«Klimaschutz als neuer Kern der Finanzbranche»

Head ETF & Index Fund Sales Schweiz & Liechtenstein
UBS Asset Management Switzerland AG, Zürich
ubs.com/etf
14.12.2021
Herr Müller, wir stehen am Ende eines Jahres, das gerade durch die Klimakonferenz COP26 einmal mehr verdeutlich hat, wie essenziell ein konsequentes Handeln ist, um die Ziele zur Reduzierung der Erderwärmung noch zu erreichen. Ist dieses Bewusstsein auch in der Finanzbranche spürbar?
Dass konsequentes Handeln statt leerer Versprechungen erforderlich ist, das ist mittlerweile auch im Bewusstsein der Anleger fest verankert. Wir sehen schon seit einiger Zeit stetigen Zuwachs für nachhaltige Anlagelösungen. Dazu passt, dass wir bei UBS Asset Management im November dieses Jahres den Meilenstein von über 100 Mrd. US-Dollar an verwaltetem Vermögen in ETFs verzeichnet haben, alleine 35 Milliarden davon in Nachhaltigkeits-ETFs. Viele Anleger erkennen die zunehmende Wechselwirkung zwischen ihrem Anlageverhalten und dem Klimaschutz. Wenn die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anstrengungen zur Reduzierung der Erderwärmung greifen, dann sollten jene Investments profitieren, die dieses Ziel ohnehin schon länger verfolgen. Auf der anderen Seite können Anleger mit einer aktiven Steuerung der eigenen Investments selbst dazu beitragen, dass diese Entwicklung schneller voranschreitet.
Welche Anlagemöglichkeiten eignen sich hierfür am besten?
Besonders prominent stechen hier sicherlich unsere im Frühjahr 2021 aufgelegten Paris Aligned Benchmark (PAB)-ETFs hervor. Diese orientieren sich an einer von der EU vorgegebenen Methodologie, die aktiv darauf hinarbeitet, das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Hierzu sollen Finanzströme auf Unternehmen umgelenkt werden, die sich aktiv daran beteiligen, den Klimawandel zu begrenzen bzw. von der Transformation zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft profitieren. Ausserdem gibt es klare Anforderungen an einen Index, die erfüllt sein müssen, damit dieser als Paris Aligned gelten kann. Der Treibhausgas-Ausstoss der enthaltenen Unternehmen ist dabei der zentrale Indikator. Das Besondere bei der PAB ist, dass sie nicht ausschliesslich auf Ausschlüsse setzt, sondern vielmehr auf Anreize für Unternehmen, ihre Emissionen zu reduzieren. Mit der PAB ist es Anlegern niedrigschwellig möglich, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu unterstützen und aktiv zu verfolgen. Dafür sind allerdings nicht nur die PAB-ETFs eine Option, auch unsere anderen grossen Produktfamilien haben wir stärker in Richtung Klimaschutz ausgerichtet.
Inwiefern?
Vor rund einem Jahr schon haben wir auf der Aktienseite eine Anpassung bei unseren Socially Responsible Investment (SRI)-ETFs vorgenommen. Dazu haben wir die Benchmarks bzw. die Indizes umgestellt, um diese stärker auf den Klimaschutz auszurichten. Das bedeutet, dass zu den bereits bekannten Ausschlüssen (norm- und wertebasierte Ausschlüsse in Kombination mit einem Best-in-Class-Ansatz) noch zusätzliche sogenannte klimabasierte Ausschlüsse hinzukommen, die sich vor allem auf die durchschnittliche gewichtete CO2-Intensität positiv auswirken.
Hierzu zählen Exklusionen aus einigen Branchen, wie der fossilen Stromgewinnung aus Erdöl, Gas oder Kohle, aber auch das blosse Eigentum von Unternehmen an Reserven fossiler Brennstoffe. Unternehmen, die zu den zehn Prozent mit dem höchsten CO2-Ausstoss gehören, werden ebenso ausgeschlossen.
Im Übrigen bieten wir seit Sommer 2021 eine ähnlich strenge Nachhaltigkeitsmethodologie auch angewendet auf das MSCI World Small Cap-Universum an. Aus meiner Sicht gehören Small-Cap-Lösungen in jedem Falle in ein breit diversifiziertes Portfolio. Für Anleger, die beim Einsatz nachhaltiger Lösungen möglicherweise eine geringere Abweichung zum Ausgangsindex präferieren, trotzdem aber auch Klimaaspekte berücksichtigen möchten, ist unsere ESG-Universal Low Carbon Select-Produktfamilie bestens geeignet. Bei dieser Methodologie kommen werte- und normbasierte wie auch klimaverändernde Ausschlüsse zur Anwendung, allerdings wird hier auf einen Best-in-Class-Ansatz verzichtet.
Nun sind Anleihen nach wie vor ein beliebter Baustein für unzählige Portfolios. Sind Ihre Nachhaltigkeitsangebote hier ähnlich ausgeprägt wie auf der Aktienseite?
Auch hier sind wir sehr breit aufgestellt, wir haben ganz aktuell auf Anleihenseite erst eine grössere Benchmark-Anpassung vorgenommen. Diese betrifft die UBS Liquid Corporates Sustainable ETFs, welche eine flexible Anlage in alle relevanten Anleihesegmente ermöglicht. Dabei ging es uns vordergründig darum, Klimaschutz als Faktor noch effektiver zu implementieren. Wir setzen hier nun weitere, strengere klimabasierte Ausschlüsse um. Diese betreffen die Bereiche thermischer Kohlebergbau, Stromerzeugung, unkonventionelle Öl- und Gasförderung und fossile Brennstoffreserven. So schärfen wir das Klimaschutzprofil und senken den CO2-Fussabdruck der Benchmark deutlich.
Fürchten Sie nicht, dass der Fokus der Anleger sich wieder verlagern könnte, wie dies bei früheren Trendinvestments oftmals der Fall war?
Nein, das befürchte ich nicht. Ich denke vielmehr, dass sich nachhaltige Investments dauerhaft zum neuen Kerninvestment entwickeln werden. Wir haben es hier nicht mit einem «Trendthema» zu tun, das etwa auf einer Technologieinnovation beruht und ebenso schnell wieder ersetzt werden kann, wie es aufkam. Es handelt sich um eine Aufgabe, der sich alle Bereiche des Lebens widmen müssen. Niemand wird mehr um aktive Mitgestaltung herumkommen - das gilt auch für die Finanzbranche.
Link zum Disclaimer
Raimund Müller, Head ETF & Index Fund Sales Schweiz und Liechtenstein, verfügt über eine 18-jährige Erfahrung in der Finanzindustrie mit besonderer Expertise in der Betreuung institutioneller Anleger. Seit 2012 ist er für UBS Asset Management in Zürich tätig. Vor dem Wechsel zu UBS arbeitete er in der Betreuung institutioneller Anleger im Asset Management der Deutschen Bank und bei Lombard Odier. Raimund Müller ist Certified International Investment Analyst (2008). Er beendete seine Studien an der Curtin University of Technology in Perth mit einem Master of Economics und Finance (2005) und an der ZHAW in Winterthur mit einem Bachelor of Business Administration (2003).