«Nachhaltige Investments gehören mehr und mehr zum Mainstream»

Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich
UBS Asset Management (Deutschland) GmbH, Frankfurt
ubs.com/etf
31.10.2018
Herr Rodewald, die Nachfrage nach Anlageprodukten, die ökologische, soziale und unternehmensinterne Faktoren berücksichtigen, steigt stetig. Handelt es sich dabei um einen globalen Trend?
Ich würde sogar sagen, es handelt sich um mehr als einen Trend. Nachhaltiges Investieren avanciert derzeit für Investoren aus allen Teilen des Anlagespektrums von einem «Nice-to-have» zu einem «Must-have». Das Wachstum des verantwortlichen Investierens wird vor allem durch die Kundennachfrage angetrieben. Unter Privatanlegern sind entsprechende Ansätze bereits seit mehr als zehn Jahren populär. Inzwischen investieren auch institutionelle Anleger verstärkt in Unternehmen, die hohe ESG-Bewertungen aufweisen. Der weltweite Wandel hin zum nachhaltigen Investieren wird von der allgemeinen Forderung nach mehr Transparenz und Offenlegung angetrieben. In der Anlegergemeinde spiegelt sich dieser Trend in den Prinzipien für verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen wider, deren Unterzeichner sich freiwillig verpflichten, ESG-Themen in ihre Anlagepraxis einfliessen zu lassen. Diese Prinzipien wurden 2006 eingeführt und bis heute von mehr als 1.500 Institutionen in 50 Ländern mit einem investierten Vermögen von 62 Billionen US-Dollar unterzeichnet.
Worin liegt Ihrer Meinung nach der Reiz von ESG-Investments, wie nachhaltige Investitionen im Englischen abgekürzt werden?
Die Ursprünge des ESG-orientierten Investierens reichen bis in die 70er-Jahre zurück, als Anleger erstmals bestimmte Wertpapiere oder sogar ganze Branchen mithilfe eines ESG-Screenings aus ihren Portfolios ausschlossen. Branchen wie Öl und Gas, Kohlebergbau und Stromversorger boten sich für einen solchen Ausschluss an. Heutzutage sind solche Anlagen nicht mehr bloss massgeschneiderte Einzellösungen, sondern gehören mehr und mehr zum Mainstream. Für Anleger werden nachhaltige Anlagen immer attraktiver, da das Bewusstsein für ESG-Belange in der gesamten Gesellschaft wächst. Zudem konnten Bedenken, dass Anleger ihre Erträge für gute Taten opfern müssen, mittlerweile widerlegt werden.
Trotzdem sind finanzielle Gewinne bei nachhaltigem Investieren nur eine Seite der Medaille. Inwiefern können ETFs auch positive Effekte auf Gesellschaft und Umwelt haben?
Sozial-verantwortliches Investieren kann zu positiven Veränderungen beitragen, indem es Unternehmen zur Einhaltung von ESG-Standards motiviert. SRI-ETFs von UBS selektieren Unternehmen mit hohen ESG-Ratings, während Firmen mit schwächeren ESG-Wertungen oder umstrittenen Geschäftsaktivitäten ausgeschlossen werden. Auch der im letzten Jahr aufgelegte «UBS ETF auf MSCI ACWI ESG Universal» berücksichtigt Unternehmen nach entsprechenden Kriterien. Firmen mit Top-ESG-Ratings werden übergewichtet und andere Titel untergewichtet. Zudem wird die Entwicklung der ESG-Ratings im Laufe der Zeit betrachtet. Es werden Firmen unterstützt, die ihre ESG-Leistung verbessern.
Bei sozial verantwortlich ausgerichteten ETFs stellt sich aber natürlich die Frage nach der Umsetzbarkeit. Was müssen Anleger bei der Investition in diese SRI-ETFs beachten?
Die Kosten der Nachbildung eines Index sind bei ETFs mit einem SRI-Ansatz vergleichsweise höher als bei ETFs, die auf den nach Marktkapitalisierung gewichteten übergeordneten Indizes basieren. UBS verzichtet bei seinen SRI-ETFs bewusst auf die Zusatzerträge von Wertpapierleihgeschäften, da es keine nach SRI-Kriterien überprüften Sicherheiten (Collateral) gibt und durch das Akzeptieren von nicht-nachhaltigen Sicherheiten der Grundgedanke untergraben würde. Hinzu kommt, dass die Geld-Brief-Spannen bei SRI-ETFs grösser sein können als bei Nicht-SRI-ETFs. Das liegt daran, dass es für die Market Maker aufgrund fehlender Futures-Kontrakte auf SRI-Indizes schwieriger ist, Positionen abzusichern. Trotz all dieser Herausforderungen sind sozial-verantwortliche Investments aber attraktiver geworden.
Wirklich? Wie kommt das?
Das liegt zum einen am wachsenden Bewusstsein für ESG-Fragen. Zum anderen schafft nachhaltiges Investieren einen Mehrwert, bei gleichem Risiko-Rendite-Profil wie bei einem breiten Marktportfolio. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Unternehmen mit höherer SRI-Wertung langfristig häufig eine bessere Performance erzielen als jene, die keine SRI-Strategie verfolgen. Unternehmen, die ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Verluste agieren, leiden irgendwann unter den Konsequenzen. Das können zum Beispiel staatliche Sanktionen oder ein Vertrauensverlust der Zielgruppe sein. Beides führt zu sinkenden Umsätzen, was Anleger natürlich zu spüren bekommen. Wer vorausschauend investiert, gewinnt am Ende mehr.
Gibt es ein konkretes Beispiel für eine Anlagemöglichkeit, von der alle profitieren?
Auf jeden Fall! Denken Sie zum Beispiel an das Weltklima. Unabhängig davon, wie man selbst zum Klimawandel steht, ist nicht zu leugnen, dass er ein bedeutendes Anlagerisiko darstellt. Der Klimawandel und damit der Fokus auf die Reduzierung der CO2-Emissionen stehen daher ganz weit oben auf der Agenda. Die Risiken betreffen das gesamte Anlageuniversum, von Aktien über Unternehmensanleihen bis hin zu Immobilien und - potenziell - Staatsanleihen. Folglich legen viele Anleger ausdrückliche Ziele für die Verbesserung der CO2-Bilanz ihres Portfolios fest. Mit den UBS SRI-ETFs können Anleger den CO2-Ausstoss in ihrem Portfolio markant reduzieren. Uns ist es wichtig, eine Zukunft zu gestalten, in der wir alle gern leben wollen.
Das klingt nach einem wichtigen Fortschritt. Wie lautet Ihre persönliche Empfehlung für Anleger?
Eine relativ kostengünstige und flexible Möglichkeit, SRI-Kriterien in Anlageportfolios einfliessen zu lassen, besteht darin, auf nachhaltige ETFs zu setzen. UBS Asset Management hat die ersten SRI-ETFs bereits im Jahr 2011 aufgelegt und bietet heute mit 13 nachhaltigen ETFs die grösste Produktauswahl in diesem Bereich in Europa. ETFs von UBS richten sich an alle Kundensegmente und zeichnen sich durch Intraday-Handel und -Liquidität aus. Zu den Vorteilen gehören ausserdem Transparenz, Kosteneffizienz und die Granularität der Engagements. Wir von UBS behalten unser ESG-Rating konsequent im Auge und erstellen in Absprache mit dem Kunden nachhaltige Mandate, um das für seine Bedürfnisse optimale Engagement zu ermitteln.
Dag Rodewald ist Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei der UBS Asset Management (Deutschland) GmbH in Frankfurt. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung an den Finanzmärkten. Vor seinem Eintritt bei UBS ETFs im Jahr 2013 war er für verschiedene internationale Investmentbanken tätig, zuletzt als Leiter des Sales Trading bei der Commerzbank. Dag Rodewald ist Diplom-Volkswirt und hat an den Universitäten in Heidelberg und Regensburg sowie der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, studiert.