«Marktstrukturen haben sich grundsätzlich geändert»

Head of Sales ETPs and Institutional Mandates EMEA & Asien, Deutsche Asset & Wealth Management
Deutsche Bank AG, Frankfurt
etf.db.com
30.03.2015
Herr Klein, Ihr Haus hat in einer Studie gezeigt, dass oftmals eine Marktabbildung mit ETFs günstiger als mit Futures ist. Das verwundert erst einmal, denn ein Future enthält ja keine Kosten als Anlageprodukt. Was ist der Grund dafür?
Da gibt es sogar mehrere Gründe. Zum einen haben sich die Marktstrukturen im Futures-Markt in jüngerer Vergangenheit geändert. Es ist richtig, dass Futures keine Gebühren enthalten wie ein Fonds oder ein Zertifikat. Aber ihr Einsatz ist trotzdem mit Kosten verbunden. Dann die Laufzeit von Futures ist begrenzt. Die Kosten, um einen Future zu rollen, also der Wechsel von einem auslaufenden Future zu einem neuen, sind auf teilweise mehr als 1 Prozent p.a. gestiegen.
Warum sind die Rollkosten gestiegen?
Aus regulatorischen Gründen haben Banken sowohl in Europa wie in den USA ihre Geschäftsmodelle angepasst. Durch die gestiegenen Eigenkapitalanforderungen haben viele Banken ihre Engagements im Aktienhandel eingeschränkt und sind nicht mehr bereit - oder zu höhere Preisen - als Gegenpartei bei Futures-Transaktionen aufzutreten. Das ist eine langfristige Entwicklung, die sich nicht so schnell ändern wird.
Welche weiteren Gründe können Sie nennen, weshalb ETFs attraktiver sein sollen?
Der zweite Grund liegt in dem Niedrigzins-Umfeld, das ebenfalls wahrscheinlich noch einige Zeit andauern wird. Langfrist-Investoren wollen durch den Futures-Einsatz ihre Anlage nicht hebeln und halten das nicht benötigte Kapital daher als Cash. Bis vor kurzem hat diese Strategie sogar einen schönen Zusatzertrag in Höhe der jeweiligen Geldmarktzinsen eingebracht. Das hat sich nun grundlegend geändert. Da aktuell für Bargeldbestände häufig Negativ-Zinsen zu entrichten sind, verringert dies in der Gesamtbetrachtung die Rendite des Futures-Einsatzes.
Das war vor allem die Sichtweise der Futures. Was hat sich auf Seiten der ETFs getan?
Durch die starken Mittelzuflüsse konnten ETF-Anbieter aufgrund von Skaleneffekten die laufenden Gebühren deutlich senken. Unser Haus hat als erster ETF-Anbieter in Europa eine Palette an Core-ETFs mit besonders günstigen Gebühren aufgesetzt. Die Pauschalgebühren liegen bei nur 0,07 Prozent p.a. zum Beispiel für den db x-trackers MSCI USA UCITS ETF (DR) oder 0,09 Prozent p.a. für den db x-trackers EuroStoxx 50 UCITS ETF (DR). Gleichzeitig sind die Geld/Brief-Spannen für den ETF-Handel bei grossen Indizes deutlich gesunken, da die gehandelten Volumina gestiegen sind und mehr Market-Maker den ETF-Handel unterstützen.
Kann man pauschal sagen, dass ETFs besser performen als Futures oder ist das eine Einzelfall-Entscheidung?
Es gilt sicher nicht für jeden Zeitraum und jeden Markt, aber die Entwicklung hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich verstetigt. Für den deutschen DAX sowie die europäischen Indizes EuroStoxx50, Stoxx600 und MSCI Europe sehen wir in unseren Daten eine beständige Outperformance von ETFs seit teilweise schon fünf Jahren. Die Differenz liegt in manchen Jahren bis zu 0,6 Prozent p.a. zugunsten von ETFs. Beim US-Aktienmarkt gilt dies für den MSCI USA und seit einem Jahr auch für den S&P 500-Index. Für asiatische und Schwellenländer-Indizes schneiden Futures in der Regel besser ab.
Warum sollten institutionelle Investoren wechseln?
Es gibt mehrere Gründe, denke ich. ETFs sind, wie wir zeigen konnten, in vielen Zeiträumen und Märkten die günstigere Alternative. Aber sie sind auch einfacher zu handhaben als Futures, da die Laufzeit nicht begrenzt ist, sie also nicht regelmässig gewechselt werden müssen. Ausserdem handelt es sich bei ETFs um Publikumsfonds und nicht um synthetische derivative Produkte, die unter Umständen auch einfacher zu bilanzieren sind.
Simon Klein startete seine Karriere im Jahre 2000 bei der BayernLB im Bereich Cash Equities Sales and Trading und wechselte 2005 zur Indexchange Investment AG. Dort betreute er als Senior Sales Manager das Geschäft mit Exchange Traded Funds (ETFs). Von 2007 bis Anfang 2011 verantwortete Simon Klein bei der Deutschen Bank den Bereich Sales für ETFs und ETCs für Kontinentaleuropa. Nach seinem Wechsel zu Lyxor Asset Management leitete Klein dort das ETF-Geschäft in Europa sowie weltweit die Bereiche Business Development, ETFs und Indexing. Seit April 2013 verstärkt Simon Klein die Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM) der Deutschen Bank und übernahm die neu geschaffene Stelle des Head of Sales ETPs & Mandates für Europa und Asien.