«Mit dem Spass an der Arbeit kommen die Ideen automatisch»

23.03.2015
Herr Dr. Partin, die Aktienmärkte sind in blendender Verfassung. Wirkt sich dies auch auf Ihr Unternehmen aus, haben Sie viel Arbeit?
Über zu wenig Arbeit können wir uns tatsächlich nicht beklagen. Das ist aber eher der Regulierungsflut als den boomenden Aktienmärkten geschuldet.
Können Sie aufzeigen, welche Dienstleistungen Sie anbieten?
Eine kurze Antwort wäre: «Eine breite Palette von Serviceleistungen für Fondsanbieter und Fondsinvestoren.» Diese Antwort beinhaltet einerseits die Konzentration auf das Finanzprodukt «Fonds» und die beiden Kundengruppen «Fondsanbieter» und «Fondsinvestoren».
Für die Fondsanbieter betreiben wir unter anderen die zwei Internetplattformen fundinfo.com und etfinfo.com, auf denen sie sich schnell über einzelne Fonds oder ETFs informieren können. Ergänzt wird dieser Publikationsservice durch eine Dissemi¬nierungs-dienstleistung, bei der wir Fondsdokumente und bald auch Fondsdaten direkt in den Internet- und Intranetlösungen von Banken und anderen Finanzdienstleistern zur Verfügung stellen.
Im Rahmen unserer Fondsresearch-Dienstleistungen bieten wir Banken und Versicherungen sowie Family Offices und Vermögensverwaltern eine individualisierte Outsourcing-Dienstleistung an. Wir bezeichnen uns dabei auch gerne als outgesourcte Fondsresearch-Abteilung unserer Kunden, was es meiner Ansicht nach sehr gut trifft.
Gibt es im Fondsresearch keine Interessenskonflikte, wenn Sie gleichzeitig Dienstleistungen für die Fondsanbieter anbieten?
Das ist eine sehr wichtige Frage, mit der wir uns bei der Lancierung der Fondsplattform fundinfo.com intensiv auseinander gesetzt haben. Dies ist beispielsweise der Grund, weshalb die Dienstleistungen von zwei Firmen angeboten werden: fundinfo als Dienstleister für Fondsgesellschaften und ifund services als Anbieter von Fondsresearch. Diese Trennung hätten wir gerne vermieden, da wir praktisch alle aufsichtsrechtlichen Genehmigungen für fundinfo ein zweites Mal einholen mussten. Die von Ihnen angesprochenen Interessenskonflikte liessen aber gar keine andere Lösung zu. Heute, das heisst neun Jahre nach Lancierung der Plattform, ist das auch kein Thema mehr, da wir beispielsweise in der Schweiz 98 Prozent aller zugelassenen Anteilsklassen bei fundinfo unter Vertrag haben. Was aber geblieben ist, ist unsere Sensitivität für dieses Thema.
Sie erwähnten die Schweiz. In welchen Ländern sind Sie sonst noch tätig?
Im Fondsresearch, das heisst bei der ifund, liegt das Schwergewicht nach wie vor in der Schweiz, obwohl wir langsam auch im europäischen Ausland Fuss fassen und unsere Dienstleistungen in Asien präsentieren. fundinfo ist deutlich internationaler aufgestellt. Dort liefern wir über 30 Dokumenttypen in 31 Sprachen in über 30 Ländern.
Wird alles aus Zürich heraus gesteuert?
Wenn ich an die Frankenstärke denke, viel zu viel. Aber Gott sei Dank nicht alles. So hat fundinfo beispielsweise Tochtergesellschaften in Grossbritannien, Deutschland, Spanien, Hongkong und Singapur.
Wo sehen Sie noch Wachstumsspielraum?
«Spielraum» gefällt mir in diesem Zusammenhang. Denn solange wir Spass an dem haben, was wir tun, gehen uns auch die Ideen nicht aus. Für mich wäre es ein schöner Erfolg, wenn Sie mir dieses Interview in zwei Jahren auf den Tisch legen würden und wir dann Umsatz in Bereichen machen, an die ich heute noch nicht einmal denke.
Das heisst, die Ziele für 2015 sind…
Auf den ersten Blick bescheidend anmutend, da wir eine Art Konsolidierung durchlaufen. «Eine Art» deshalb, weil wir unsere ganze selbst entwickelte Software wieder einmal auf eine neue Basis stellen und damit gleichzeitig die Voraussetzungen schaffen, um neue Dienstleistungen wie zum Beispiel die Fondsdatendisseminierung anbieten zu können.
Dr. Michael Partin studierte Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefungsrichtung Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen. Anschliessend erfolgte die Promotion im Bereich «Strategien von Privatbankiers» mit Abschluss 1992. Vor dem Studium absolvierte er eine Banklehre bei Georg Hauck und Sohn, Bankiers KGaA (heute Hauck und Aufhäuser) in Frankfurt. Bei der Cantrade Privatbank AG (heute UBS) in Zürich war Partin im Bereich Finanzanalysen und Portfolio Management tätig. Danach erfolgte der Wechsel zur Bank Leu AG (heute Credit Suisse) in Zürich als Leiter Investment Management. Michael Partin ist Gründungspartner und Vorsitzender der Geschäftsleitung der ifund services AG.