«In der noch relativ jungen ETP-Branche ist immer etwas los»

08.09.2014
Frau Kalhammer, Sie publizieren als «ETF-Guru» jeden Montag auf der bekannten Schweizer ETF & ETP Plattform 10×10.ch eine ETF-Kolumne. Ihr Markenzeichen ist ein Turban und ein langer weisser Bart. Wie kam es dazu?
Mit dem Turban, den buschigen Augenbrauen und dem langen Bart wird nur meiner Weisheit Rechnung getragen. Als «allwissender» Lehrer werfe ich einmal die Woche den Blick meines dritten Auges auf die Entwicklungen der ETP-Branche und interpretiere die Ereignisse für die Allgemeinheit. Doch eigentlich würde ich es ganz wie der griechische Sophist Lukian halten: «Wenn ein Bart tragen Weisheit bedeutet, dann wäre ein Ziegenbock auf gleichem Niveau mit Plato.»
Können Sie uns verraten, wie Sie zu all diesen Informationen gelangen? Braucht viel Zeit, oder?
Die Informationen fliegen mir nur so zu, dank der zahlreichen Pressemitteilungen der ETP-Gemeinde. Zusätzlich sammle ich Daten auf Twitter und unzähligen News-Portalen. In der noch relativ jungen ETP-Branche ist immer etwas los, da muss man nicht krampfhaft nach Neuigkeiten suchen. Auch das Sommerloch ist ausgefallen und wurde mit Branchennews, Neuemissionen und zahlreichen Kostensenkungen gefüllt. Und überhaupt, ich spiele gerne Mäuschen, so frage und erfahre ich gerne etwas mehr als die anderen.
Und wie sind die Reaktionen seitens der Leserschaft?
Ich denke, der «Guru» hat sich zu einem erfrischenden Wochenrück- und Ausblick entwickelt, den auch die Leserschaft durchaus zu schätzen weiss. Nichts ist heute wertvoller als Zeit und da kommt ein solches zusammenfassendes Format für viele wie gerufen.
Sie sind die einzige ETF-Medien-Front-Frau in der deutschsprachigen Schweiz. Was sind Ihre Erfahrungen in diesem doch recht harten Geschäft?
Glücklicherweise habe ich das Geschäft bislang nicht als hart erlebt. Ja, es ist durchaus männerlastig, aber das ist doch die gesamte Finanzwelt. Daran hat man sich schnell gewöhnt. Ich fühle mich in der Branche rundum wohl und geniesse es, die Innovation ETF und ihren Erfolg jeden Tag mitzuerleben.
Doch längst ist nicht alles rosig in der Branche.
Das ist wahr. Beispielsweise haben sich die Emittenten in den vergangenen Jahren sehr bemüht, einfacher und transparenter zu werden. Doch gerade in der Schweiz fehlt der entscheidende Schritt noch - der Einzug in die Portfolios der Privatanleger. Die Vielfalt ist schön und gut, doch der weniger erfahrene Anleger dürfte wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Mit der 10×10 Plattform und dem 10×10 PDF-Magazin versuchen wir den Anleger an der Hand zu führen, seine Fragen zu beantworten und seinen Wissensdurst zu stillen.
Wenn Sie gerade keine ETF-Guru-Kolumne schreiben, was machen Sie dann?
Ich schreibe eigentlich immer. Da unsere Publikationspalette ausserdem das Wirtschaftsmagazin PUNKT und unsere Verlagsbeilage «Anlegen mit Weitsicht» in der «Finanz und Wirtschaft» umfasst und wir auch regelmässig Wirtschafts- und Finanzevents veranstalten, sind meine Aufgaben sehr abwechslungsreich und kein Tag wie der andere.
Sie können sich also über keine Langeweile beklagen…
Nein, durchaus nicht. Das aber nicht nur dank unser vielfältigen Publikationen und Veranstaltungen. Auch die Finanzbranche wartet immer wieder mit neuen Innovationen auf. Das nächste grosse und vor allem heisse Thema heisst Finance 2.0. Während die Schweiz in der ETF-Welt durchaus eine gute Position hat, hinkt sie in Sachen Digitalisierung und Innovation weit hinterher. Bereits seit dem vergangenen Jahr rücken wir das Thema verstärkt in den Fokus, hier warten wir noch mit einigen Überraschungen auf.
Barbara Kalhammer ist seit Ende 2009 Wirtschaftsredaktorin bei financialmedia AG. Sie schreibt unter anderem für 10x10, den führenden ETF-Newsletter der Schweiz, sowie fürs PUNKTmagazin. Nach ihrem Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien arbeitete Kalhammer beim online Wirtschafts-/Wertpapierportal «Börse Express», wo ihr Schwerpunkt auf Immobilien, Obligationen und Zertifikaten lag. 2008 wechselte sie in die Schweiz zur Wirtschaftstageszeitung «cash daily». Ihr Themenspektrum reicht von Strukturierten Produkten über Rohstoffe bis hin zu Währungen.