«Lernen Sie Finanzesisch… es könnte sich lohnen!»

23.06.2017
Herr Prof. Heri, Sie zählen zu den bekannten Persönlichkeiten auf dem Finanzplatz Schweiz und über die Grenzen hinaus. Wie sieht ein klassischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Es gibt ihn nicht wirklich, den klassischen Arbeitstag. Einerseits habe ich ein beschränktes Vorlesungsmandat, andererseits arbeite ich fast ausschliesslich projektorientiert. Die verschiedenen Projekte sind in den Bereichen Investment Consulting, Finanzausbildung, Pensionskassenberatung oder auch Referate an unterschiedlichsten Banken- und Kunden-Events. Und da ist kein Tag wie der andere. Natürlich beschäftigt mich daneben im Augenblick vor allem unser Fintool-Projekt: Videodrehbücher, Videoproduktion, Aufbau der Fintool-Academy sowie das neue Fintool-Offering zur Ausbildung der Salesforce von Finanzdienstleistern (Fintool-Academy [plus]). Aber zum Glück steht mir da ein ausgesprochen kompetentes Team zur Seite.
Hatten Sie die Idee für «Fintool» schon lange im Kopf oder war dies eine spontane Entscheidung?
Ganz spontan nicht. Das Projekt läuft ja jetzt schon seit drei Jahren und entwickelt sich laufend weiter. Die Grundidee ist die Ausbildung von Mrs. & Mr. Everybody in Finanz- und Anlagefragen. Früher habe ich Bücher zu dem Thema geschrieben. Heute erreicht man die Leute (wenn überhaupt) eher über Video und Internet.
Sie haben mit Ihrem Team über die letzten drei Jahre mehr als 300 Kurzvideos zu Geld-, Anlage- und Finanzthemen auf die Plattform geladen. Tönt nach einem Riesenaufwand…
Ist es auch. Es macht uns aber Spass, und wir lernen selber immer neue interessante Sachen.
Jüngst haben Sie einen weiteren Entwicklungsschritt vollzogen und die Finanz-Videoplattform zu einer «Academy“ erweitert. Was bedeutet dies konkret?
Eigentlich sind es zwei Entwicklungsschritte: Bei der Fintool-Academy geht es darum, die mehr oder weniger zufällig im Internet herumfliegenden Fintool-Videos zu themenspezifischen Videotheken zusammenzubauen und aus jedem dieser Themen eine Art Video-Geschichte zu bauen. Also beispielsweise ein videobasiertes Narrativ darüber, wie die Aktienmärkte funktionieren, das aus sieben Staffeln mit insgesamt über 80 Episoden (Kurzvideos) besteht.
Bei der Fintool-Academy(+) - dem zweiten neuen Entwicklungsschritt - geht es darum, den Finanzdienstleistern - Banken, Versicherungen, etc. - eine videobasierte Ausbildungsplattform für ihren Aussendienst oder ihre Anlageberater zur Verfügung zu stellen. Diese Plattform basiert einerseits auf den Fintool-Videos, die die Kunden im Zweifelsfall ja auch kennen (und damit die Kundenberater erste recht kennen müssen), darüber hinaus aber auf technischen Fintool-Videos, die den Stoff für die Kundenberater weiter vertiefen und schliesslich auf speziellen und kundenspezifischen Produktevideos, die wir in die Ausbildungsserien einbauen.
Wie viele registrierte Nutzer haben Sie und welche Ziele haben Sie mit Fintool?
Wir haben im Augenblick knapp 10’000 Nutzer. Etwa 6’500 direkt Registrierte auf fintool.ch, etwa 2’000 im Fintool-Youtube-Kanal und etwas über 1’000 Downloads der Fintool-App. Ziele? Verbesserung des Geld-, Finanz- und Anlagewissens der Bevölkerung aber auch der Anlageberatungs-Community. Wir sind im übrigen überzeugt, dass wir damit auch einen Beitrag leisten zur Lösung der auf uns zukommenden Probleme im Vorsorgebereich.
Erwin W. Heri ist Professor für Finanztheorie an der Universität Basel, am Swiss Finance Institute in Zürich und gelegentlicher Gastdozent an den Universitäten St. Gallen und Genf (HEI) sowie an der ETH in Zürich.
Neben seinen universitären Mandaten war er während vielen Jahren in führenden Positionen bei grossen Schweizer Finanzdienstleistern tätig. So unter anderem als Chief Investment Officer (CIO) beim früheren Schweizerischen Bankverein (UBS), als Generaldirektor und Group CFO bei der Winterthur Versicherungsgruppe und als CIO bei Credit Suisse Financial Services.
Während rund zehn Jahren leitete er danach eine an der Börse kotierte Privatbankengruppe in Zürich (Valartis Group). Daneben bediente und bedient er verschiedene Mandate im Finanz- und Anlagebereich, unter anderem als langjähriger Vorsitzender der Anlagekommission der Bundespensionskasse oder als Chairman des Family Offices einer britischen Adelsfamilie. Er ist Autor einer ganzen Reihe von Büchern aus dem Finanz- und Anlagebereich und Verfasser zahlreicher Artikel und Kolumnen.
Im Augenblick beschäftigt er sich hauptsächlich mit dem Aufbau einer videobasierten Internetplattform für Finanzausbildung (www.fintool.ch). Dies mit dem Ziel, bei der Bevölkerung über ein kostenfreies Internet-Offering ein breiteres Verständnis für Geld-, Finanz- und generelle Wirtschaftsfragen zu schaffen.