«Japan rückt immer mehr in den Fokus der Anleger»

30.07.2014
Herr Züger, Sie sind ein ausgewiesener Kenner des japanischen Aktienmarktes. Wie kam es dazu?
Eigentlich war es ein Zufall, dass ich 1983 nach einem Treffen mit dem Head of Sales als Sales bei Daiwa Sec. in Zürich begann. Seither bin ich dem japanischen Markt treu geblieben.
Was war die schönste Zeitspanne für Sie?
Natürlich waren die schönsten Jahre, weil auch die einfachsten zwischen 1985 und 1989, die Heydays von Japan. Am 29. Dezember 1989 markierte der Nikkei mit 38‘957,44 Punkten während des Handels und mit 38‘915,87 Punkten am Handelsschluss Allzeithöchststände.
Und welche möchten Sie am liebsten vergessen?
Die folgenden Jahre, von 1990 bis 2013, waren gekennzeichnet durch die extrem verlangsamte Wirtschaft Japans (the two lost decades). Der Markt war in dieser Zeit sehr schwierig aber auch sehr interessant.
Seit wann macht der Job Ihnen wieder so richtig Freude?
Die Arbeit hat mir immer Freude gemacht. Auch in den schwierigen Zeiten gab es immer Möglichkeiten. Diese zu finden war eine Herausforderung aber auch sehr lehrreich.
Das heisst, Sie finden die Arbeit von Premierminister Shinzõ Abe gut?
In der Tat macht er seine Arbeit sehr gut. Endlich gibt es auch wieder eine Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft, der Bank of Japan (BoJ) und der Politik. Nach zwanzig Jahren Ruhe kommt wieder Bewegung in die Wirtschaft.
Was bedeuten seine Entscheidungen für die Tokioter Börse?
Japan meldet sich zurück und rückt immer mehr in den Fokus der Anleger. Auffällig ist, dass es sich nicht mehr nur um kurzfristige Anlagen handelt, sondern dass auch Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont aktiv werden.
Es ist sehr lange her, da war der Nikkei Index 225 bei fast 40‘000 Punkten. Jetzt steht er bei etwas über 15‘000 Punkten. Wie geht es Ihrer Ansicht nach weiter?
Die grossen Häuser sind sich ziemlich einig, dass wir bis Ende 2014 im Nikkei 225 einen Stand von 18‘000 Punkten erreichen können und dass bis Ende Mai 2015 sogar 20‘000 Punkte realistisch sind. Der Grund dafür sind hier vor allem die sehr positive Einschätzung der Auswirkungen der Politik des Premiers Shinzõ Abe (Abenomics).
Können Sie für Ihren Optimismus die drei Hauptgründe nennen?
Es sind die drei Pfeiler der Politik von Shinzõ Abe. Erstens die rasante Ausweitung der Geldmenge (Zusammenarbeit mit der BoJ), zweitens die umfassenden Konjunkturprogramme (Senkung der Unternehmenssteuern und drittens die strukturpolitischen Reformen (Migrationspolitik, usw.).
Wie kann ein Investor über AgaNola am japanischen Aktienmarkt partizipieren?
Grundsätzlich ist der japanische Markt für alle Anleger gut zugänglich. Es braucht aber sehr gute Kenntnisse bei der Titelauswahl. Für Investoren, die Japan nicht so gut kennen, gibt es Fonds, die für eine Beimischung geeignet sind. AgaNola bietet einen Fonds an, der in japanische Titel investiert (Aramus (CH) Japan Fund). Der Fonds hat verschieden Anteilsklassen, bei denen das Währungsrisiko so gut wie möglich ausgeschlossen wird. Bei allen Anlageformen ist aber wichtig, dass der Anleger zuerst prüft, ob eine solche Anlage grundsätzlich in sein Anlage- und Risikoprofil passt.
René Züger ist Senior Portfolio Manager bei AgaNola AG, Pfäffikon SZ. Er war für Daiwa Ltd. in Zürich tätig (1985, Japanischer Aktienmarktspezialist), Nikko Bank Tokyo, London und Zürich (1989, Bereichsleiter des Handels in Zürich). Von 1992 bis 1995 agierte er als unabhängiger Investment Berater. 1995 trat er Daiwa Securities Bank Switzerland bei, bevor er als First Vice President (Pan-Asia Market) für Jefferies Ltd. Switzerland (1999) fungierte. Vor seinem Eintritt in die AgaNola AG war er für die Commerzbank Ltd. in London (2001) und Nomura (2003, Executive Director Pan-Asia Equity Sales) in Zürich tätig. René Züger wurde 1957 geboren, ist verheiratet und lebt in der Schweiz.