«Motor für unabhängige Vermögensverwalter»

Leiterin Financial Assets
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, München hauck-aufhaeuser.de
12.05.2015
Frau Schlick, mit Hauck & Aufhäuser verbinden viele spontan immer noch eine Privatbank und damit hochvermögende Privatkunden. Ist das überhaupt zutreffend?
Natürlich ist Hauck & Aufhäuser eine Privatbank. Das heisst aber zunächst nicht mehr, als dass sich unser Haus als eine der wenigen Banken in Deutschland noch vollständig im privaten Besitz befindet. Auch zählt der Bereich des Private Banking zu den wichtigen Säulen unserer Bank. Daneben sind wir aber auch in weiteren Geschäftsfeldern aktiv. Zu einer weiteren tragenden Säule hat sich die Zusammenarbeit mit institutionellen Finanzmarktteilnehmern entwickelt. Traditionell haben wir seit vielen Jahren aber auch enge Beziehungen zu unabhängigen Vermögensverwaltern. Beiden bietet Hauck & Aufhäuser die gesamte Palette von Verwaltungs-, Wertpapierhandels- und Asset-Management-Dienstleistungen an. Sie werden in der Bank im Geschäftsfeld Asset Servicing beraten.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Asset Servicing konkret?
Im Grunde genommen alles, was mit der Auflegung und Verwaltung von Investmentsondervermögen wie Publikums- und Spezialfonds sowie deren Verwahrung zu tun hat. Die Service-Leistungen sind dabei sehr umfassend. Hauck & Aufhäuser unterstützt beispielsweise bei der Umsetzung der individuellen Investmentstrategie in einem Publikums- oder Spezialfonds. Mit der Private-Label-Fonds-Infrastruktur lassen sich Fonds in Deutschland oder Luxemburg auflegen und verwalten. Als unabhängiger Dienstleister übernimmt die Bank die Hauptverwaltung und alle damit verbundenen Tätigkeiten. Als Depotbank und Verwahrstelle bieten wir ausserdem die Verwahrung sämtlicher Finanzinstrumente an. Auch für Alternative Investmentfonds, die durch das Kapitalanlagegesetzbuch der Regulierung unterworfen sind, und die insbesondere in Anlageklassen wie Immobilien, Private Equity und Infrastruktur investieren, bietet Hauck & Aufhäuser die in diesem Bereich besonders umfangreichen und komplexen Dienstleistungen der Verwahrstelle und weitere Services an.
Diese Dienstleistungen werden zum Beispiel von Global Custodians ebenfalls angeboten. Was macht Hauck & Aufhäuser Asset Servicing in diesem Bereich anders?
Der Unterschied liegt in der sehr dezidierten und umfangreichen Erfahrung sowohl auf der investmentrechtlichen als auch auf der kapitalmarktabhängigen Seite. Ausserdem ist man als Privatbank einen partnerschaftlichen und individuellen Umgang gewohnt. Die Verwahrung und Administration von Sondervermögen ist dabei vergleichbar mit dem Motor eines Autos. Ohne ihn herrscht Stillstand. Ein guter Motor sollte ausserdem einige Voraussetzungen erfüllen, damit die Fahrt gleichzeitig sicher und komfortabel verläuft. Er sollte qualitativ hochwertig und zuverlässig sein, leicht zu bedienen und notfalls neuen rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend nachgerüstet werden können. Im Ernstfall muss er zudem über das normale Tempo hinaus beschleunigen können, ohne dabei gleich an seine Grenzen zu stossen. Ähnlich sind die Tätigkeiten im Asset Servicing: Es wird ein zuverlässiger, leistungsstarker Motor geboten, mit denen Finanzpartner ihren eigenen Investmentweg einschlagen können. Am Ende bestimmt aber natürlich immer der Vermögensverwalter selbst über den Erfolg seines Fonds.
An welche Zielgruppen richtet sich Hauck & Aufhäuser Asset Servicing?
Wie eingangs angesprochen, zählen viele unabhängige Vermögensverwalter, aber auch institutionelle Finanzmarktteilnehmer dazu, die ein exzellentes Asset Management betreiben, sich aber beispielsweise gegen eine von der BaFin geforderte Lizensierung als Finanzportfolioverwalter entschieden haben. Damit dürfen sie nicht selbst als Asset Manager agieren. Statt sich die Lizenz zu besorgen, ist es vielfach einfacher und sinnvoller, als Advisor für Investmentfonds aufzutreten. Denn die volle Lizensierung ist finanziell und zeitlich aufwändig und raubt so Ressourcen, die sich besser für die Kernkompetenz, nämlich die Vermögensverwaltung, einsetzen lassen. Aber auch Asset Manager, die diese BaFin Lizensierung haben und die für ihre Investmentsondervermögen eine KVG und Verwahrstelle benötigen, stellen eine wichtige Zielgruppe dar. Hauck & Aufhäuser bietet sowohl das Advisory-Modell an, bei dem der Vermögensverwalter offiziell als Berater fungiert und unsere Luxemburger Investmentgesellschaft als Asset Manager, als auch die direkte Anbindung als Asset Manager bei unserer Verwahrstelle oder Investmentgesellschaft. Auf Wunsch steht auch ein eigenes Asset Management zur Verfügung. Hier kann die Bank über viele Jahre eine hervorragende Expertise aufweisen.
Unabhängige Vermögensverwalter dürften sich eher selbst in der Rolle des Asset Managers sehen. Wenn auch nicht rechtlich, so doch faktisch. Wo ziehen Sie die Grenze?
Zunächst einmal ist Asset Manager ja schlicht der englische Begriff für Vermögensverwalter. Dennoch gibt es die erwähnten wesentlichen rechtlichen Unterschiede. Auch unter den unabhängigen Vermögensverwaltern gibt es etliche, welche die BaFin Lizenz zur Finanzportfolioverwaltung haben. Für uns ist weniger der rechtliche Status entscheidend, als vielmehr die tatsächliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit von grossen Finanzkonzernen. Ihnen gegenüber stehen die grossen, international tätigen Häuser, also die Asset Manager im klassischen Sinn.
Sie müssen vom Geschäftsmodell Ihrer Kunden überzeugt sein. Wo sehen Sie kleinere Vermögensverwalter im Vorteil gegenüber grossen Asset Managern mit ihren Research- und Risikokontrollressourcen?
Unabhängige Vermögensverwalter überzeugen häufig durch schlüssige Anlagekonzepte, Spezialwissen und grosser Erfahrung auf ihrem Gebiet. Sie sind in der Regel mit eigenen Ideen, eigenem Geld und hohem Engagement bei der Sache und begreifen sich als Unternehmer. Anlageentscheidungen, die sie in ihren Fonds treffen, treffen sie aus Überzeugung. Während sich die Fondsmanager grosser Gesellschaften häufig in einem Korsett aus festgelegten Bandbreiten für verschiedene Anlageklassen, einer Hausmeinung zu Märkten und Anlageklassen sowie Marketing-Massnahmen bewegen, sind unabhängige Vermögensverwalter nur sich selbst und ihren Kunden verpflichtet.
Stichwort Marketing: Welche Möglichkeiten haben unabhängige Vermögensverwalter, auf sich aufmerksam zu machen?
In der Tat ist es für viele unabhängige Vermögensverwalter eine enorme Herausforderung, überhaupt wahrgenommen zu werden. Während grosse Asset Manager mit ihren enormen Marketing-Budgets und entsprechend aufwändigen Kampagnen für ihre jeweiligen Fokus-Produkte werben, fehlt den Vermögensverwaltern nicht nur das Geld, sondern auch die Zeit. Schliesslich haben sie in den wenigsten Fällen eigene Marketingabteilungen, und sie selbst kümmern sich sinnvollerweise ganz überwiegend um die Vermögensverwaltung für ihre Kunden. Dennoch schaffen es unabhängige Vermögensverwalter auf sich aufmerksam zu machen über einerseits Aktivitäten des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VUV), andererseits durch lokale Veranstaltungen. Oftmals schliessen sich Vermögensverwalter für Marketingkampagnen zusammen um somit mehr Schlagkraft zu entwickeln.
Dennoch dürften Vermögensverwalter daran interessiert sein, neue Kunden zu gewinnen. Was können sie tun?
Zum einen können sie ihren Bekanntheitsgrad steigern, indem sie an Fachveranstaltungen teilnehmen und sich dort mit ihrer speziellen Erfahrung präsentieren oder sich beim Netzwerken ins Gespräch bringen. Hauck & Aufhäuser führt seit über 25 Jahren eine jährliche Vermögensverwalter-Veranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmern dafür durch. Ebenso wichtig ist aber die Präsenz in den relevanten Medien. Auch hier hilft die Privatbank mit Erfahrung, indem beispielsweise Fachbeiträge vermittelt, Fonds in der Öffentlichkeit vorgestellt und Finanzmarktteilnehmer bei der Erstellung von aussagekräftigen Presseunterlagen unterstützt werden. Darüber hinaus stellen wir regelmässig Fondslösungen in unserem vierteljährlichen Newsletter vor, der sich an Branchenvertreter und Journalisten richtet.
Welchen Herausforderungen müssen sich Vermögensverwalter in der Zukunft stellen?
Da gibt es eine Menge. Die Regulierung bleibt zweifellos ein Thema. Das gilt insbesondere für die Anbieter Alternativer Investmentfonds, die komplettes Neuland betreten. Aber auch für die Verwalter klassischer Investmentfonds bleiben Regulierungsfragen immer eine Herausforderung. Was die Vermögensverwaltung selbst betrifft, bleibt das Marktumfeld anspruchsvoll. Vor allem, weil Anleger vielfach ein falsches Verständnis von Sicherheit haben - sie verwechseln grosse bekannte Namen mit Qualität im Asset Management. Das gilt auch für etliche Selbstentscheider, die sich ihre Informationen über Finanzportale und andere Web-Angebote besorgen. Unsere diesjährige Vermögensverwalter-Veranstaltung steht daher unter dem Thema «Der Selbstentscheider und die neue Fintech-Welt - Chance oder Gefahr für Vermögensverwalter». Dabei zeigen wir auf und diskutieren, wie unabhängige Vermögensverwalter den Bedürfnissen dieser wachsenden Kundengruppe gerecht werden können.
Anja Schlick ist bei Hauck & Aufhäuser verantwortlich für den Geschäftsbereich Financial Assets Deutschland und zuständig für den Ausbau des Geschäfts mit unabhängigen Vermögensverwaltern und institutionellen Investoren im Bereich Asset Servicing. Anja Schlick verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im institutionellen Investmentgeschäft. Sie begann ihre Karriere bei der Credit Suisse und der HypoVereinsbank, wo sie als Vertriebsdirektorin zunächst für Activest und anschliessend Pioneer Investments tätig war. Bevor sie 2013 zu Hauck & Aufhäuser wechselte, war sie bei Société Générale Securities Services als Director Sales für den Vertrieb von Asset Servicing-Dienstleistungen an in Deutschland ansässige institutionelle Kunden verantwortlich.