«Positive Wirkung auf Gesellschaft erzielen»

28.07.2021
Herr Markwalder, Schroders hat sich zum Ziel gesetzt, zu einem der führenden Anbieter im Bereich ESG zu werden. Welche Rolle spielt bei diesem Vorhaben die Mehrheitsbeteiligung an der Impact-Investment-Boutique BlueOrchard?
Im nachhaltigen Anlageuniversum bringt Impact Investing, sprich das wirkungsorientierte Investieren, das Konzept der ESG-Investitionen auf die nächste Stufe. Schroders engagiert sich aktiv in diesem Bereich, was der Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an BlueOrchard im Oktober 2019 zeigt. Durch die Partnerschaft unterstützen wir den Ausbau unserer Nachhaltigkeitskompetenz und können die Wünsche unserer Kunden nach Investitionen, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft sowie Umwelt haben und gleichzeitig Rendite bringen, somit besser bedienen.
Kritiker sehen in den Bemühungen der Vermögensverwalter, nachhaltig und ethisch korrekt anzulegen, vor allem «Greenwashing» respektive Marketing.
Nachhaltiges Investieren ist in den letzten Jahren erstaunlich schnell gewachsen. Da sich ESG sehr schnell weg von «nice to have» zu einem integralen Bestanteil im Portfoliokontext entwickelt, stellt «Greenwashing» für viele Anleger eine grosse Herausforderung dar und ist in der Branche weit verbreitet. Wir befragen unsere Kunden jährlich, um ihre Anlagepräferenzen im Allgemeinen und speziell in Bezug auf Nachhaltigkeit zu verstehen. Die «Schroders Institutional Investor Study» von vergangenem Jahr führte «Greenwashing» als grösstes Hindernis für erfolgreiches nachhaltiges Investieren auf.
Was unternimmt Schroders konkret gegen «Greenwashing»?
Als vollständig ESG-integriertes Unternehmen wissen wir, wie wichtig es ist, die Nachhaltigkeitswirkung unserer Portfolios aufzuzeigen. Wir haben firmeneigene Tools wie SustainEx entwickelt, die uns helfen, die Wirkungsweise unserer Investitionen zu quantifizieren und unseren Kunden zu zeigen, wie ihre Portfolios neben der finanziellen Rendite auch eine positive Wirkung auf die Gesellschaft erzielen können.
Stichworte ESG und Schwellenländer - was sind die besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung von nachhaltigem Anlegen in aufstrebenden Märkten?
Die Datenqualität ist unverändert eines der wichtigsten Probleme, das viele Schwellenländer anpacken müssen. Wir als aktiver Manager legen hierauf grossen Wert. Zudem sind Schwellenländer von der Pandemie besonders stark betroffen und stehen vor erheblichen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Erschwerend hinzu kommt, dass diese Länder auch am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden.
Die Finanzindustrie ist vornehmlich männlich, weiss und zahlenorientiert. Diversität ist ebenfalls ein Thema, dass an Bedeutung gewonnen hat. So sollen Teams, die vielfältiger zusammengesetzt sind, bessere Resultate liefern. Glauben auch Sie, dass Gedankenvielfalt zu besseren Ergebnissen führt?
Ich bin überzeugt, dass Vielfalt wichtig ist für den Erfolg eines Unternehmens. Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen, die zeigen, dass Diversität zu besseren Resultaten führt. Vergangenes Jahr haben wir uns mit rund 340 Unternehmen zum Thema Mitarbeitende ausgetauscht, und 166 dieser Gespräche waren diversitätsbezogen. Die Themen reichten von der Förderung von mehr Vielfalt im Verwaltungsrat bis hin zum Vorwurf der Geschlechterdiskriminierung auf Unternehmensebene. Wir setzen uns aktiv für mehr Diversität in Unternehmen ein, in die wir investieren.
Link zum Disclaimer
Andreas Markwalder leitet die Schroders Asset Management Sparte in der Schweiz seit 2017. Zuvor war er für drei Jahre Chief Investment Officer (CIO) von GastroSocial, einer der grössten Pensionskassen des Landes, wo er die Verantwortung für die Führung und Strategie der Pensions- und der Ausgleichskasse trug. Darüber hinaus war er zwölf Jahre Präsident des Verwaltungsrats der FIDIP, einer Stiftung, die in Wohnimmobilien in der Schweiz investiert, sowie elf Jahre Vizepräsident des Stiftungsrats bei IST. Er ist auch der Gründer der AFIAA Schweizerische Stiftung für Immobilienanlagen im Ausland, wo er von 2004 bis 2014 Präsident des Stiftungsrates und Mitglied des Anlageausschusses war.