Passive Produkte mit intelligenten Indizes aktiv einsetzen

02.09.2018
Herr Dr. Mitev, was macht Ihr Unternehmen und was steckt hinter der Abkürzung «iQ-FOXX»?
Der Firmenname geht auf unser ursprüngliches Geschäft als Indexanbieter zur Zeit der Gründung im Jahr 2012 zurück und ist die Abkürzung für «intelligente» (iQ), «forecast based» (F), «optimised» (O), «Indizes» (XX). Mittlerweile hat sich iQ-FOXX weiterentwickelt und ist ein Innovator, der massgeschneiderte Lösungen für Asset Manager anbietet. Digitalisierung steckt gewissermassen in unserer DNA. Unsere neueste Entwicklung ist ein genetisches Optimierungsverfahren für Multi-Asset-Portfolios. Angefangen hat alles unter dem Dach eines der grössten Technologiekonzerne. Bei Siemens habe ich damals als Head of Portfolio Management gemeinsam mit einem Team aus Mathematikern und Programmieren auf Grundlage quantitativer Analysen und empirischer Modelle automatisierte Prognosen und darauf aufbauend Strategie-Indizes entwickelt. Seit 2006 bewähren sich die Modelle erfolgreich out-of-sample.
Für welche Anlageklassen bietet iQ-FOXX Indizes an?
Die Indexpalette umfasst 350 Indizes und deckt alle wesentlichen Asset-Klassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien oder Währungen ab, und es gibt auch Indizes für Regionen und spezielle Themen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Technologie.
Können Sie kurz erklären - ohne die Algorithmen offenzulegen - wie das Modell funktioniert?
Die iQ-FOXX Index-Methodik setzt mathematische Prognose-Algorithmen ein, um die Lage an den jeweiligen Aktien-, Anleihen- als auch Rohstoffmärkten zu erfassen. Variablen aus drei Bereichen bilden die Inputfaktoren. Das sind makroökonomische Daten wie Wirtschaftswachstum, fundamentale Variablen wie die Zinsstruktur und technische Indikatoren wie Trend oder Volatilität - sie bilden die Basis für die Prognosemodelle. Daraus wird das künftige Verhalten der Märkte prognostiziert. Output sind Investitionssignale für jeden einzelnen Markt. Dies ermöglicht unseren Kunden, ein regelbasiertes und transparentes Asset Management zu betreiben. Bei einem Risk-ON Signal partizipieren unsere Indizes je nach Indexstil zu 100 Prozent, 150 Prozent oder 200 Prozent an der Entwicklung des jeweiligen Marktes. Werden Gefahren in einem Markt erkannt, triggert ein Risk-Off Signal den vollen bzw. teilweisen Ausstieg aus dem Markt. So können tiefe Kursrückschläge vermieden werden. Ist die Gefahr vorüber, liefert die iQ-FOXX Methodologie ein Einstiegssignal (Risk-ON) und man kann bereits sehr frühzeitig von der Erholungsphase profitieren.
Die Kontrolle des Risikos hat dabei stets oberste Priorität. Denn, es ist nicht entscheidend, bei jedem Aufwärtstrend zur Gänze dabei zu sein, sondern Phasen grosser Kursverluste zu vermeiden. Damit verbessern unsere Kunden das Sharpe Ratio, sprich die risikoadjustierte Rendite ihrer Investments. Das belegt ein Blick auf die Statistik. Über alle Anlageklassen hinweg und über mehrere Konjunkturzyklen betrachtet, sind 90 Prozent unserer Indizes signifikant besser gelaufen als ihre Benchmark.
Das Geschäft mit Indizes ist doch von Big Playern wie «MSCI» oder «Standard & Poor’s» schon längst besetzt…
Natürlich gibt es Indizes für alle Anlageklassen in nahezu allen Varianten und seit einiger Zeit auch die sehr beliebten Faktor-Indizes. All diese Indizes sind jedoch zum überwiegenden Grossteil rein passive Indizes. Die Indexgewichte unserer iQ-FOXX Indizes werden durch Prognosen der künftigen Marktentwicklung bestimmt und haben so die Möglichkeit, schlechte Marktphasen zu meiden und etwaige Verluste deutlich zu reduzieren. Mit einer so umfangreichen, prognosebasierten Indexpalette sind wir weltweit einzigartig.
Auch bei den Faktor-Indizes bieten die Mitbewerber in der Regel einfache Faktor-Modelle an, also konzentriert auf einen Stil, wie zum Beispiel Value oder Quality bzw. Kombination verschiedener Faktoren. Das iQ-FOXX Faktor Timing-Modell eignet sich für Investoren, die einen bestimmten Faktor-Bias verfolgen, beispielsweise Value Strategie oder High Quality, aber eine aktive phasenabhängige Rotation von negativ performenden Faktoren zu positiv performenden Faktoren suchen. iQ-FOXX Faktor-Rotation Indizes folgen regelbasiert der Outperformance von Faktoren.
Wie und von wem werden Ihre Indizes konkret genutzt?
Unsere Indizes werden von Fondsgesellschaften als Basis für Fonds lizensiert. Vermögensverwalter nutzten unsere Asset-Allokation-Signale für das Management von Multi-Asset-Mandaten. Banken setzen die Indizes als Basis für Strukturierte Produkte und andere Investment-Lösungen ein. Neulich interessierten sich Robo-Advisor und Beraterplattformen sehr stark für unsere Indizes.
iQ-FOXX Indizes sind vielfältig einsetzbar. Unsere Kunden setzten sie für das Management von Absolute-Return-Produkten, massgeschneiderten Fonds, diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten, Risk-Overlays für bestehende Kundenportfolios, Asset- Allokation-Steuerung bis hin zu Multi-Asset-Produkten ein.
Unsere Kunden bekommen individuelle Lösungen, die rasch und effizient umsetzbar sind. Es kann sein, dass ein bestehender Fonds umstrukturiert werden muss oder das Portfolio komplett überdacht werden soll. Asset Manager schneidern Portfolio-Lösungen mit iQ-FOXX Indizes massgerecht und kosteneffizient auf ihre Bedürfnisse zu. Vor Kurzem hat sich ein Kunde am Montag gemeldet, am Freitag hatte er die Lösung - das geht bei uns mitunter sehr schnell. Für kleinere Vermögensverwalter bilden die Indizes dagegen eine kostengünstige Research-Quelle für die rasche Umsetzung von eigenen Ideen. Denn die iQ-FOXX Indizes können wie bei einem Baukastensystem nahezu jeden Kundenwusch schnell und einfach erfüllen. Der Kunde selektiert die gewünschten Märkte und seine Risikopräferenzen. Den Rest erledigen unsere Prognosen und die genetische Portfoliooptimierung, die dem Prinzip der Künstlichen Intelligenz folgt.
Welche Unternehmensziele haben Sie sich für die nähere Zukunft gesetzt?
Unser Fokus liegt nach einer sehr intensiven Entwicklungsarbeit in den letzten Jahren auf der DACH-Region. Speziell in der Schweiz und in Deutschland wollen wir den Umsatz und die Bekanntheit steigern. Die bisherige Entwicklung ist sehr positiv verlaufen, und wir konnten auch gute Kontakte zu Partnern in Asien nutzen. Zum zehnjährigen Firmenjubiläum sollen unsere Index-Lösungen in der Branche noch bekannter sein. Wenn es um nicht-standardisierte Indexprodukte geht, soll jeder zuerst an iQ-FOXX denken.
Dr. Miro Mitev ist Gründer und CEO der iQ-FOXX Indizes und verfügt über 20 Jahre Berufserfahrung im Asset Management in der Zusammenarbeit mit Banken, institutionellen Investoren und Fondsgesellschaften. Mitev ist ein Pionier der Digitalisierung des Asset Managements und befasst sich seit seinem Studium der Finanzwissenschaften mit dieser Materie. Er befasste sich bereits in seiner Abschlussarbeit in 2000 mit diesem Thema: «Einsatz von künstlichen neuronalen Netzwerken im modernen Portfoliomanagement.» In seiner Doktorarbeit «A Systematic Investment Process for Alternative and Traditional Investment Strategies» stellte er im Jahr 2003 erstmals einen voll digitalisierten Investmentprozess als Vorreiter heutiger Robo-Advisors vor. Als Head of Portfolio Management bei der Siemens AG legte er den Grundstein für die Kombination von Wissenschaft und Vermögensverwaltung sowie für die Prognosemodelle von iQ-FOXX und dessen Live-Track-Rekord seit 2006. Die entwickelten Modelle wurden bei Siemens auch in Zusammenarbeit mit Investmentbanken erfolgreich eingesetzt. Ab 2009 war er Head of Structured Solutions & ETFs bei der C-Quadrat Kapitalanlage AG. Im Zuge eines Management-Buy-outs gründete er im Frühjahr 2012 den unabhängigen Indexspezialisten iQ-FOXX.