«Indizes basierend auf Prognosen und wie diese 2018 abschnitten»

30.11.2018
Herr Dr. Mitev, wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?
Ich habe iQ-FOXX im Zuge eines Management-Buy-Out im Jahr 2012 gegründet und das Geschäftsmodell schrittweise weiterentwickelt. Wir beliefern Marktteilnehmer, die aktiv Vermögen verwalten mit Smart-Beta- und Benchmark-Indizes sowie mit Finanzprognosen als Unterstützung für ihr Risiko- und Portfoliomanagement. Kunden können einzelne Indizes, ganze Indexpakete - individuell massgeschneiderte Indizes oder Benchmark-Indizes lizensieren. Neu im Angebot sind unsere Efficient-Frontier-Indizes. Diese gewichten die Indexkomponenten für unterschiedliche Risikoklassen basierend auf der selbstentwickelten genetischen Optimierung mit Künstlicher Intelligenz. Wir sind der einzige Anbieter am Markt weltweit, der prognosebasierte und risikoadjustierte Indizes sowohl für eine einzelne Asset- Klasse als auch Asset-Klassen übergreifend anbietet. Mit unserem Angebot kann ein Vermögensverwalter ein breites Spektrum von Anlagekonzepten schnell und effizient abdecken.
Unsere proprietäre «iQ-FOXX smart BETA Index-Palette» deckt alle wesentlichen Asset-Klassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien oder Währungen ab. Darüber hinaus bieten wir auch Indizes für Regionen und spezielle Themen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Technologie an. Die zu Grunde liegende Methodologie der «smart BETA Indizes» geht weit über einfache Faktor-Indizes hinaus und agiert aktiv auf Basis von Prognosemodellen, die sich seit 2006 out-of-sample bewährt haben. Mit der Entwicklung der Modelle habe ich bereits 2001 bei Siemens, damals als Head of Portfolio Management, begonnen. Grundlage für die Indizes sind quantitative Analysen und empirische Modelle automatisierter Prognosen, darauf aufbauend entstanden die Strategie-Indizes.
Wer sind Ihre Kunden, ohne Namen zu nennen?
Begonnen haben wir mit der Lizensierung unserer Indizes für Fondsgesellschaften als Basis für Fonds/ETFs und für Banken als Basis für Investment-Zertifikate. Vermögensverwalter nutzen unsere Asset-Allokation-Signale für das Management von Multi-Asset-Mandaten. Banken setzen die Indizes als Basis für Strukturierte Produkte und andere Investment-Lösungen ein. Neulich interessierten sich Robo-Advisors und Beraterplattformen sehr stark für unsere Prognosen und die darauf basierenden Indizes.
Was erwarten die ganz konkret von Ihnen?
Häufig steht das Risikomanagement im Vordergrund. Der Einsatz von iQ-FOXX Indizes kann das Ausmass von Draw-Downs (grossen Verlusten) um bis zu zwei Drittel reduzieren. Zum Beispiel konnte beim Weltaktienindex der maximale Draw-Down von -54 Prozent auf -19 Prozent um zwei Drittel verringert werden. Unsere Indizes sind vielfältig einsetzbar und werden für das Management von Absolute-Return-Produkten, massgeschneiderten Fonds, diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten, Risk-Overlays für bestehende Kundenportfolios, Asset-Allokation-Steuerung bis hin zu Multi-Asset-Produkten eingesetzt.
Unsere Kunden bekommen individuelle Lösungen, die rasch und effizient umsetzbar sind. Es kann sein, dass ein bestehender Fonds umstrukturiert werden muss oder das Portfolio komplett überdacht werden soll. Asset Manager schneidern Portfolio-Lösungen mit iQ-FOXX Indizes massgerecht und kosteneffizient auf ihre Bedürfnisse zu. Vor Kurzem hat sich ein Kunde am Montag gemeldet, am Freitag hatte er die Lösung - das geht bei uns mitunter sehr schnell. Für kleinere Vermögensverwalter bilden die Indizes dagegen eine kostengünstige Research-Quelle für die rasche Umsetzung von eigenen Ideen. Denn die iQ-FOXX Indizes können wie bei einem Baukastensystem nahezu jeden Kundenwusch schnell und einfach erfüllen. Der Kunde selektiert die gewünschten Märkte und seine Risikopräferenzen. Den Rest erledigen unsere Prognosen und die genetische Portfoliooptimierung, die dem Prinzip der Künstlichen Intelligenz folgt.
Prognosen sind schwierig - vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Wie zuverlässig sind die von iQ-FOXX?
Generell sind langfristige Prognosen tatsächlich mit einer hohen Unsicherheit behaftet. Hingegen liefern Prognosen für einen kurzen Zeitraum sehr gute Ergebnisse. Das ist durchaus mit der Wettervorhersage vergleichbar. Ob es morgen regnet, kann mit hoher Sicherheit prognostiziert werden. Eine treffsichere Voraussage für das Wetter in zwei bis drei Wochen ist hingegen kaum möglich. iQ-FOXX berechnet die Prognosen täglich und kann so unmittelbar auf Änderungen an den Märkten reagieren. Insgesamt nutzen wir drei verschiedene Prognosemodelle und ebenso Input-Variablen aus den drei unterschiedlichen Bereichen: Makroökonomie, Fundamentaldaten und Preisinformation für technische Signale.
Können Sie uns verraten: Wie haben sich Ihre «smart BETA Indizes» im schwierigen Jahr 2018 geschlagen haben und was Sie in den nächsten Monaten erwarten?
Die Indexpalette umfasst 350 Indizes und hat auch das Jahr 2018 bis heute gut gemeistert. Zum Beispiel verlor der Hang-Seng-Aktienindex dieses Jahr bis Ende Oktober rund 14 Prozent, der iQ-FOXX Hong Kong Stocks Smart Beta Index lag mit +8 Prozent deutlich im Plus. Ähnlich positiv ist das Ergebnis bei Rohstoffen (z.B. Energie) oder bei Anleihen (z.B. Euro Government Inflation Linked Bonds).
Unsere Kunden sind mit den systematischen «iQ-FOXX smart BETA Indizes» jedenfalls auch für die Zukunft gut aufgestellt und können das Risikomanagement für die einzelnen Märkte ruhigen Gewissens den Prognosemodellen überlassen.
Dr. Miro Mitev ist Gründer und CEO der iQ-FOXX Indizes und verfügt über 20 Jahre Berufserfahrung im Asset Management in der Zusammenarbeit mit Banken, institutionellen Investoren und Fondsgesellschaften. Mitev ist ein Pionier der Digitalisierung des Asset Managements und befasst sich seit seinem Studium der Finanzwissenschaften mit dieser Materie. Er befasste sich bereits in seiner Abschlussarbeit in 2000 mit dem Thema: «Einsatz von künstlichen neuronalen Netzwerken im modernen Portfoliomanagement.» In seiner Doktorarbeit «A Systematic Investment Process for Alternative and Traditional Investment Strategies» stellte er im Jahr 2003 erstmals einen voll digitalisierten Investmentprozess als Vorreiter heutiger Robo-Advisors vor. Als Head of Portfolio Management bei der Siemens AG legte er den Grundstein für die Kombination von Wissenschaft und Vermögensverwaltung sowie für die Prognosemodelle von iQ-FOXX und dessen Live-Track-Rekord seit 2006. Die entwickelten Modelle wurden bei Siemens auch in Zusammenarbeit mit Investmentbanken erfolgreich eingesetzt. Ab 2009 war er Head of Structured Solutions & ETFs bei der C-Quadrat Kapitalanlage AG. Im Zuge eines Management-Buy-outs gründete er im Frühjahr 2012 den unabhängigen Indexspezialisten iQ-FOXX.