Nachhaltigkeit hat jetzt auch Privatanleger erreicht

08.10.2020
Herr Württemberger, wie haben Sie persönlich die letzten Monate erlebt?
Die vergangenen Monate waren herausfordernd, aber auch ermutigend. Sie haben gezeigt, wie schnell Veränderungen umgesetzt werden können, wenn es die Umstände erfordern. Damit meine ich die Einrichtung von weiteren remote-Arbeitsplätzen, Videokonferenzen statt Dienstreisen, Webinare statt Konferenzen, cloud-basierte Datenbanken. An dieser Stelle ein grosses Lob an das Team, das die neuen Arbeitsabläufe reibungslos umgesetzt hat. Interessanterweise hat sich in Bezug auf unser Kerngeschäft, also DWS Anlagefonds und Xtrackers ETFs, gar nicht so viel verändert. Trotz der zwischenzeitlich extrem hohen Volatilität in den Märkten gab es weder beim Fondsmanagement noch bei der Orderabläufen Schwierigkeiten. Weiter gestiegen sind allerdings die Interaktionen mit Investoren. Viele überlegen, ob sie mit Blick auf die zeitweise eingetrübten Konjunkturaussichten und die gestiegene Bedeutung einer nachhaltig ausgerichteten Wirtschaft ihr Portfolio anpassen wollen.
Arbeiten aus dem Homeoffice: ist das die Lösung in der Zukunft - wie sehen Sie das als Leiter eines Teams?
Da muss man realistisch bleiben, das Homeoffice alleine ist nicht die Zukunft. Zudem haben viele DWS-Kollegen ja bisher auch schon mobil von unterwegs, auf Kundenterminen oder eben vom Homeoffice gearbeitet, das ist nichts Neues und langjährig geübte Praxis. Ich denke, es ist wichtig, dass es einen starken Teamzusammenhalt gibt, die Kommunikationskanäle eingespielt sind und letztlich muss immer im Mittelpunkt stehen, welche Arbeitsweise für den Kunden am besten passt.
Gibt es Neues aus Ihrem Haus, hat DWS weitere Produkte an den Start gebracht?
Ja, wir haben sowohl bei den aktiven Fonds als auch bei unseren passiv gemanagten ETFs unsere Palette weiter ausgebaut. So haben wir einige neue aktiv gemanagte Fonds mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit lanciert. Beispiele sind der «DWS Green Bonds» im Anleihebereich, aber auch jüngst der «DWS Invest ESG Next Generation Infrastructure» oder «DWS Invest ESG Climate Tech Fonds», die gezielt auf Zukunftsthemen und Klimaschutz eingehen. Aber auch auf der passiven Seite waren wir aktiv, mit zwei weiteren ESG-ETFs, die neu an der Schweizer Börse notieren und in Anleihen von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen investieren. Zum einen wird das Segment der US Corporate Bonds abgebildet, bei dem anderen ETF geht es um kurzlaufende europäische Unternehmensanleihen. Der dritte neue ETF spricht Investoren in US-Treasuries mit sehr kurzer Restlaufzeit an, die mehr Rendite als im Geldmarkt anstreben, aber keine Zinsrisiken eingehen wollen.
Mittlerweile steht bei fast allen grossen Fondsgesellschaften ESG auf den Fahnen. Kann man sich als Anbieter überhaupt noch unterscheiden?
Ich bin der Überzeugung, dass diese Diskussion gerade erst begonnen hat und in den kommenden Jahren immer wichtiger wird. Kunden werden sehr genau schauen, welche Schwerpunkte ein Asset Manager bei nachhaltigen Anlagen setzt und welche Auswirkungen, welchen Impact, er damit erzielt. Für uns spielt zum Beispiel die DWS ESG Engine eine wichtige Rolle. Dort werden die ESG-Daten von fünf marktführenden Anbietern konsolidiert und dem gesamten Portfoliomanagement-Team zur Verfügung gestellt. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um einen aktiven Fonds, einen ETF oder ein Mandat handelt. Gerade bei Anfragen von institutionellen Investoren können wir durch die Tiefe und Breite unserer Datenbank punkten. Ein weiterer wichtiger Punkt: Viele Investoren wollen Transparenz, ob ein Vermögensverwalter nicht nur nachhaltig anlegt, sondern auch selber danach handelt. Die DWS hat 2019 auf über 2‘000 Hauptversammlungen abgestimmt und konnte so direkt Initiativen unterstützen, die sich für Umweltschutz, Sozialstandards und bessere Corporate Governance einsetzen. Diese Initiativen fassen wir unter «Stewardship» zusammen. Hinsichtlich der Stimmrechtwahrnehmung wurden wir in einer Studie von Morningstar als führender globaler Asset Manager bezeichnet, mit Blick auf die Unterstützung von Anträgen mit ESG-Bezug. Das Thema wird sicherlich noch weiter an Stellenwert gewinnen.
Hat Ihr Haus für die nähere Zukunft etwas in der Pipeline, was Schweizer Investoren wissen sollten?
Zuviel darf an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Aber so viel vorweg, wir werden weiterhin fokussiert an nachhaltigen und thematischen Inhalten arbeiten. Zudem werden wir unseren Austausch mit Investoren im Hinblick auf massgeschneiderte Lösungen rund um aktive, passive und alternative Produktbausteine weiter intensivieren. Hier gibt es noch viel Spielraum, um individuelle Konzepte gemeinsam mit Entscheidern zu entwickeln, die der jeweiligen Anlagephilosophie, aber auch dem gegenwärtigen Zeitgeist noch spezifischer gerecht werden.
Link zum Disclaimer
Sven Württemberger ist Head Client Coverage bei der DWS CH AG und verantwortet gemeinsam mit seinem siebzehnköpfigen Team den Vertrieb von aktiven Fonds, Xtrackers ETFs sowie Mandaten an institutionelle und Wholesale-Investoren. Zwischen 2009 und 2017 war er bei BlackRock Asset Management in verschiedenen Positionen für den Vertrieb von iShares ETFs in Deutschland und der Schweiz verantwortlich. 2009 arbeitete er bei der Deutschen Bank in der Entwicklung von strukturierten Produktlösungen für den institutionellen Vertrieb sowie bis 2006 für eine internationale Unternehmensberatung. Sven Württemberger verfügt über einen MBA in International Finance der Helsinki School of Economics und der Universität St. Gallen sowie einem Bachelor in Finance der Bristol Business School, UK.