«Nachhaltige Renditen in einer Phase von moderatem Weltwirtschaftswachstum»

Lead Portfolio Manager, LO Funds - Global Prestige
Lombard Odier Investment Managers, Zürich
lombardodier.com
12.04.2019
Herr Mendoza, Strafzölle, Brexit und die schwächelnde Konjunktur: Die Warnzeichen vor einem Abschwung nehmen zu. Stehen wir am Rande eines Abschwungs?
2019 hat sich überraschenderweise besser entwickelt als erwartet. Die Spannungen zwischen China und den USA haben sich reduziert. Der Dialog ist konstruktiv. Der Abschwung scheint nicht kurzfristig einzutreffen, und in 2019 dürfte die Weltwirtschaft moderat wachsen.
Wie sollten sich Investoren vor diesem Hintergrund positionieren?
Ein Blick in die jüngste Finanzgeschichte zeigt, dass sich Überrenditen in Zeiten von Volatilität und Marktunsicherheit nicht zuletzt durch Anlagen in Prestigemarken erzielen lassen. Untersuchungen von Interbrand haben beispielsweise gezeigt, dass die 100 weltweit führenden Marken in den vergangenen zehn Jahren den MSCI World Index deutlich übertroffen haben. Fokus auf Qualität und nachhaltiges Wachstum sollte sich in 2019 wieder bewähren.
Worauf führen Sie den Erfolg der Prestigemarken zurück?
Er gründet auf einer Vielzahl von Gemeinsamkeiten, allen voran diversifizierte und beständige Erträge, Preismacht mit hohen Margen sowie die dauerhafte Generierung von freien Cashflows. Führende Konsum-Marken profitieren von strukturellen Megatrends. Dazu gehört insbesondere die digitale Revolution (Disruption). Dabei werden neue Konsumenten (Millenials und Gen Z) angesprochen und der demografische Wandel macht sich in einer massiven Ausweitung der Mittelschicht in den Schwellenländern bemerkbar, wo Konsumenten mit steigenden Ausgabemöglichkeiten von lokalen Marken zu international Marken wechseln.
Worin spiegeln sich die Auswirkungen des Megatrends Demographie wider?
Ein Beispiel ist die explodierende Mittelschicht in China. Im Jahr 2005 umfasste die obere Mittelschicht - definiert durch ein Einkommen zwischen 21’501 und 53’900 US-Dollar - rund 53 Millionen Menschen. Bis 2025 dürfte sie auf 525 Millionen anwachsen. Dies treibt nicht zuletzt die Innovation und Entwicklung im Bereich der Elektrofahrzeuge voran. So boomen insbesondere in China Technologien, die im Zusammenhang mit der Luftreinhaltung stehen, da diese Bevölkerungsgruppe ihre Ausgabemöglichkeiten nutzt, um das dringende Problem der Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Auch die Sport- und Freizeitbekleidung profitiert exponentiell vom Wachstum dieser Bevölkerungsgruppe.
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Prestigemarken?
Sie ist ein zentraler Gedanke. Gerade junge Konsumenten ziehen Firmen vor, die diesen Aspekt in ihr Geschäftsmodell integrieren. Millenials, also jene Menschen, die zwischen 1981 und 1994 geboren wurden, sowie die zwischen 1995 und 2009 geborene Generation Z treiben durch ihr Konsumverhalten das Marktwachstum im Bereich Nachhaltigkeit voran. Dies hat langfristig positive Auswirkungen für führende Marken, die sich diesem Thema verschrieben haben.
Woran machen Sie das fest?
Einem Bericht des Informations- & Medienunternehmen Nielsen zufolge ziehen 48 Prozent der Verbraucher in den USA in Erwägung, ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern, um umweltfreundlicher zu leben. Unter den Millenials wären sogar 75 Prozent dazu bereit. Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey über die Generation Z wiederum zeigt, dass 90 Prozent der Befragten von Unternehmen erwartet, bei ökologischen und sozialen Fragen Verantwortung zu zeigen. Man geht bei beiden Bevölkerungsgruppen von einer gemeinsamen Kaufkraft von ungefähr 350 Mrd. US-Dollar allein in den USA aus.
Was bedeutet das für die Unternehmen?
Die Grösse, Dominanz und Kaufkraft dieser beiden demografischen Gruppen hat einen signifikanten Einfluss auf die Marken. Unternehmen, die zeigen, dass sie in der Lage sind, zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen überzugehen, und entsprechende Prinzipien zu integrieren, werden sich im Hinblick auf strukturelle Trends nicht nur besser positionieren. Sie werden sich darüber hinaus die Gunst der jungen Verbraucher sichern. Mehr noch: Firmen, die sich öffentlich nachhaltigen Geschäftsmethoden und -modellen verschreiben, könnten deutlich im Vorteil sein - unter anderem, weil dies einen zuverlässigen Schutz gegen negative strukturelle Trends bietet.
Wie setzen Sie dies im «LO Funds - Global Prestige» um?
Unser konzentriertes High-Conviction-Portfolio setzt sich aus 30 bis 45 etablierten Unternehmen mit einer renommierten Marke zusammen. Wir glauben, dass diese über einen signifikanten und dauerhaften Wettbewerbsvorteil verfügen. Dabei verfolgen wir einen Drei-Säulen-Ansatz, um diejenigen Gesellschaften herauszufiltern, die in Bezug auf die Nachhaltigkeit des Finanzmodells (25.3 Prozent Return on Equity [ROE] für das Portfolio), der Geschäftspraktiken und des Geschäftsmodells überzeugen. In diesem Zusammenhang fragen wir uns im Rahmen unseres Bottom-up-Ansatzes, ob diese Firmen künftig für Megatrends gewappnet sind und ob sie eine tragende Rolle spielen.
Auf welche Regionen verteilt sich Ihr Portfolio?
Mit Blick auf unsere regionale Diversifikation entfallen 45 bis 65 Prozent des Gesamtvermögens auf Nord- und Südamerika, im Bereich Asien/Pazifik sind es zwischen 15 und 30 Prozent. Unternehmen aus Europa, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika wiederum machen 15 bis 30 Prozent des Anlagekapitals aus.
Welche Sektoren halten Sie für besonders aussichtsreich?
Die vielversprechendsten Marken finden sich vor allem im Bereich Nicht-Basiskonsumgüter, Verbrauchsgüter und Technologie.
Link zum Disclaimer
Juan Mendoza ist seit 2018 Portfolio Manager im Bereich Global Equities von Lombard Odier Investment Managers. Zuvor war er bei der Credit Suisse als Head of Equities Asia für die asiatischen Aktienfonds verantwortlich. Mendoza beschäftigt sich seit 2009 mit der Global-Prestige-Strategie und hat einen MBA in Corporate Finance von der Goizueta Business School an der Emory University in Atlanta. Als ausgewiesener Experte im Konsumgüterbereich wurde er 2011, 2012 und 2013 mit dem «Lipper Fund Award» ausgezeichnet.