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26.03.2015
Herr Vormoor, nach dem Erfolg des First Eagle Amundi International Fund haben Sie nun den First Eagle Amundi Income Builder Fund an den Markt gebracht. Was war die Motivation dafür?
First Eagle Amundi Income Builder Fund existiert dank unseren Investoren! Als sich nach der Finanzkrise die Zinsen in den meisten Industrieländern Richtung Null bewegten, wurden viele Income-orientierte Mischfonds lanciert. Diese arbeiten meist «Top-down» und verfolgen das Ziel, kurzfristiges Einkommen zu maximieren. Unsere langfristigen Investoren fragten uns damals, ob wir nicht unsere existierende Global-Value-Expertise des First Eagle Amundi International Fund nutzen könnten. Der Wunsch war ein Mischfonds, der eine Value-Strategie eher «Bottom-up» umsetzt - und genau das haben wir mit dem First Eagle Amundi Income Builder Fund getan.
Was macht der First Eagle Amundi Income Builder Fund anders als seine Wettbewerber?
Wir jagen keine Yields. Wir suchen nach Sicherheitsmargen. Ein Grossteil der angebotenen Income-Mischfonds investiert das Kapital mit einem Top-down-Allokationsprozess in verschiedene Assetklassen, um kurzfristig die Einkommen im Portfolio zu maximieren. Wir machen das anders. Bei First Eagle war schon immer Regel Nummer eins: bloss kein Geld verlieren. Wir setzen also erst auf Kapitalerhalt, bevor wir nach Kapitalwachstum oder Einkommen streben. Konkret investieren wir nur dann global in Dividendenaktien und Unternehmensanleihen, wenn wir sie mit einer angemessenen Sicherheitsmarge kaufen können. Dieser Abschlag bietet einen gewissen Schutz gegen die Unsicherheit der Zukunft. Die Einkommensrate ist also kein Ziel an sich, es ist hauptsächlich das Resultat der Anlagemöglichkeiten mit einer unserer Meinung nach ausreichenden Sicherheitsmarge.
Was verstehen Sie konkret unter der Sicherheitsmarge?
Das Konzept der Sicherheitsmarge wurde von Benjamin Graham in den 40er Jahren entwickelt und von Warren Buffett weiterentwickelt. Die Philosophie basiert auf der Tatsache, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist. Einen Kapitalverlust zu vermeiden, ist folglich der beste Weg, langfristige Erträge und Kapitalwachstum zu erzielen. Da Finanzmärkte kurz- bis mittelfristig nicht immer effizient sind, können langfristige Investoren von kurzfristigen Ineffizienzen profitieren.
Können Sie uns ein Beispiel aus dem Portfolio geben?
Momentan ist die asiatische Luxushotelkette Mandarin Oriental unsere Hauptposition im Portfolio. Das in Hongkong gelistete Unternehmen war stark unterbewertet, als wir es kauften. Bei der Analyse haben wir gesehen, dass das Unternehmen oft Eigentümer der Hotelgebäude ist und dass sie in den Bilanzen zum Anschaffungswert aufgeführt sind. Da aber viele Gebäude schon von Jahrzehnten erworben wurden, ist deren heutiger Preis sehr viel höher. Das spiegelte sich aber nicht im Aktienkurs wider. Hätten wir das ganze Unternehmen gekauft, die Immobilien verkauft und nur den operativen Betrieb behalten, hätten wir schon ungefähr 50 Prozent Gewinn gemacht und weiterhin ein rentables Unternehmen gehabt. Das sind Anlagechancen, die uns gefallen, denn das Risiko, mit solchen Investments Geld zu verlieren, erscheint uns relativ gering. Und 4 Prozent Dividendenrendite bekommen wir auch noch!
Und wie funktioniert die Sicherheitsmarge auf Unternehmensanleihen?
Ähnlich. Die Idee ist, Anleihen mit einem Preisabschlag zu kaufen und so das Kapitalverlustrisiko zu minimieren. Dies gilt besonders bei High-Yield-Anleihen. Denn dort ist das Hauptrisiko nicht die Zinssensitivität, sondern das Ausfallrisiko. Wir versuchen, die High-Yield-Werte zu identifizieren, die einen Free-Cash-Flow-Airbag haben. Dieser erlaubt es dem Unternehmen, auch in schwierigeren Zeiten seinen Schulden zu bedienen. Zudem investieren wir nur dann in High-Yield-Anleihen, wenn wir aufgrund unserer Position in der Bilanzstruktur trotz eines Konkurses unser Kapital ganz oder grösstenteils zurück erhalten können. Um das zu erreichen, achten wir sehr auf den tatsächlichen Liquidierungswert der Unternehmensaktiva. Deshalb halten wir zum Beispiel Supermarkt- und Einzelhandelsketten für attraktiv. Die Aktiva von Supermärkten sind im Fall eines Ausfalls ziemlich leicht und mit relativ geringem Abschlag zu liquidieren. Daher haben wir beispielsweise Toys R Us im Portfolio. Hätte man hingegen Anleihen eines Flugzeugbaulieferanten, der Konkurs geht, dann wird der Abschlag wesentlich höher ausfallen, da es weitaus weniger Bieter geben wird.
Wie wählen Sie zwischen Dividendenaktien und Anleihen und was machen Sie, wenn der Markt Ihnen keine Sicherheitsmarge bietet?
Unser Anlageprozess ist pure «Bottom-up»-Titelauswahl. Das heisst, dass wir keine Allokation zwischen Dividendenaktien und Anleihen betreiben. Dies wird dadurch ermöglicht, dass wir eine Cash-Komponente halten. Solange man Kasse hat, braucht man ja auch nicht zwischen der einen Aktien und Anleihe zu wählen. Wenn beide eine angemessene Sicherheitsmarge bieten, werden einfach beide gekauft. Wenn wir im Gegenteil keine interessanten Anlagechancen identifizieren können, typischerweise weil die Bewertungen im Markt hoch sind, dann lassen wir die Cash-Quote notfalls auch auf höheren Niveaus steigen. Wir geben gerne ein wenig kurzzeitige Performance ab, um das Verlustrisiko langfristig zu minimieren. Wir halten auch eine strukturelle Position in Goldtiteln als Schutz gegen extreme und unvorhersehbare Ereignisse.
Im First Eagle Amundi Income Builder Fund bieten Sie eine Anteilsklasse, die pro Jahr 5 Prozent ausschüttet. Wie ist das mit den Prinzipien der Sicherheitsmargen vereinbar?
Wir bieten diese fixe fünfprozentige Ausschüttung, um das Bedürfnis nach einem materiellen und stetigen Einkommen zu erfüllen. Das Portfolio wird aber nicht gemanagt, um tatsächlich jedes Jahr genau 5 Prozent an Einkommen zu generieren. Das könnte nämlich zur Folge haben, dass die Portfoliomanager entweder zu viel oder zu wenig Risiko eingehen - und das wollen wir natürlich vermeiden. Da wir aber der Überzeugung sind, dass wir langfristig mindestens 3 Prozent pro Jahr und maximal 7 Prozent pro Jahr an ausschüttbarem Einkommen generieren können, müsste langfristig das ausschüttende Durchschnittseinkommen ziemlich nah an den 5 Prozent liegen. Bei First Eagle sehen wir es seit jeher als unsere Hauptaufgabe, langfristig die Kaufkraft des Kapitals unserer Kunden zu schützen - und das ist auch das Ziel des First Eagle Amundi Income Builder Fund.
Jan Vormoor ist der Investment-Spezialist für die von Amundi vertriebenen Strategien des renommierten US-Asset-Managers First Eagle und Leiter des Investment-Spezialisten-Teams von Amundi für extern gemanagte Fonds. Neben den Strategien von First Eagle betreut Jan Vormoor auch die Tobam Anti-Benchmark Fonds und die Resona Japan Value Equity Strategie. Zuvor war Jan Vormoor fünf Jahre für Monne-Decroix, eine französische Real-Estate-Firma, tätig. Vormoor verfügt über einen Bachelor-Abschluss in Finanzen und einen Master-Abschluss in Ökonomie von der Toulouse School of Economics.