Neues Risikomanagement-System verbessert Risk Parity

Head of Strategies and Portfolio Management
Aquila Capital, Hamburg
aquila-capital.de
01.04.2015
Herr Dr. von Bartenwerffer, welche Vorteile bietet eine Risikoparitätsstrategie?
Risikoparität als quantitative Strategie bietet den Vorteil, dass sie auf Prognosen weitgehend verzichtet und die Asset-Allokation mithilfe von Kennzahlen wie Korrelationen und Volatilität erfolgt. Ein Beispiel: Die AC Risk Parity* Strategie von Aquila Capital allokiert etwa in den Assetklassen Aktien, Anleihen, kurzlaufende Zinsen und Rohstoffe. Diese tragen jeweils den gleichen Anteil zum Gesamtrisiko bei und sind gering miteinander korreliert. So ist es möglich, Verluste in einer Anlageklasse durch Gewinne in einer anderen auszugleichen oder sogar zu überkompensieren.
Was passiert, wenn in Ausnahmesituationen die Korrelationen von Anlageklassen deutlich steigen?
Ein solcher Anstieg kann sich sowohl positiv als auch negativ auswirken. Es ist zwar systematisch nicht gewünscht, aber natürlich kann es auch sein, dass die Korrelation stark ansteigt und sich die Anlageklassen parallel positiv entwickeln. Hierauf zielt unsere Strategie zwar nicht ab, aber natürlich wollen wir eine partiell «zu hohe» Rendite auch nicht verhindern. In einer negativen Marktphase im Mai und Juni 2013 hat ein sprunghafter Korrelationsanstieg allerdings dazu geführt, dass unsere Strategie deutliche Verluste verbuchen musste.
Und daraufhin haben Sie die Strategie verändert?
Verändert nicht, wir haben sie ergänzt. Um dieses Verlustrisiko künftig zu begrenzen, haben wir zusätzlich ein Risikomanagement-System (RMS) integriert. Das RMS nimmt keinen Einfluss auf die grundlegende Strategie des Fonds. Es ist für Extremsituationen konzipiert und generiert Ausstiegssignale, wenn die Korrelation der Anlageklassen deutlich steigt. Betrachtet wird also das Downside-Risiko der Anlageklassen. Überschreitet das Downside-Risiko in einer bestimmten Anlageklasse sein übliches Niveau wesentlich, wird diese Anlageklasse als gefährdet eingestuft. Wenn vom System mindestens zwei Anlageklassen parallel als gefährdet eingestuft werden, generiert das RMS ein Ausstiegssignal und das Gesamt-Exposure des Fonds wird stark reduziert. Das RMS prognostiziert also nicht, wann in Zukunft turbulente Zeiten auftreten werden, sondern reagiert ausschliesslich auf Marktbedingungen.
Sie haben eingangs schon gesagt, dass nicht die Korrelation als solche negativ ist. Wie filtern Sie da?
Sehr richtig. Unser System reagiert nicht nur auf den isolierten Anstieg der Korrelationen - diese könnten ja in steigenden Märkten durchaus erwünscht sein. Deswegen wird zusätzlich das Verlustrisiko der Anlageklassen ausgewertet. Denn nur der Korrelationsanstieg während negativer Marktphasen bedeutet eine Gefährdung für den Wert des Gesamtportfolios. Da der Wiedereinstieg in die Märkte sehr rasch erfolgt, sobald kein Ausstiegssignal mehr vorliegt, kann der Fonds folglich auch an den entsprechenden Aufschwungphasen der Märkte partizipieren.
Welche Leistung hat Ihre Strategie in den vergangenen Jahren insgesamt gezeigt?
Der Risk-Parity-Ansatz war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. So konnte etwa mit dem AC - Risk Parity 12 Fund EUR A seit Auflage 2008 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,92 Prozent nach Kosten erwirtschaftet werden - bei einer Volatilität von 9,99 Prozent p.a. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Integration des neuen Risikomanagement-Systems in Zukunft mögliche Verluste bei gleichbleibender Zielvolatilität zusätzlich begrenzen wird. Auf lange Sicht sollten so noch stabilere Renditen erzielbar sein.
* vollständige Namen laut Verkaufsprospekt: AC mit seinen Teilfonds AC - Risk Parity 7 Fund, AC - Risk Parity 12 Fund bzw. AC - Risk Parity 17 Fund
Dr. Torsten von Bartenwerffer ist Head of Quant Strategies and Portfolio Management im Aquila Capital Quant Team. Bevor er zu Aquila Capital kam, war er bei IS Partners Investment Solutions in Zürich als Portfoliomanager und Quantitative Analyst tätig und zuständig für die Konzeption und Einführung von Multi-Asset-Strategien. Zuvor arbeitete er bei Clariden Leu (heute Credit Suisse) und der UBS in Zürich. Dr. von Bartenwerffer promovierte in Wirtschaftswissenschaften (Dr. oec. HSG) an der Universität St. Gallen. Er hat mehr als zehn Jahre Finanzmarkterfahrung.
Aquila Capital ist Teil der eigentümergeführten Aquila Gruppe. Diese beschäftigt weltweit mehr als 200 Mitarbeitende an neun Standorten in Europa, Asien und Ozeanien und verwaltet für einen internationalen Investorenkreis ein Vermögen von rund 7,9 Mrd. Euro (Stand: Dezember 2014).