Long-short Equity als Alternative zu gängigen Strategien

11.03.2015
Herr Pourcelot, können Sie uns die Investment-Philosophie von RAM näher erläutern?
Wir bieten hauptsächlich UCITS-Produkte im long-only- als auch im long-short-Bereich an. Mit unserem Angebot decken wir die Bereiche Fixed Income sowie Aktien ab, dabei liegt der Schwerpunkt auf letztgenanntem. Wir verfolgen einen Bottom-Up-Ansatz, wobei wir Ineffizienzen im Markt nutzen wollen und nach Aktien suchen, die unterschätzt werden, im Vergleich zu ihrer Peer Group unterbewertet sind, aber dennoch sehr gute Unternehmen sind. Uns gefallen dabei besonders Aktien, die eine hohe Visibilität aufweisen und eine hohe Dividendenrendite bieten. Wir decken dabei das gesamte Spektrum von Small über Mid- bis zu Large Caps ab, Benchmarks haben für uns eine geringe Bedeutung. Die fundamentalen Kennzahlen der Unternehmen legen also die Grundlage für die Bewertung, darauf aufbauend ziehen wir auch Faktoren der Behavioural Finance in Betracht, die uns Wachstumstrends aufzeigen.
Die historisch tiefen Zinssätze sind eine echte Belastung für die Portfolios institutioneller Anleger. Was sind die Alternativen?
Das Problem ist nicht auf Anleihen beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf die weltweiten Aktienmärkte, die nach fünf Jahren Reflation durch die Zentralbanken der USA, Europas und Japans ein weniger attraktives Renditepotenzial aufweisen und hierbei immer stärker mit den Anleihemärkten korrelieren. In diesem Umfeld sind alternative Produkte sehr sinnvoll. Institutionelle Anleger sträuben sich bisweilen, in solchen Produkten anzulegen, da sich einige noch an die Enttäuschungen der Jahre 2008 bis 2009 bei Wertentwicklung, Kosten und Liquidität erinnern.
Was bedeutet das in Bezug auf das Rendite-/Risikoprofil?
Ein alternatives Engagement mit einer Konzentration auf die Titelauswahl mit «beta-neutraler Long/Short-Ausrichtung» kann jährliche absolute Renditen von 5 bis 10 Prozent mit niedriger Volatilität (5 bis 6 Prozent) erzielen und korreliert dabei nur wenig mit den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten. Das sorgt ungeachtet der Entwicklung der einzelnen Anlageklassen für eine wesentliche Diversifizierung in den traditionellen Positionen.
Inwiefern hat RAM solche Produkte im Angebot?
Genau diese drei Wünsche kann RAM erfüllen, indem sie den Anlegern breit über Dutzende Titel diversifizierte alternative UCITS-Long-/Short-Aktienstrategien mit einer hervorragenden zugrunde liegenden Liquidität anbietet. RAMs Ziel besteht darin, ein Portfolio ausgesuchter Titel aufzubauen, das dauerhaft «beta-neutral» ist, das heisst keine Korrelation mit den jeweiligen Aktienmärkten aufweist. Diese Anlagevehikel sind einzigartig und heben sich von den Konkurrenten ab, die beispielsweise «Market Timing» einsetzen.
Das hört sich sehr vielversprechend an, doch wie sieht es mit der konkreten Performance aus?
Ein disziplinierter fundamentaler Anlageprozess in Europa (RAM L/S European Equities) ermöglichte RAM seit Auflegung (15.12.2011) eine annualisierte Rendite von 9,0 Prozent (Klasse CHF Retail per 16.01.2015, Performance 2014 = 7,1 Prozent) zu erzielen, wobei die Volatilität mit 6,3 Prozent weitaus geringer als diejenige des Aktienmarktes war. Der RAM L/S Emerging Markets Equities, der in Schwellenländern anlegt, erzielte eine annualisierte Rendite in Schweizer Franken von mehr als 4 Prozent in demselben Zeitraum bei einer noch niedrigeren Volatilität. Der 3M CHF-LIBOR kapitalisiert lag bei 0,1 Prozent.
Der RAM L/S European Equities erzielte eine Wertentwicklung von 31 Prozent und der RAM L/S EMMA Equities von 14 Prozent seit dem 15.12.2011 - und dies in Schweizer Franken. Welche andere CHF-Anlageklasse erzielte in den letzten drei Jahren bei diesem Volatilitätsniveau vergleichbare Ergebnisse?
Sie gehen mit den Fonds sowohl Long- als auch Short-Positionen ein. Wie gehen Sie dabei vor?
Wir managen den Long/Short European Equities Fund mit einem streng systematischen Ansatz. Bei den Long-Positionen wenden wir drei unterschiedliche Strategien an: Mit der Value-Strategie versuchen wir, unterbewertete Aktien ausfindig zu machen. Mit der Defensiv-Strategie suchen wir nach Unternehmen, die ein beständiges Geschäftsmodell haben, das wenig zyklisch reagiert. Fündig werden wir hier etwa bei Titeln mit hoher Dividendenausschüttung und niedriger Volatilität. Und die dritte Strategie berücksichtigt Elemente der Behavioural Finance. Dabei spielt das Momentum eine grosse Rolle, beispielsweise wie stark der Kurs eines Papiers ansteigt. Aber auch das Momentum der Gewinn- oder der Cashflow-Entwicklung.
Und wie sieht die Titelselektion auf der Short-Seite aus?
Vereinfacht könnte man sagen, dass wir das, was wir auf der Long-Seite nicht mögen, in die Short-Seite aufnehmen. Insofern kommen hier ebenfalls drei Strategien zum Tragen. Beispielsweise nehmen wir Aktien, die teuer sind und ein schwächer werdendes Momentum aufweisen, in unser Short-Book. Oder wenn die Operating Cashflows schwächer werden oder wir das Management nicht mögen. Beispielsweise shorten wir ein Unternehmen, wenn wir sehen, dass es überinvestiert, also mehr ausgibt, als es an Ressourcen zur Verfügung hat.
Pierre-Olivier Pourcelot ist seit 2010 Head of Sales & Marketing bei der Genfer Asset- Management-Boutique RAM Active Investments SA. Er verfügt über ein Diplom der Ecole de Management EuroMed Marseille, der Universität Konstanz und des New York Institute of Finance. Zwischen 1994 und 2000 war er bei der HypoVereinsbank tätig, darauf bei Swisscanto und Robeco.