«In unseren Portfolios schlagen jedes Jahr 70 bis 80 Prozent aller Manager die Benchmark oder die Peergruppe»

28.07.2017
Herr Bürki, Sie zählen zu den bekannten Fondsanalysten in unserem Land. Wie läuft ein Arbeitstag bei Ihnen üblicherweise ab?
Ein Fondsmanager verdient mehr Geld, wenn er mehr Geld verwalten kann. Er hat also ein persönliches Interesse daran, mir das zu erzählen, was er denkt was ich hören will und nicht unbedingt die Wahrheit. Die Aufgabe ist daher durchaus mit einem Detektiv vergleichbar. Nur wenn man gut vorbereitet ist und bereits viele Informationen hat, kommt man zum Ziel. Schlussendlich ist die Arbeit aber weniger spektakulär als die Meisten denken. Um die richtigen Manager zu finden braucht es viel Fleiss und Disziplin.
Ihr Credo lautet: nicht in Fonds investieren, sondern in Menschen. Können Sie das näher erklären?
Uns interessiert, wer wirklich den Anlageentscheid trifft; und das sind nicht Firmen oder Organisationen sondern immer Menschen. Dieser Person wollen wir in die Augen schauen und wissen wie sie tickt.
Jeder Mensch hat Vorlieben und Dinge, die er nicht gerne hat. Ein erfolgreicher Fondsmanager, der vor 20 Jahren seine Karriere als Analyst des Bankensektors begonnen hat, wird auch heute den Finanzsektor immer Benchmark- oder übergewichtet haben, weil er den Sektor gut kennt. Der Fondsmanager hat demnach von 2007 bis 2016 tendenziell schlechter Abgeschnitten als die Konkurrenz aber seit im Herbst 2016 der Finanzsektor wieder zulegt, ist er an der Spitze der Rangliste. Man muss also den Bias des Managers mit der aktuellen Marktlage verknüpfen.
Dies ist unser vorausschauendes Fondsresearch, das sich stark von der Konkurrenz abhebt, die fast alle nur rückwärts gerichtet sind.
Welchen Mehrwert bietet Ihr Unternehmen, und wer sind Ihre Kunden?
Unser Mehrwert ist die langjährige Erfahrung des Teams und der oben beschriebene und über Jahre weiterentwickelte vorwärts gerichtete Research-Ansatz.
Unsere Kunden sind sowohl Banken und Vermögensverwalter aber auch via das Multi-Family Office, Marmot Investment Office, Privatkunden.
Finanzmedien werden nicht müde zu schreiben, es gäbe nur wenige erfolgreiche aktiv verwaltete Fonds. Wie viele sind es eigentlich unter dem Strich?
Die Finanzmedien schreiben oft, dass nur 20 Prozent der Fonds erfolgreich sind. Rund 50 Prozent aller in der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Anlagefonds können den Benchmark schon von der Theorie her nicht schlagen. Es sind passiv verwaltete Produkte mit einer hohen aktiven Gebühr. Nimmt man alle diese Fonds aus der Statistik raus, steigt die Zahl der erfolgreichen Fonds bereits auf leicht über 50 Prozent.
Je länger der Zeithorizont der Betrachtung, desto weniger Fonds sind erfolgreich. Selbst Warren Buffett, einer der weltweit besten Investoren, hat in einem Finanzmarktzyklus von zwölf Jahren mindestens 3 bis 4 Jahre eine Rendite, die schlechter ist als der Markt. Dennoch ist er einer der reichsten Menschen der Welt.
Wir schränken das Universum wie oben beschrieben sinnvoll ein, wählen die weltweit besten Anlagetalente wie Warren Buffett und setzten sie gemäss ihrem Bias und der aktuellen Lage des langjährigen Finanzmarktzyklus ein. In unseren Portfolios schlagen jedes Jahr 70 bis 80 Prozent aller Manager die Benchmark oder die Peergruppe.
Welche Anlagedauer sollte ein Investor bei Anlagefonds ins Auge fassen?
Wir bleiben Fondsmanager oft zehn Jahre oder länger treu und wechseln mit ihnen, wenn sie die Firma wechseln. Einen Fonds halten wir durchschnittlich drei Jahre. Der häufigste Grund einen Fonds zu wechseln, ist der Wechsel des Fondsmanagers oder wenn das Fondsvolumen zu gross wird und der Manager seine Anlageflexibilität verliert.
Haben Sie noch weitere Tipps für eine gute Anlagestrategie?
Wir bevorzugen unternehmerisch denkende Fondsmanager, die mit ihrem eignen Geld in der Strategie investiert sind. Diese finden wir oft in kleineren hoch spezialisierten Firmen. In den Grossbanken kommen meist Anlage-Komitees zum Einsatz. Das Problem bei Komitees ist, dass wenn es gut läuft, jeder sich den Erfolg auf die Fahne schreibt und wenn es schlecht läuft, jeder dem anderen die Schuld gibt.
Wir bevorzugen klare Entscheidungskompetenzen. Viele Anleger denken, dass bei Star-Manager das Risiko zu hoch ist aber wenn man einige richtig kombiniert und/oder mit ETFs mischt, ist das Risiko trotz hohem Mehrwert gering.
Martin Bürki hat in Bern Betriebs- und Volkswirtschaft studiert und mit dem Master abgeschlossen. Er ist einer der Veteranen der Anlagefondsanalyse in der Schweiz. Er hat für die UBS AG das grösste Team in Europa für die weltweite Fondsanalyse aufgebaut und war aktiv bei der Einführung der offenen Fondsarchitektur beteiligt. Das Team umfasste 18 Analysten in fünf Ländern und es wurden Fondsportfolios im Wert von rund 40 Mrd. Schweizer Franken verwaltet. 2007 hat er die Firma martInvestments gegründet. martInvestments bietet Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und Familiy Offices umfassende Fondsresearch-Dienstleistungen an.