Legal Entity Identifier (LEI) für Fonds und ETFs

Vertriebsleiter Funddata, LEI und Asset Manager-Services
WM Datenservice, Frankfurt
wmdaten.com
27.10.2014
Herr Dr. Thomas, können Sie aufzeigen, wie die WM Gruppe aufgestellt ist?
Die WM Gruppe besteht seit 1946. Wir sind ein mittelständisches Unternehmen mit rund 400 Vollzeit-Mitarbeitenden und haben vier Geschäftsbereiche: Börsen-Zeitung, WM Datenservice, WM Wirtschafts- und Bankrecht sowie WM Seminare. Unsere Gruppe ist Deutschlands führender Anbieter von Referenzdaten zu Finanzinstrumenten und Emittenten. Zu unseren Hauptkunden zählen Banken, Versicherer, Asset Manager und andere Finanzdienstleister in Deutschland und im europäischen Ausland, vor allem auch in der deutschsprachigen Schweiz. Wir feiern 2015 den 65. Geburtstag der WKN-Vergabe, d.h. wir vergeben seit 1955 die deutsche Wertpapier-Kenn-Nummer, mit der die Standardisierung von Finanzdaten eigentlich begonnen hat. Unser Hauptprodukt ist ein täglicher Datenfeed mit Referenzdaten und Corporate Actions zu rund 2 Millionen aktiven Finanzprodukten. Darunter fallen auch mehr als 50‘000 UCITS-IV-Fonds sowie mehrere Zehntausende AIFs, die in der ganzen Welt domiziliert sind.
Bieten Sie dieselben Datendienste und Dienstleistungen in Deutschland und in der Schweiz an?
Ja. Unsere Kunden beziehen mittels unseres Feeds immer Daten zu deutschen, aber auch zu internationalen Finanzinstrumenten. Schweizer Banken und Fondssteuer-Experten beziehen hauptsächlich Steuerdaten für ihre deutschen Depotkunden. Hier spüren wir zunehmend, dass die Nachfrage internationaler wird. Aktuelle Stichworte dazu sind beispielsweise die ab 2015 geplante Kapitalertragssteuer auf Fonds für ausländische Anleger mit österreichischem Depot und auch das sogenannte UK Fund Reporting.
Welche Dienstleistung versteht man unter Ihrem Service zur Rechtsträger-Kennung LEI (Legal Entity Identifier)?
Diesen Service bieten wir seit April 2013 an. Wir sind Pioniere auf diesem Gebiet und Europas führende Vergabestelle für diesen neuen Standard zur nummerischen Kennzeichnung von Rechtsträgern (z.B. GmbHs, AGs, aber auch Investmentfonds). Initial waren hierfür die G-20-Staaten sowie die EMIR-Richtlinie der EU, die Licht in die undurchsichtige Welt des bilateralen Derivate-Handels bringen möchten. Mit dem LEI werden die beiden Geschäftspartner (sprich: Rechtsträger) benummert, die bilateral eine unverbriefte Derivate-Transaktion durchführen. Meines Erachtens ist das Bahnbrechende am LEI, dass erstmals ein globaler Standard für Unternehmensdaten besteht. WM Datenservice prüft die Angaben der Firmen mit den jeweiligen «Business Register»-Einträgen, vergibt die LEI-Nummer, macht diese und die dazugehörigen Daten öffentlich im Web verfügbar und versieht das Ganze mit einem Zeitstempel.
Können Sie uns einige Zahlen zum globalen LEI-Standard nennen?
Die LEI-Vergabe ist privatwirtschaftlich organisiert. WM Datenservice hat bis zum Oktober 2014 bislang insgesamt schon für 52‘150 Rechtsträger aus rund 120 Ländern eine LEI-Kennung vergeben, darunter fast 12‘000 Fonds. Mit anderen Worten: Fast jede fünfte LEI-Nummer (von global rund 300‘000 LEIs) wurde bisher durch den WM Datenservice vergeben. Bemerkenswert ist auch: In Österreich und in der Schweiz gibt es keine Vergabestelle.
In Europa gibt es aktuell 16 operativ tätige LEI-Vergabestellen, darüber hinaus auch in den USA, in Japan und in China. WM Datenservice hat beispielsweise viele internationale Tochtergesellschaften von französischen Unternehmen mit einem LEI versehen, weil INSEE als Vergabestelle in Frankreich nur inländische Firmen berücksichtigt.
Alle Vergabestellen werden von der Global Legal Entity Identifier Foundation (GLEIF) beziehungsweise der dort angesiedelten Central Operating Unit (COU) überwacht. Diese Stiftung wurde Ende Juni 2014 vom globalen Finanzstabilitätsrat FSB gegründet.
Warum gibt es nicht in jedem Land eine LEI-Vergabestelle (englisch: Local Operating Unit, LOU)?
Ich vermute, dass viele potenzielle Vergabestellen die Komplexität und die internationalen Spielregeln dieser speziellen Nummernvergabe scheuen. Rechtsträger aus der Schweiz oder auch liechtensteinische Fondsgesellschaften und deren Fonds registrieren sich unter geiportal.org schon selbst, um ihre LEIs zu bestellen bzw. jährlich zu verlängern. Wir haben bereits sehr viele ausländische Tochtergesellschaften von Schweizer Unternehmen mit dem zwanzigstelligen LEI-Code versehen. Der bisherige Höhepunkt der Registrierungswelle für den LEI war der Januar 2014 mit rund 14‘000 Bestellungen durch Unternehmen und Fondsgesellschaften.
Hat WM Datenservice neben klassischen Fonds auch ETFs schon eine LEI-Nummer zugeteilt?
Ja, in der Tat. Ich schätze, dass wir rund 200 bis 300 ETFs und deren Verwaltungsgesellschaften bzw. SICAVs schon benummert haben. Beispielsweise haben die ComStage ETFs aus Luxemburg und die DekaETFs aus Frankfurt sowie einige irische Amundi-ETFs einen LEI von WM Datenservice erhalten. Zudem haben zahlreiche Anbieter von sogenannten ETF-Dachfonds wie Veritas Investment oder Avana Invest bereits einen LEI für ihre Produkte erhalten.
Abschliessend, was sagen Sie zur rasanten Entwicklung der ETFs?
Dies überrascht mich persönlich nicht. Wir beim WM Datenservice spüren auch eine verstärkte Nachfrage von Vermögensverwaltern und Dachfonds-Anbietern nach Daten zu ETFs, insbesondere nach kombinierten Daten-Paketen, die gleichzeitig Informationen zu Indizes, ETFs sowie deren Ertrags- und Steuerdaten enthalten.
Dr. Markus Thomas arbeitet seit 2012 als Vertriebsleiter beim WM Datenservice in Frankfurt. Seine wichtigsten Kundengruppen sind Banken, Versicherer, Asset Manager, deren Verwahrstellen sowie andere Finanzdienstleister. Der ausgewiesene Investmentfonds-Experte ist seit über 16 Jahren in verschiedenen Funktionen mit Asset-Management-Themen betraut. Seine Karriere begann er bei deutschen Fondsgesellschaften (Activest und Siemens), danach war er auch bei STOXX und Dow Jones Indexes tätig. Seit 2006 ist Dr. Thomas im europaweiten Vertrieb tätig. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Betreuung professioneller Investoren zu folgenden Themen: Fondsdaten, Indizes, börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die Rechtsträger-Kennung LEI (Legal Entity Identifier) sowie Daten zum institutionellen Fonds-Reporting gemäss Basel III, VAG und Solvency II.