Multi-Strategy für Kapitalwachstum und Einkommenssicherung

16.06.2017
Herr Fitzgerald, weshalb sollten sich Anleger in der derzeit unsicheren Situation für Multi-Strategy-Produkte entscheiden?
Aus einem ganz einfachen Grund: Anlageflexibilität. Multi-Strategy-Fonds können weltweit in diverse Märkte investieren und versuchen, sowohl von Rückgängen als auch Anstiegen der Anlagenbewertung zu profitieren, um am Ende ihre Ziele zu erreichen. Im Gegensatz dazu sind sogenannte Mischfonds beispielsweise auf Anlagen in Entwicklungsmärkten oder in breite Anlageklassen beschränkt, weil sie im Verhältnis zu spezifischen Marktbereichen insgesamt weniger attraktiv sein könnten.
Anleger suchen nach Möglichkeiten, ihre Ziele durch Kombination verschiedener Strategien mit unterschiedlichen Leistungsmotoren zu erreichen. Multi-Strategy-Fonds können Anleger dabei unterstützen, die gewünschten Anlageergebnisse zu erzielen, ganz gleich ob diese Ziele Kapitalzuwächse oder Einkommen bei derzeit allgemein niedrigen Renditen sind.
Darüber hinaus können Multi-Strategy-Fonds, um ihr Anlageziel zu erreichen, frei und recht divers im Benchmarkbereich investieren. Märkte reagieren schnell auf Ereignisse. Die Stimmung kann folglich plötzlich und in eine völlig andere Richtung umschlagen. Multi-Strategy-Fonds agieren oftmals mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont - die Fonds unserer Aviva Investors Multi-Strategy (AIMS) investieren auf Grundlage eines Marktbetrachtungszeitraums von drei Jahren. Dank dieses langfristigen Ansatzes können wir kurzfristige Volatilitäten ignorieren und uns stattdessen auf die Suche nach fehlbewerteten Investments mit voraussichtlich attraktiver, risikobereinigter Rendite konzentrieren.
Was waren in diesem Jahr die grössten Herausforderungen für Multi-Strategy-Fonds?
Die Märkte haben 2016 stark abgeschlossen. Das lag am allgemeinen Aufwärtstrend in der Weltwirtschaft und dem Optimismus, den die wachstumsorientierte Agenda des neuen US-Präsidenten ausgelöst hatte. Dies hat zu einem Anstieg bei den Anlagerenditen und den Inflationsprognosen geführt. In den ersten Monaten des Jahres 2017 stagnierten diese Reflationserwartungen, und damit einhergehend schwächelte der US-Dollar leicht. Und das wiederum war abträglich für Anlagen in US-Dollar.
Eine weitere Herausforderung stellten dieses Jahr die Volatilitätsprognosen dar. Trotz der relativ hohen Bewertungen in vielen entwickelten Aktienmärkten der Welt, der grossen Unsicherheiten rund um die diesjährigen Wahlen in Europa und wachsender Sorgen im Hinblick auf Nordkorea ist die Volatilität im historischen Vergleich extrem niedrig geblieben. Tatsächlich hat der VIX-Index, der die erwartete Schwankungsbreite des US-amerikanischen Aktienindexes ausdrückt, weshalb er auch als Angst-Barometer der Wall Street bezeichnet wird, im Mai auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 1993 abgeschlossen. Vom überraschenden Ausbleiben der Volatilität wurden diejenigen unserer Strategien getroffen, die darauf abzielten, von grösseren Marktschwankungen zu profitieren, etwa der Aktienvolatilität in Europa. Solche Positionen sind eine der Möglichkeiten, mit denen wir Risiken in Multi-Strategy-Portfolios verwalten, und sie haben bei Marktausverkäufen schon oft schützend gewirkt.
Nachdem wir jahrelang über Geldpolitik diskutiert haben, scheint es nun so, als würden wir auf eine Phase zusteuern, die von politischen Spannungen beherrscht wird. Wie hoch schätzen Sie das von der Politik ausgehende Risiko ein, und werden die Auswirkungen auf die Märkte schwächer ausfallen als befürchtet?
Nach den überraschenden politischen Ereignissen im Vereinigten Königreich und in den USA im letzten Jahr sieht es so aus, als würde mit den Ergebnissen der diesjährigen Wahlen in Europa wieder ein wenig Ruhe einkehren. Die Märkte in den Niederlanden und Frankreich haben die Wahlen in ihren Ländern recht gut überstanden. Obwohl politische Risiken profitable Möglichkeiten für Anleger hervorbringen können, möchte man möglichst ein zu starkes direktionales Risiko durch sogenannte binäre Optionen vermeiden. Dabei sollte man nicht vergessen, dass es derzeit auch viele potenzielle politische Schocks ausserhalb Europas gibt, wie etwa in Nordkorea.
Wo sehen Sie die besten Möglichkeiten auf den Aktienmärkten? Bereiten Ihnen die hohen Aktienbewertungen Sorgen?
Europa und Schwellenländer scheinen die besten Aussichten für Aktienmärkte zu bieten. Im Mai hat Macron die französischen Präsidentschaftswahlen deutlich mit dem grössten Vorsprung seit 2002 gewonnen. Obwohl die Eurozone weiterhin vor zahlreichen Herausforderungen steht, ist die Wirtschaft in diesem Jahr stärker gewachsen. Die jüngste Konjunkturbelebung könnte, zusammen mit dem wiedererstarkten Glauben an das europäische «Projekt» durch die französischen und niederländischen Wähler, der Katalysator für Fortschritt im Hinblick auf die weitere Integration in die Europäische Union sein. Folge davon kann eine wesentliche Neubewertung europäischer Aktien sein, die seit dem Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise gegenüber anderen Märkten deutlich schlechtere Ergebnisse erzielt haben. Zwar hat diese Neubewertung teilweise bereits stattgefunden - mit dem Ergebnis, dass europäische Aktien seit Mitte 2016 gegenüber US-Aktien besser abgeschnitten haben -, es besteht aber noch einiges an Luft nach oben. Gleichzeitig schlagen sich Schwellenländer in Südostasien gut. Die Aktienmärkte dieser Region haben sich nach einem anfänglichen Rückgang nach Trumps Wahlsieg stark erholt. Seit dem ersten Halbjahr 2016 blicken wir optimistisch auf Aktienmärkte in Schwellenländern, und wir rechnen damit, dass das in den letzten zwölf Monaten in China erzielte ordentliche Wachstum anhalten wird, was die Stimmung der Anleger allgemein heben wird.
Bei den Anleihenfonds zeigt sich ein erstes Schwächeln, insbesondere bei solchen, die auf Staatsanleihen konzentriert sind. Bieten hier Multi-Strategy-Produkte eine Alternative?
Die grosse Frage für Anleiheninvestoren ist die, wie aggressiv die US-Notenbank in diesem und im nächsten Jahr eine strenge Geldpolitik verfolgen wird. Zeiten, in denen die Geldpolitik strenger wird, sind in der Regel schlecht für die Anleihenmärkte, weil die Renditen steigen und die Kapitalwerte dadurch fallen. Multi-Strategy-Fonds sind in der Lage, Positionen aufzunehmen, die voraussichtlich von höheren Zinsen profitieren werden, ohne dass man direkt in den Anleihenmarkt investiert. Zwar können Multi-Strategy-Fonds eine Alternative für Anleiheninvestoren sein, die relativ stabile Renditen erzielen und zugleich Kapital erhalten möchten, doch sollten sie unbedingt prüfen, ob der betreffende Fonds das von ihnen gewünschte Ergebnis anstrebt.
Was sind die Hauptmerkmale der Multi-Strategy-Lösungen von Aviva Investors (AIMS)? Wie verwalten Sie Risiken in Ihren Portfolios?
Unsere AIMS-Fonds streben die Realisierung von Kapital- oder Einkommenszielen über einen gleitenden Dreijahreszeitraum an und versuchen dies mit weniger als der Hälfte der Volatilität der weltweiten Aktien zu erreichen.
Die AIMS-Fonds arbeiten mit einem flexiblen globalen Anlageansatz. Die Strategien, basierend auf unseren Einschätzungen zu Markt- und Wirtschaftsentwicklungen, lassen sich in drei Hauptkategorien unterteilen: Markt, Opportunismus und Risikobegrenzung.
Die erste Kategorie dient hauptsächlich der Erreichung der Anlageziele. Die zweite Kategorie ist dazu gedacht, von Marktineffizienzen oder den Massnahmen nicht-gewinnorientierter Organisationen wie Zentralbanken zu profitieren. Ziel der dritten Kategorie ist der Kapitalerhalt zu geringen Gesamtkosten bei fallenden Aktien- und Anleihenkursen, insbesondere in Zeiten von Marktausverkäufen.
Durch die Kombination verschiedener Strategien - das heisst von solchen, die von steigenden, und anderen, die von fallenden Marktkursen profitieren - kann der Fonds Ergebnisse erzielen, die mit denen von Aktien, Anleihen und anderen Anlageklassen nicht vergleichbar sind.
Vor kurzem haben die Multi-Strategy-Fonds von Aviva Investors die 13 Milliarden-Euro-Marke überschritten. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?
Unsere AIMS-Target-Return-Fonds, AIMS-Target-Income-Fonds und AIMS-Fixed-Income-Fonds - letzteren bieten wir seit Dezember 2016 als ähnlichen Multi-Strategy-Anlageansatz im Fixed-Income-Bereich an - haben Ende April 2017 13,8 Mrd. Euro in externen und internen Fonds verwaltet. Die Fonds sind attraktiv für Anleger, die von Fonds, die in einzelne Anlageklassen investieren, zu diversifizierteren Produkten und Strategien wechseln möchten, die mehrere Anlageklassen abdecken, stabile Anlageergebnisse und niedrige Volatilität bieten.
Können Sie ein paar Worte zu den aktuellen Anlageideen der Fonds sagen?
Bei den Aktien bevorzugen wir den europäischen Markt und Schwellenländer und verfügen über Positionen, die ein breites Anlagespektrum für Aktien in jeder Region und in europäische Banken abdecken. Einige unserer Positionen werden voraussichtlich von einem steigenden US-Dollar profitieren, etwa gegenüber dem südkoreanischen Won, der wahrscheinlich anzieht, wenn sich der Welthandel wesentlich verlangsamt. Alternativ verfügen wir über eine Position, die von einer Stärkung der indischen Rupie gegenüber der US-Währung profitieren soll, basierend auf der Vermutung, dass verschiedene Wirtschaftsreformen die indische Wirtschaft ankurbeln werden. Wir sind zuversichtlich, dass die Inflation in den grossen Wirtschaften dieser Welt in den nächsten Jahren steigen wird. Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr noch mindestens zweimal erhöhen wird. Dennoch besteht das Risiko, dass dies ein aggressiveres Vorgehen erfordert, als es der Markt derzeit erwartet. Nach einer Phase, in der die Spanne zwischen Renditen für kurz- und langlaufende US-Anleihen im historischen Vergleich relativ gering war, haben wir eine Strategie, die darauf abzielt, von einer steileren Renditekurve zu profitieren.
Peter Fitzgerald leitet das Multi Asset Team von Aviva Investors und ist in dieser Funktion verantwortlich für die ergebnisfokussierten Strategien des globalen Vermögensverwaltungsunternehmens. Fitzgerald startete seine berufliche Laufbahn 1995 bei Old Mutual, wechselte danach ins Multi Asset Team von BNP Wealth Management und stiess 2011 zu Aviva Investors. Er hat an der Universität von Cork Europäistik studiert und verfügt über ein Nachdiplom in Pädagogik vom Trinity College in Dublin sowie ein CFA-Diplom.