«Privatanleger liegen uns am Herzen»

20.01.2014
Herr Meyer zu Drewer, hat Ihnen das ETF-Jahr 2013 Freude bereitet?
Auf jeden Fall, Herr Caduff! Aus unserer Wahrnehmung heraus haben ETFs allgemein weiter an Akzeptanz gewonnen, auch wenn sich das hier in Europa nur begrenzt in dem Wachstum des verwalteten Vermögens niedergeschlagen hat. In 2013 sind die in ETFs investierten Assets um knapp 14 Prozent gewachsen, was gut war, aber natürlich hinter dem Konsensus von 20 Prozent lag. Dennoch sind im 13. Jahr der ETFs in Europa immerhin rund 290 Mrd. Euro in börsengehandelten Investmentfonds investiert. Und wir erwarten weiterhin, dass das Wachstum anhält. Eine Steigerung von im Durchschnitt 20 Prozent pro Jahr über die nächsten fünf Jahre erscheint uns nicht unrealistisch. Womit wir Ende 2018 bei über 700 Mrd. Euro wären…
…und ComStage im vergangenen Jahr?
Wir haben unseren fünften Geburtstag gefeiert. In allen fünf Jahren sind wir als bester Anbieter bei der Kostenstruktur ausgezeichnet worden. Und niedrige Kosten kommen wiederum der Wertentwicklung bei unseren Kunden zugute. Mit ComStage ETFs auf den portugiesischen Aktienindex PSI 20, auf die SMIT-Länder oder auf den MSCI World mit Fokus auf Schwellenländer, also der Möglichkeit, auf Schwellenländer über die Wertentwicklung westlicher Industrieunternehmen zu setzen, haben wir ein Alleinstellungsmerkmal. Wir haben viele neue Projekte mit Kunden anstossen können und waren daher insgesamt zufrieden.
Darf ich fragen, was das für Projekte sind?
Wie schon von Anfang an, liegen uns Privatanleger am Herzen. Wir konnten viele neue Sparplanangebote auf ComStage ETFs aufsetzen lassen. Denn danach fragen Investoren sehr intensiv. Ein anderes Thema ist die Vermögensverwaltung mit ETFs. Hier haben wir einige vielversprechende Kooperationen anstossen können, die eine weitere Verbreitung von ETFs bewirken dürften.
Zurück zum Markt: Was waren im deutschen Markt die grossen Trends?
Das Jahr 2013 war im Verlauf geprägt durch eine Hinwendung zu Aktieninvestments. Davon haben insbesondere die Standardindizes auf entwickelte Länder profitiert. Rückläufig war das Interesse an Emerging Markets, ausgelöst durch mehrere «Tapering»-Ankündigungen der Fed und den Wechsel hin zur noch unbekannten Frau Yellen. Auch wenn das nicht unmittelbar Ihre Frage war, Herr Caduff: Lebhafte – und meiner Ansicht nach fruchtbare – Diskussionen über und zu passivem Investieren gab es im Zusammenhang mit der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaft an die Professoren Eugene Fama und Robert J. Shiller.
Wie ist in diesem Umfeld die Commerzbank positioniert?
Unser Angebot von 95 ComStage ETFs umfasst selbstverständlich alle grossen und wichtigen Indizes. Aber auch Rand- und Spezialthemen. Einen sehr guten Zuspruch hatten wir bei dem bereits erwähnten ComStage ETF auf den portugiesischen Aktienmarkt PSI 20.
Planen Sie die Lancierung einer Reihe weiterer ETFs oder muss die Nachfrage gezielt von Ihrer Kundschaft kommen?
Entschuldigen Sie, wenn ich antworte: Beides. Natürlich ist es essentiell, dass wir nicht am Kunden vorbei produzieren. Daher ist unser Produktauflageprozess seit unserer Gründung vor fünf Jahren strikt am Kundeninteresse ausgerichtet.
Welches sind Ihre Zugpferde?
Auch wenn ich natürlich weiss, dass die Zugpferde morgen wieder andere sein können, so stechen doch ComStage ETFs auf den DAX, MSCI World, MSCI North America, Short Bund, aber auch ARCA Gold Bugs hervor. Gerade auch im abgelaufenen Jahr 2013 haben wir mehrfach gesehen, wie sich Kundenpräferenzen verändert haben. Kein Wunder, sind ETFs doch hervorragende Instrumente zur schnellen und passgenauen Umsetzung von Allokationsentscheidungen. Und bei Allokationen hat sich im vergangenen Jahr einiges getan.
Sie zählen zu den bekanntesten Persönlichkeiten der europäischen ETF-Industrie. Glauben Sie an ein weiteres starkes Wachstum? Wenn ja, wo orten Sie die hauptsächlichen Wachstumstreiber?
Vielen Dank für die Blumen, Herr Caduff! Ich gehe von einem weiteren Wachstum des ETF-Marktes in Europa und auch in Deutschland aus. Warum? In einem Niedrigzinsumfeld spielen für alle Investoren Kosten eine grosse Rolle. Und eine klare, aktive Positionierung der Fondsmanager, die sich des Themas aktiv verschrieben haben. Das bedeutet aber auch, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren - alles andere wird besser durch passiv abgedeckt. Es sind aber nicht nur die reinen Verwaltungsvergütungen, die nach dem Motto «ein nicht ausgegebener Euro erhöht die Performance» zählen: Gerade auf der operativen Seite, also auf der nachgelagerten Prozessebene gibt es Kostenoptimierungspotenzial. Auch dort können ETFs helfen. Inwieweit sich ein höheres Bewusstsein für Altersvorsorge und veränderte rechtliche Rahmenbedingungen auf das Interesse der Privatinvestoren auswirken, kann ich kurzfristig nicht wirklich beurteilen. Langfristig wird das Interesse aus dem Retailsektor zunehmen und zu einem Treiber werden. Denn die ETF-Anbieter tun einiges für die allgemeine Aufklärung zu dem Thema ETFs. Die hohen Wachstumsraten bei ETF-Sparplänen sind ein guter Beweis für diese These.
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Vor dem Wechsel zu ComStage, und nach der Tätigkeit im Vorstand des ETF-Anbieters INDEXCHANGE, heute iShares Deutschland, war er bei Société Générale beschäftigt, wo er das Geschäft mit Lyxor Exchange Traded Funds in Deutschland und Österreich aufbaute und leitete. Erfahrungen auf der aktiven Verwalterseite sammelte er als Fondsmanager bei ADIG Investment und als Leiter des Fondsmanagement der Activest in München.