Nordic Equity: Langfristig besser als die europäischen und globalen Märkte

01.10.2015
Herr Ripatti, die Aktienmärkte befinden sich gegenwärtig in einer Schwächephase. Wie halten sich die skandinavischen Aktienmärkte in diesem Umfeld?
Die skandinavischen Aktienmärkte sind gegen die Bewegungen der globalen Finanzmärkte nicht immun - ganz egal ob es sich um eine vorübergehende Korrektur oder einen Abschwung handelt. Allerdings ist das skandinavische Aktienuniversum mit einer grossen Zahl von sehr gut geführten Qualitätsunternehmen gefüllt. Langfristig haben sich diese besser entwickelt als die europäischen und als auch die globalen Aktienmärkte. Die Unternehmen profitieren von stabilen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, einem hohen Bildungsniveau und dem Zugang zu neuen Technologien.
Sehen Sie schon wieder Einstiegskurse? Was spricht für skandinavische Aktien?
Wir erwarten, dass die Volatilität in der nahen Zukunft hoch bleibt und würden kurzfristig die neuen Quartalsergebnisse abwarten wollen. Wir sehen ein gemässigtes Risiko für die aktuellen Gewinnerwartungen. Gerade in Anbetracht des relativ hohen Anteils der zyklischen Industriewerte bieten sich für langfristige Investoren auf den nordischen Aktienmärkten aber interessante Chancen, sobald man von einem Szenario einer frühen, moderaten konjunkturellen Stimmungsverbesserung ausgehen kann.
Welchen Einfluss haben die Währungen?
In den kleinen, offenen Volkswirtschaften haben die Währungen einen grossen Einfluss auf die Exportwirtschaft. Nehmen Sie Norwegen. Dort haben die niedrigeren Ölpreise der norwegischen Krone zuletzt zugesetzt. Allerdings hilft die schwächere Währung besonders den Exporteuren, die ihre Kosten in Kronen und ihre Erlöse zumeist in Dollars und Euros generieren. Beispielsweise haben die Lachsfarmen und die angeschlossenen Verarbeitungsbetriebe enorm profitiert. Die Aktien dieser Unternehmen haben sich deshalb sehr positiv entwickelt.
Der Ölpreis ist so niedrig wie seit Jahren nicht. Wie stark trifft das Norwegen und wie stark Skandinavien?
Es stimmt, dass etwa ein Fünftel des norwegischen BIP und fast ein Drittel der Marktkapitalisierung der Oslo Stock Exchange von der Ölindustrie bestimmt wird. Viele Investoren wird es aber überraschen, dass im nordischen Anlageuniversum die Aktien des Energiesektors mit weniger als vier Prozent gewichtet sind. Das liegt unter dem europäischen oder globalen Durchschnitt.
Welche Sektoren oder Länder haben in Ihren Augen das grösste Potenzial?
Im Moment haben wir keine grossen Länder- oder Sektorenwetten. Übergewichtet sind wir im Basiskonsumgütersektor. Der profitiert vom stabilen ökonomischen Umfeld, der lockeren Geldpolitik und den attraktiven Bewertungen.
Neben nordischen Aktien ist DNB mit dem DNB Technology Fonds auch auf Technologie spezialisiert. Auch dieser Sektor hat die jüngste Korrektur nicht unbeschadet überstanden. Wo liegen für Anleger Chancen, wo Risiken?
Auch der Technologiesektor ist natürlich nicht immun gegen Marktschwankungen. Man muss sich aber vor Augen führen, dass die Unternehmen in diesem Sektor heute völlig anders aufgestellt sind als dies während der Dotcom-Blase der Fall war. Die etablierten Spieler haben nicht nur Berge von Bargeld angehäuft, sondern sind auch nach fundamentalen Massstäben günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Branche liegt im Durchschnitt bei 16. Das ist weit weg von den dreistelligen KGVs, die man vor 15 Jahren sah. Das prognostizierte Gewinnwachstum liegt zudem im zweistelligen Prozentbereich. Im Technologiesektor gibt es nämlich gleich mehrere Wachstumstreiber, die sich unabhängig von den Bewegungen an den Aktienmärkten entwickeln. Mit dem Fortschritt in den Schwellenländern verbreitet sich das Internet nach wie vor rasant. Auch in den entwickelten Ländern bahnt es sich seinen Weg in alle Industrien. Unser Medienkonsum verändert sich nachhaltig, aber auch die mächtige Energie- und Automobilwirtschaft ist betroffen und dem Wandel unterlegen. Im Übrigen sind auch die Banken in vielen Geschäftsbereichen bedroht.
Mikko Ripatti ist Senior Portfolio Manager für DNB Asset Management. Der 1972 geborene Finne ist Teil des in Luxemburg beheimateten Portfolio Management & Sales Teams von DNB, der grössten Bank Norwegens. Von Luxemburg werden unter anderem die deutschsprachigen Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich betreut. DNB ist bereits seit 20 Jahren in Luxemburg aktiv und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Private Banking und Asset Management an.