizont wird die Anlageklasse durch die jüngste Ausweitung der Spreads jedoch deutlich interessanter. Sie ist jetzt nicht nur aus Einkommensperspektive attraktiv. Hinzu kommt die Aussicht auf solide Kursgewinne im Fall einer künftigen Verengung der Spreads.
Sehen Sie das Risiko eines Crashs im Obligationenmarkt?
Mit Blick auf den anhaltenden Druck auf die Rohstoffpreise könnten einige der weniger soliden Energie- und Bergbauunternehmen sicherlich in schweres Fahrwasser geraten. Doch bewerte ich die Anleihenmärkte und insbesondere Hochzinsanleihen immer noch positiv. Die Credit Spreads haben sich in den letzten Monaten erheblich ausgeweitet. Ich denke, dass die Marktreaktion etwas zu viel des Guten war. Die Fundamentaldaten bleiben nämlich solide.
Angesichts wieder steigender Sätze haben die Unternehmen die Gelegenheit genutzt, ihre Schulden für die nächsten Jahre zu historisch tiefen Zinsen zu refinanzieren. Gleichzeitig sollten es die insgesamt vorteilhaften Wirtschaftsbedingungen erlauben, dass Unternehmen ihre Gewinne steigern und ihre Bilanzen stärken können. Ausserhalb des Energie- und Rohstoffsektors erwarte ich keinen signifikanten Anstieg in den Ausfallraten. Weitere Volatilität ist wahrscheinlich. Doch erwarte ich, dass Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont jetzt eine gute Gelegenheit erhalten, von attraktiven Credit Spreads zu profitieren, welche das Risiko von Ausfällen mehr als kompensieren.
Welche Strategien (Duration, Segmente, Ratings) sind für die Investoren im gegenwärtigen Marktumfeld am profitabelsten?
Vor dem Hintergrund weiterer Volatilität an den Finanzmärkten bevorzuge ich nichtzyklische Unternehmen wie Kabelnetzbetreiber, weltweite Verpackungsunternehmen und Einzelhändler im Konsumbereich. Um eine möglichst hohe Einbringungsquote für den Fall sicherzustellen, dass ein Unternehmen in finanzielle Schieflage gerät, würde ich eine beträchtliche Allokation in vorrangig besicherten Anleihen halten, die mit physischen Assets wie Industrieanlagen oder Kabelnetzen unterlegt sind.
Der Fonds wird weiterhin geografisch breit diversifiziert sein - dies mit einem Schwerpunkt auf wirtschaftlich stärkere Länder wie die USA und Grossbritannien. Europäische Hochzinsanleihen sind nur limitiert dem Energiesektor ausgesetzt und profitieren von den weiteren Stimulierungsmassnahmen der EZB. Da sehe ich einige gute Anlagemöglichkeiten. Trotzdem bevorzuge ich aufgrund der stärkeren Wirtschaftsentwicklung und den höheren Renditen den US-Hochzinsmarkt.
Hochzinsanleihen wurden im letzten Jahr stark nach unten korrigiert. Warum sollten Investoren auf diese Anlageklasse setzen und zu welchem Risiko?
Die jüngste Ausweitung der Spreads wurde von keiner signifikanten Verschlechterung der Fundamentaldaten begleitet - dies sicher ausserhalb des Energie- und Rohstoffsektors. Wichtigster Faktor für die Renditen sind auf mittlere Sicht die Spreads von Unternehmensanleihen im Verhältnis zu den Ausfallquoten. Auf dieser Basis bin ich zuversichtlich für Hochzinsanleihen. Ich denke, die jüngste Ausweitung hat tatsächlich einen guten Einstiegspunkt für potenzielle Investoren geschaffen.
Variabel verzinsliche Papiere verzeichnen normalerweise keine allzu gute Wertentwicklung. Warum sollte man in diese Anleihenkategorie investieren?
Floating Rate Notes eignen sich am besten für Investoren mit einer positiven Haltung zu Unternehmensanleihen, die sich aber gleichzeitig gegen die negativen Effekte durch steigende Zinsen oder schwächelnde Staatsanleihen während eines Ausverkaufs absichern möchten. Man bekommt im Leben jedoch nichts geschenkt, und die Strategie kommt mit dem Risiko der Opportunitätskosten. In einem Marktumfeld ohne zukünftige Zinserhöhungen und einem langfristigen Nullzinsszenario würden lang laufende, festverzinsliche Papiere am meisten profitieren.
James Tomlins kam 2011 zu M&G und wurde noch im gleichen Jahr zum Fondsmanager des M&G European High Yield Corporate Bond Fund ernannt. Im Januar 2014 wurde er Co-Manager des M&G Global High Yield Bond Fund, nachdem er zuvor zwei Jahre als stellvertretender Fondsmanager des Fonds tätig war. Seit seiner Auflegung im September 2014 managt James Tomlins ausserdem den M&G Global Floating Rate High Yield Fund.
Er ist Spezialist für Hochzinsanleihen mit einer zehnjährigen Berufserfahrung in diesem Bereich. Zuvor hat er als Analyst und später auch als Fondsmanager bei Cazenove Capital Management gearbeitet. Vor seiner Zeit bei Cazenove war James Tomlins ein Jahr bei KBC Alternative Investment Management sowie davor drei Jahre lang bei Merrill Lynch Investment Managers tätig. Tomlins ist Chartered Financial Analyst (CFA). Er besitzt einen MA-Abschluss in Geschichte sowie ein Graduiertendiplom in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Cambridge.