«Nicht überall wo Infrastruktur drauf steht, ist auch Infrastruktur drin»

11.11.2016
Herr Dr. Degosciu, lassen Sie uns auf die Assetklasse Infrastruktur zu sprechen kommen. Ein echter Wachstumsmarkt?
Der Assetklasse wird in der Tat ein hohes Wachstumspotenzial weltweit zugebilligt. In einem Satz zusammengefasst: mehr Menschen benötigen mehr Infrastruktur. Dazu kommt, dass auf Grund der staatlichen Budgetbeschränkungen die Bedeutung von privat finanzierten Infrastrukturdienstleistungen stetig zunehmen wird.
Gibt es beim Thema Infrastruktur eine Art Sonderkonjunktur? Das Thema ist schliesslich derzeit in aller Munde…
Grundsätzlich ja, allerdings schauen Investoren mittlerweile auch genauer hin. Hochinteressant sind sicher Themen bzw. Aktien mit stabilen langfristigen Erträgen. Betreiber von Mautstrecken sind hier ein typisches Beispiel für Basis-Infrastrukturinvestments. Insgesamt muss man als Anleger aber sehr genau abwägen, da verschiedene Anbieter das Thema auch wesentlich breiter definieren.
Sie setzen als Anlageberater des PPF II - Global Infrastructure Network Fund strikt auf das Thema Basisinfrastruktur. Warum dieses «enge» Investmentspektrum?
Wir legen bei unseren Investments grossen Wert auf eine Art natürliche Monopolstellung des Unternehmens, dies haben Sie nur im Falle derartiger Investments wie Mautstrassen, Flughäfen, Hafenanlagen oder Schienen bzw. Telekommunikationsnetzen. Aus der Erfahrung der letzten Jahre muss ich dazu auch sagen: Nicht überall wo Infrastruktur drauf steht, ist auch Infrastruktur drin.
Sie legen Geld in liquiden Instrumenten an, sprich Infrastrukturaktien. Wie kommt dies bei Investoren an?
Wir sehen durchaus ein grosses Interesse an unserem Konzept, in handelbare Infrastrukturwerte zu investieren. Nur wenige Investoren wollen hier Verpflichtungen von 15 bis 20 Jahren eingehen. Mit diesem Fonds haben sie die Möglichkeit, ihre Investments flexibel zu halten.
Setzen Sie Schwerpunkte in einzelnen Sektoren?
Nein, wichtig ist uns wie gesagt der klare Fokus auf natürliche Monopolstellungen. Sie werden daher keinen Wert bei uns im Portfolio finden, der unter 50 Prozent seiner Umsätze aus echten Infrastrukturleistungen generiert, wie beispielsweise eine Fluggesellschaft. Ansonsten sind wir über die bereits genannten Themen sehr breit investiert, derzeit mit einem leichten Schwerpunkt auf das Thema Netzwerk/Kommunikation.
Regelmässige Ausschüttungen sind ebenfalls ein oftmals genannter Punkt hinter Entscheidungen für Infrastruktur-Investments. Wie sehen Sie dies?
Der Bereich zählt hier sicher noch immer zu den Vorreitern. Infrastruktur zählt zu den Anlageklassen, die über die nächsten Jahre signifikante Ausschüttungsrenditen erreichen werden.
Dr. Michel Degosciu ist Gründungspartner der LPX AG und verantwortet den Bereich Business Development. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Basel, Lehrstuhl für Finanzmarkttheorie, hat er mehrere Studien im Bereich Listed Private Equity durchgeführt. Michel Degosciu verfügt über einen Master mit Schwerpunkt Corporate Finance von der WHU Otto Beisheim School of Management und promovierte an der Universität Basel.