«Nachhaltigkeit ja, aber nicht um jeden Preis»

12.01.2016
Herr Frauenfelder, Sie haben jüngst Ihr eigenes Unternehmen gestartet. Was hat Sie dazu bewogen?
Nach 15 Jahren als Vertriebsfachmann im traditionellen Asset Management wollte ich etwas Neues machen. Grosse internationale Asset Manager können sich eine eigene Vertriebsorganisation leisten. Gleichzeitig leiden sie aber unter der Komplexität, welche die Grösse derartiger Organisationen mit sich bringt. Auch ich war in den letzten Jahren zu sehr mit internen Regeln, kurzfristigen Zielen und vertagten Entscheidungen konfrontiert. Spezialisierte Asset Manager kommen mit einer meist schlankeren Struktur aus, sind verglichen mit den grossen schwerfälligen Tankern wesentlich einfacher zu steuern und pflegen noch echtes Unternehmertum.
Sie sehen also Ihre Erfolgschancen in der Zusammenarbeit mit kleineren Asset Managern?
Genau, zumal sich kleinere Vermögensverwalter keine eigene oder umfassende Vertriebsorganisation leisten wollen bzw. können. Insbesondere im Bereich nachhaltiger Investitionen nehmen vergleichsweise jüngere Asset Manager und Anlagespezialisten ihre Tätigkeit auf, können sich aber zu wenig um Kundenakquisition, Betreuung und Service kümmern. Die Frauenfelder - TripleS konnte in kurzer Zeit bereits vier Mandate spezialisierter Asset Manager gewinnen. Verschiedene weitere Kooperationen sind noch in Verhandlung. Seit Mitte Dezember 2015 geniesst mein Unternehmen die von der FINMA erteilte Bewilligung als Vertriebsträger kollektiver Kapitalanlagen.
Ist nachhaltiges Investieren wirklich ein «nachhaltiger» Trend?
Einfach gesprochen, spaltet sich der Markt in zwei Lager. Während viele nachhaltiges Investieren mit ökologischem Gedankengut in Verbindung bringen und einzig Mehrkosten fürchten, haben interessierte Investoren und spezialisierte Vermögensverwalter die Vorteile nachhaltiger Investitionen erkannt. Im Verlauf der Zeit wurden viele Begriffe geprägt. Nach meiner Meinung erklärt der Begriff «ESG» (Environmental, Social, Governance) am besten, was verantwortungsvolles und nachhaltiges Investieren bedeutet. Anleger erkennen, dass die Integration der ESG-Analyse in der Auswahl ihrer Investitionen messbaren Mehrwert schafft. Die Beurteilung der Investitionen nach ESG-Kriterien ergänzt die klassische Analyse und schafft eine transparentere und umfassendere Entscheidungsgrundlage. Risiken, für die der Anleger nicht oder zu wenig entschädigt wird, werden aufgedeckt. Aus meiner Sicht kann es sich kein professioneller Anleger leisten, die ESG-Analyse nicht in seinen Anlageprozess aufzunehmen. Nachhaltiges Investieren ist nicht nur ein Trend. Es ist eine grundlegende Veränderung der Art und Weise, wie Investitionen beurteilt und verwaltet werden.
Gibt es genügend viele Fonds, die sich diesem Thema annehmen?
Aus meiner Sicht gibt es sogar zu viele Produkte! Aber nicht alle halten, was sie versprechen. Es gilt, genau darauf zu achten, wieviel Nachhaltigkeit wirklich im Portfolio umgesetzt wird. Andererseits findet man «konventionelle» Produkte, die sich selber nicht den Stempel «Nachhaltigkeit» aufdrücken, die Prinzipien nachhaltiger Investitionen aber weitgehend verfolgen. Es gilt zu klären, was man unter «Nachhaltigkeit» versteht und welche Anlageentscheidungen getroffen werden sollen.
Zurück zu Ihrem Unternehmen, was für Lösungen bieten Sie konkret an?
Die Frauenfelder - TripleS bietet drei verschiedene Dienstleistungen an:
- Sie vertreibt für Drittparteien (Asset Manager) insbesondere nachhaltige Anlagefonds an institutionelle Kunden.
- Zudem berät die Frauenfelder - TripleS institutionelle Kunden im Bereich der Implementation von SRI/ESG in die Asset Allokation, hilft Stiftungen den Swiss Foundation Code umzusetzen und zeigt Pensionskassen und Family Offices auf, wie sie mit Hilfe der ESG-Analyse ihre Portfolios optimieren können.
- Sie berät ausländische Asset Manager bezüglich Markteintritts in die Schweiz. Dazu gehören Zielgruppendefinitionen (welche Kunden sollen bedient werden) sowie Evaluierung der Vertriebs- und Publikationsplattformen, die genutzt werden sollen, Marketing und PR und gibt Empfehlungen, was die Zusammenarbeit mit Rechtsexperten, Zahlstellen und Vertretern der Anlagefonds angeht. Ebenfalls tritt die Frauenfelder - TripleS als Eingangsfenster für Fragen rund um die Produktpalette der ausländischen Asset Manager auf.
Dies im gesamten deutschsprachigen Raum?
Die Frauenfelder - TripleS ist in Sachen Vertrieb einzig in der Schweiz tätig. Im EU-Raum beschränkt sich die Dienstleistung des Unternehmens auf das Consulting.Österreich erscheint als besonders attraktiv, da Nachhaltigkeit vor allem bei institutionellen Kunden wie Pensionskassen, Vorsorgekassen und Versicherungen in unserem Nachbarland einen hohen Stellenwert geniesst.
Daniel Frauenfelder war über 15 Jahre bei verschiedenen Asset Managern als Vertriebsfachmann in der Schweiz in leitender Stellung tätig, die letzten vier Jahre vor allem im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen. Von 2012 bis 2013 war er als Geschäftsführer für den Vertrieb der Asset-Management-Dienstleistungen einer Schweizer Privatbank in Wien aktiv. Daniel Frauenfelder verfügt über den eidgenössischen Fachausweis als Marketingplaner und Verkaufskoordinator, ist International Fund Business Administrator der Universität Vaduz, Liechtenstein und hält das Diplom als psychosozialer Berater (SGfB).