Meine drei wichtigsten Ratschläge, um sich beruflich ständig zu verbessern

11.08.2023
Herr Neff, Sie zählen zusammen mit Ihrem Geschäftspartner Klaus R. Biermann in Zürich seit vielen Jahren zu den bekanntesten «Headhunters» für die Finanzindustrie. Heutzutage muss man einige Worte hinterfragen, ob man sie so noch aussprechen respektive schreiben darf. Geht «Headhunters» noch?
Wir haben mit dem Begriff «Headhunter» kein Problem. Er wird von allen verstanden. Zugegeben, eins zu eins übersetzt tönt die Bezeichnung etwas gar martialisch. Dafür bringt sie sehr prägnant auf den Punkt, was wir tun: wir suchen für unsere Kunden die klügsten Köpfe, sprich die besten Kandidatinnen und Kandidaten. Ich habe schon etliche Male erlebt, beispielsweise im privaten Rahmen, dass ich versucht habe zu erklären, was ich beruflich mache, ohne das Wort Headhunter zu benutzen. Nach einer Weile kommt dann meist die Reaktion: «ah, dann bist Du also ein Headhunter.» Mir ist es lieber, mein Umfeld versteht direkt, was wir tun, als dass wir dies umständlich erklären müssen.
Es gibt aus bekannten Gründen aktuell viel Bewegung beim Bankpersonal. Wie spüren Sie das?
Die Anzahl der Personen, die proaktiv auf uns zukommen, hat deutlich zugenommen. Bei den Mitarbeitenden der Credit Suisse, und in Teilen auch bei der UBS, ist die Verunsicherung gross. Für viele ist unklar, was die erwarteten Veränderungen für ihre berufliche Zukunft bedeutet. Wir stehen mit zahlreichen Personen in Kontakt, die sich vor diesem Hintergrund aktiv positionieren möchten. Einfach abzuwarten, wie wir das zu unserer Überraschung in gewissen Fällen feststellen, scheint uns keine kluge Strategie zu sein. Auf der anderen Seite bietet diese Sondersituation für gut aufgestellte Finanzinstitute spannende Möglichkeiten. Wir dürfen einige dieser Institute in diesem Prozess belgeiten und stellen fest: Personen, die in normalen Zeiten nie über einen Wechsel nachgedacht hätten, sind nun offen, spannende Opportunitäten in Betracht zu ziehen.
Und wie ist der aktuelle Stand in der Fondsbranche?
Die Lage ist angespannt. Nach dem Rekordjahr 2021 war 2022 für viele Asset Manager ein sehr schwieriges Jahr mit enttäuschenden Zahlen. Auch das erste Halbjahr 2023 war geprägt von den Verunsicherungen einer globalen Polykrise und damit sehr herausfordernd. Wir merken das teilweise auch an den Hiring-Plänen. Für 2023 hatten zahlreiche Asset Manager Expansionspläne, die sie marktbedingt redimensionieren oder zurücksetzen mussten. Wobei es erhebliche Unterschiede gibt. Auch in schwierigen Zeiten gibt es Firmen, die sich mit einer klaren Positionierung und starker Performance abheben können. Oder Firmen, die langfristig denken und ihren personellen Ausbau nicht von Marktschwankungen abhängig machen. Und dann spielt die Sondersituation UBS/Credit Suisse in der Schweiz natürlich eine wichtige Rolle. Es gibt Banken und Asset Manager, die von diesen Veränderungen profitieren und das positive Momentum auf ihrer Seite nutzen, um sich personell zu verstärken - zum Beispiel im Bereich Portfolio Management, um die Angebotspalette gezielt weiter auszubauen. Ganz grundsätzlich stellen wir fest: trotz schwierigem Marktumfeld ist die Schweiz für viele Asset Manager unverändert attraktiv - entsprechend wird hier vor Ort auch weiter auf- und ausgebaut.
Sie leiten am 4. Fundplat «Mountain Talks» Summit in ein paar Tagen im Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz einen Roundtable. Können Sie schon verraten: was wird Ihr Thema sein?
Ich freue mich auf eine engagierte Diskussion zu einem Thema, das mir unglaublich wichtig erscheint - gerade in schwierigen Zeiten - und uns bei BiermannNeff tagtäglich begleitet: «Wie gewinne ich die besten Mitarbeitenden?» Egal, ob ich für einen Branchenleader oder eine spezialisierte Boutique arbeite, es wird mir als Unternehmen nur dann gelingen, erfolgreich zu sein, wenn ich die richtigen Personen im Team habe. In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt, wie wir diesen in der Schweizer Fondsbranche vorfinden, ist es herausfordernd, die richtigen Mitarbeitenden zu gewinnen. Was kann ich als Firma, als Hiring Manager tun, damit das gelingt? Wie muss ich meinen Rekrutierungsprozess aufsetzen? Über welche Aspekte muss ich absolute Klarheit haben? Und was sollte ich unter allen Umständen vermeiden? Über diese und weitere Aspekte werden wir zusammen diskutieren.
Wir alle wollen uns im Beruf ständig verbessern: wie lauten Ihre drei wichtigsten Ratschläge?
Seien Sie neugierig und offen! Für mich bedeutet das, die Entwicklungen in der eigenen Branche und im eigenen Berufsfeld aktiv zu verfolgen und mich, wo sinnvoll, gezielt weiterzubilden. Nehmen wir als Beispiel neue Technologien und AI, welche die Prozesse auch in der Fondsindustrie weiter verändern werden. Was bedeutet das für mich? Wie kann ich den technologischen Fortschritt, wie kann ich AI nutzen? Diese Fragen sollte sich jede und jeder stellen.
Pflegen und erweitern Sie Ihr Netzwerk! Ein gutes Netzwerk ist sprichwörtlich Gold wert. Es kann in so vielerlei Hinsicht wertvoll sein: zur Generierung von beruflichen Leads, als Sounding Board von Ideen, zum Reflektieren der eigenen Position, um ein ehrliches und offenes Feedback einzuholen, und vieles mehr. Die Bedeutung eines belastbaren Netzwerks ist aus meiner Sicht nicht zu überschätzen.
Fokussieren Sie sich auf ihre Stärken! … und holen Sie sich Hilfe bei den Dingen, die Sie weniger gut können. Sich auf Themenfelder zu konzentrieren, die man gut kann, bedeutet, sich auf Dinge zu fokussieren, die man gerne macht und die einem Spass bereiten. Das strahlt Freude aus und wird positiv wahrgenommen - von Kunden, Mitarbeitenden und Vorgesetzten.
Link zum Disclaimer
Jonas Neff ist Partner bei BiermannNeff und fokussiert sich auf die Rekrutierung von Fach- und Führungskräften in den Bereichen Asset Management, Alternatives/Private Markets und Private Banking. Er hat an den Universitäten Bern und Bologna Geschichte und Politikwissenschaft studiert (Master of Arts in History) und arbeitet seit 2005 im Bereich Executive Search, seit 2008 mit Fokus Financial Services. 2009 entschloss er sich, zusammen mit Klaus R. Biermann ein eigenes Unternehmen im Bereich Executive Search & Talent Selection aufzubauen.