«Ich schlafe gut, weil die Positionen gut diversifiziert sind»

18.09.2014
Herr Leech, was unterscheidet Ihren Anleihefonds von anderen Fonds?
Wenn es etwas gibt, das wir mit Sicherheit managen können, ist es Volatilität. Daher haben wir keine expliziten Renditevorgaben. Normalerweise liegt die Volatilität zwischen 5 Prozent und 10 Prozent. Die Grenze liegt bei 10 Prozent, darüber hinaus dürfen wir nicht gehen.
Ausserdem unterscheidet sich unser Fonds gegenüber anderen Makro-Hedge-Fonds, welche aussergewöhnlich konzentrierte Wetten eingehen und sehr, sehr scharfe Stop-Losses haben. Wir verfügen über eine grössere Palette an Investitionsmöglichkeiten, dürfen diese Positionen längere Zeit halten und verzichten auf Hebelinstrumente. Wir haben keine harten Stop-Losses.
Wie reagieren Sie, wenn sich der Markt entgegen Ihrer Überzeugung entwickelt, Sie aber immer noch der gleichen Meinung sind?
Wenn der Markt sich entgegen Ihrer Meinung entwickelt, sind Sie gezwungen, schnell zu handeln - ob Ihre Vermutung stimmt oder nicht. Diesen Mechanismus wollten wir in unserer Strategie verhindern. Benchmarkunabhängige Fonds bieten mehr Vorlaufzeit zum Handeln als solche mit sehr harten Stop-Losses und starker Hebelwirkung. Entwickelt sich eine Position entgegen unseren Erwartungen, spielen wir auf Zeit. Wir reduzieren die Position ein wenig, richten das Portfolio neu aus und reduzieren dann wieder ein bisschen mehr.
Wie haben Sie in der Vergangenheit in schwierigen Situationen reagiert?
Von Juni bis August 2013 herrschte ein wirklich schlechtes Umfeld für uns. Es war die Zeit, nachdem die Fed im Mai ihr Tapering angekündigt hat. Damals haben wir die Duration ausgeweitet sowie unsere Positionen in den Schwellenländern ausgebaut. Wir dachten, dass sich die Zinsen bereits zu stark entwickelt hätten. Wir gingen nicht davon aus, dass die Wachstumsrate so hoch sein würde wie von der Fed angenommen. So haben wir sowohl unsere Laufzeit als auch unsere Positionen in den Wachstumsmärkten ausgebaut.
Wir realisierten dann, dass unsere Duration in Gefahr ist. Als sogar noch beunruhigender erwies sich unser Engagement in Schwellenländer-Währungen. Daher haben wir diese Währungspositionen und die Laufzeiten gekürzt, in dem wir Calls verkauft haben. Zudem haben wir grosse Teile unseres Portfolios neu am kurzen Ende der Zinskurve positioniert. Die Fed hat klar gemacht, dass sie dort nicht an der Zinsschraube drehen wird.
Gibt es Positionen, die Sie nachts wach halten?
Als erstes möchte ich sagen, dass ich gut schlafe, weil die Positionen gut diversifiziert sind. Aber ein Szenario mit viel höheren Zinsen und einem gleichzeitig starken globalen Wirtschaftswachstum auf einer nachhaltigen Basis würde mich beunruhigen. In einem solchen Szenario hätten wir höhere Zinsen und somit Druck auf die Spreads - und das kann ziemlich übel sein. Daher berücksichtigen wir eine Vielzahl von Strategien. Eine viel stärkere Wirtschaft wäre für uns zwar ein herausforderndes, aber ein zu bewältigendes Problem.
Und was wäre bei einer globalen Rezession der Fall?
Eine solche Krisensituation wäre ebenfalls herausfordernd. Unsere Kreditpositionen könnten unter Druck geraten, was zu zwei Problemen führen würde: zu einem Gewinn-/Verlust-Problem sowie einem Problem mit der Liquidität. Das ist einer der Gründe, weshalb wir Derivative mögen. Damit können wir ziemlich schnell auf Veränderungen reagieren. Und es ist auch ein Grund, warum wir vor allem im Investment-Grade-Bereich investieren.
Ken Leech ist Co-Chief Investment Officer bei Legg Mason Western Asset und Portfoliomanager des Legg Mason Western Asset Macro Opportunities Bond Fund. Leech verfügt über 36 Jahre Branchenerfahrung und ist seit 1990 bei Legg Mason Western Asset. Zuvor war er Portfoliomanager bei Greenwich Capital Markets, Fixed-Income-Manager bei The First Boston Corporation und Portfoliomanager bei der National Bank of Detroit. Leech verfügt über einen M.B.A. und B.S. der Wharton School (Universität von Pennsylvania).