«In vielerlei Hinsicht ist der ETF-Markt wie ein Supermarkt»

Managing Director, Schweiz und Liechtenstein
Source UK Services Ltd, London
source.info
17.11.2014
Herr Mautone, gibt es einen Preiskampf im ETF-Markt?
Es stimmt, dass ETFs immer günstiger werden, vor allem die grössten Benchmark-Produkte. Da der Markt für Beta ETFs immer reifer wird, werden die Anbieter effizienter und die Produkte immer vergleichbarer, somit ist dies eine natürliche Entwicklung. Selbstverständlich zählt auch die Qualität. Ein Fonds muss sowohl Wertentwicklung und Tracking als auch niedrige Gebühren liefern.
Aus welchen Gründen sind die Gebühren insbesondere für ETFs auf den S&P 500 Index so niedrig?
Nach einer Reihe von Gebührensenkungen in diesem Jahr zählen die S&P 500 ETFs heute zu den günstigsten Anlageprodukten auf dem Markt. Auch wir haben die Gebühren auf unseren Source S&P 500 UCITS ETF auf 0,05 Prozent im Juni dieses Jahres gesenkt, und drei andere grosse Fonds werden unter 0,10 Prozent angeboten. Im Gegensatz dazu betragen die durchschnittlichen Gebühren auf die MSCI USA ETFs über 0,20 Prozent. Was ist der Grund dafür? Nun ja, der Skaleneffekt hilft. In Europa sind rund 30 Mrd. Euro in S&P 500 ETFs angelegt und im Vergleich dazu nur 7 Mrd. Euro in MSCI USA ETFs. Anleger, die ein Exposure zum breiten US-Aktienmarkt suchen, haben diese zwei Indizes zur Auswahl. Die Korrelation zwischen den beiden ist sehr stark (in den letzten zehn Jahren 99,9 Prozent), deswegen ist es meiner Meinung nach sinnvoll, das günstigere Produkt auszuwählen.
Für welche Produkte werden in der Regel höhere Gebühren verlangt?
In vielerlei Hinsicht ist der ETF-Markt wie ein Supermarkt. Die «Grundnahrungsmittel» werden zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen angeboten, aber die mehr spezialisierten Produkte sind etwas teurer. Einige Produkte sind auch einfach teurer zu betreiben, in der Regel, wenn die Bestandteile der zugrundeliegenden Indizes weniger liquide oder weniger zugänglich sind. Chinesische A-Aktien sind ein gutes Beispiel. Der Handel mit A-Aktien ist kostspielig und der Besitz von A-Aktien kann komplexe Verwahrungsvereinbarungen mit sich bringen, sodass ein ETF, der chinesische A-Aktien nachbildet, höhere Gebühren als ein ETF auf europäische Aktien hat.
Sind höhere Gebühren auf «smart beta» Produkte gerechtfertigt?
Es gibt eine wachsende Anzahl von ETFs in der Kategorie «smart beta» (z.B. faktorbasierte Indizes, fundamentale Indizes). Diese können höhere Gebühren verglichen mit den entsprechenden «Beta» Produkten verlangen. Allerdings sind diese Gebühren nur dann gerechtfertigt, wenn das Produkt tatsächlich einen Mehrwert bietet. Ein gutes Beispiel ist ein ETF, der von Source zusammen mit Goldman Sachs angeboten wird und ein Exposure zum globalen Aktienmarkt mit einer Übergewichtung zu den fünf Equity-Faktoren (niedriges Beta, Grösse, Qualität, Wert und Momentum) bietet. Die Gesamtkosten dieses ETF sind etwas höher als die des Source MSCI World ETF. Die zusätzlichen Gebühren widerspiegeln das umfangreiche Research, das hinter der Indexkonstruktion liegt. Seit der Auflegung im Januar 2014 hat die Wertentwicklung dieses ETF den Source MSCI World UCITS ETF um ein Vielfaches der Jahresgebühr übertroffen und somit die zusätzlichen Kosten mehr als gerechtfertigt. Ich denke, wenn «smart beta» wirklich smart ist und einen Mehrwert liefert, dann lohnt es sich mehr zu bezahlen.
Sollte man bei der ETF-Auswahl nicht auch auf andere Faktoren achten als nur auf Gebühren?
Natürlich! Gebühren sind wichtig, aber die Anleger müssen auch die Gesamtkosten berücksichtigen. Gibt es versteckte Gebühren / Kosten, die nicht offengelegt werden? Wie entwickelt sich der Fonds gegenüber der Benchmark? Liefert er die Wertentwicklung, die man erwartet, d.h. die Performance der Benchmark abzüglich der Gebühren? Und schliesslich - ist diese Performance von Tag zu Tag konsistent?
Marco Mautone ist bei Source als Managing Director für die Schweiz und Liechtenstein verantwortlich. Vor seinem Eintritt bei Source war Mautone für acht Jahre bei der Bank of America Merrill Lynch in der Schweiz als Leiter des europäischen und US Equity Sales Trading tätig. In Rahmen dieser Tätigkeit verantwortete er auch den Aufbau und Betrieb eines erfolgreichen ETF Sales & Trading-Geschäfts. Zuvor war er für fünf Jahre bei Lehman Brothers als Cash Equity Sales Trader auf institutionelle Schweizer Kunden fokussiert. Marco Mautone verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Finanzmarkt und im Handel mit Wertpapieren.