Profi für Finanzprodukte in Kombination mit Social Media

CIIA, lic. oec. HSG, Betreiber vom Finanzprodukt Blog und Gründer
Finanzpro GmbH, Winterthur
finanzprodukt.ch
10.03.2014
Herr König, Sie waren Online-Projekt-Leiter und Banker, was machen Sie jetzt genau?
Ich habe mich 15 Jahre mit Finanzprodukten beschäftigt, vor allem bei Banken, aber auch bei Startups. Einige Highlights meiner vergangenen Projekte waren der Aufbau der Finanzplattform payoff.ch und die fachliche Projektverantwortung eines massgeschneiderten Derivate-Portals für die Credit Suisse in Singapur und Zürich. Zudem war ich für die Commerzbank für den Aufbau der heute sehr erfolgreichen Faktor-Zertifikate mitverantwortlich. 2012 habe ich meine eigene Firma gegründet.
Ich habe gemerkt, dass es am Markt entweder Finanzprodukt-Spezialisten gibt oder Leute, die Social Media und Marketing verstehen. Nur sehr wenige decken jedoch die Schnittmenge ab. Leute vom Marketing haben meist überhaupt keine Ahnung von Finanzprodukten, schon gar nicht von Strukturierten Produkten oder ETFs, und Fachverantwortliche wollen meist nichts mit Marketing und Social Media zu tun haben. Die Finanzpro GmbH hat sich darum auf Social Media, Marketing und innovative Online-Lösungen für Finanzprodukte spezialisiert und berät Banken sowie Finance 2.0-Startups. Ich selbst bezeichne mich als einer der wenigen Finanzprodukt-Profis mit Spezialkenntnissen in Social Media und Online-Marketing. Zudem betreibe ich den Branchenblog «Finanzprodukt.ch» mit speziellem Fokus auf Trends, Produktinnovationen, Vermarktung und Social Media.
An wen richtet sich Ihr Blog, wer sind Ihre Abonnenten und wie oft kommt er raus?
Der Blog richtet sich an die Finanzprodukt-Branche, darunter Sales, Trader, Berater, Marketingverantwortliche und auch Vermögensverwalter. Zudem lesen auch Wirtschaftjournalisten meinen Blog und Finanzprodukt.ch oder ich werden regelmässig in bekannten Wirtschaftszeitungen oder auf Online-Webseiten zitiert. Ich blogge, wenn es mir gerade Spass macht beziehungsweise wenn es etwas Aktuelles zu berichten gibt. Alle zwei Wochen veröffentliche ich zudem die «Finanzprodukt-News», welche die wichtigsten News rund um Finanzprodukte kuratieren.
In Ihren Unterlagen ist zu lesen: «Der Branchenblog für Strukturierte Produkte, ETFs, Fonds und CFDs mit speziellem Fokus auf Trends, Vermarktung und Social Media». Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal?
Nein, das passt schon. Der Fokus sind klar ETFs, Derivate und Strukturierte Produkte. Von der Fonds-Branche gibt’s jedoch eher selten etwas Innovatives zu berichten. Es gibt aber auch Ausnahmen. So ist Swisscanto mit eigenem Blog, Twitter-Account und Google-Hangouts präsent. Schweizer ETF- und Struki-Anbieter verschlafen die Sozialen Medien komplett.
Wie kommen Sie an die vielen Informationen?
Das Stichwort heisst Monitoring. Ich bin zudem eigentlich dauernd im Netz unterwegs und bekomme die besten Infos meist direkt via meinen Sozialen Netzwerken. Zudem beobachte ich Hunderte von lokalen und internationalen Finanzwebseiten und Blogs sowie Dutzende Newsletter.
Recherchieren Sie auch selbst Stories?
Ja, klar, wenn ich Zeit finde, immer gerne. Sonst wäre es ja langweilig. Ein aktuelles Beispiel ist ein Bericht zu Mini Futures 2.0., http://www.finanzprodukt.ch/cfd/mini-futures-2-0/ oder eine Analyse über die beste ETF-Suche der Schweiz, http://www.finanzprodukt.ch/etf/die-beste-etf-suche-der-schweiz/.
Zusätzlich bieten Sie Beratung und Schulung von Finanzprodukt-Emittenten in Social Media, Finanzprodukt-Monitoring und Online-Werbeoptimierungen. Was für Adressen kommen dafür als Kunden in Frage?
Im Vordergrund stehen ETFs-, Fonds- und Strukturierte Produkte-Emittenten. Zudem berate ich auch Finance 2.0.-Unternehmen und arbeite mit ausgewählten Agenturen zusammen. Offen bin ich auch für Online-Broker und Finanzdienstleister.
Haben die grossen Häuser dafür nicht interne Teams und kleinere Häuser wenig Budget?
Leider gibt’s dafür bisher bei den grossen Häusern noch keine internen Teams beziehungsweise es gibt globale Teams, die zwar von Social Media etwas verstehen, aber den Link nicht zu den Finanzprodukten machen können. Ich komme immer dann zum Einsatz, wenn man das Ganze auch fachlich verstehen muss.
Wenig Budget ist immer eine Frage der Definition. Dazu ein Beispiel: Ein «kleines Haus» möchte ein neues Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt bringen. Es hat nun die Möglichkeit, klassische Banner-Werbung oder Print-Werbung zu buchen oder eventuell sich auch über einen eigenen hochwertigen Blog-Beitrag zu positionieren.
Hier kann man sich folgende Überlegung machen. Wenn ein Artikel 200 Mal auf meinem Blog gelesen wird…
… wie viele Impressions (Anzahl Einblendungen) müsste es mit klassischer Bannerwerbung buchen (bei einer Klickrate von 0,1 Prozent), um den gleichen Effekt zu erzielen? Die Antwort lautet: 200‘000 Impressions bei einem Tausender-Kontrakt-Preis (TKP) von 70 Franken ergibt Kosten von 14‘000 Franken.
Erziele ich nun den gleichen Effekt mit Bannerwerbung? Nein! Meist haben Banner-Werbungen fehlende Landing-Page-Conversions (z.B. Disclaimer, Mobile), d.h. die Kosten sind bei Bannerwerbung effektiv nochmals höher. Zudem verschwindet der Banner nach der Buchung. Der Artikel bleibt im Netz aber für immer, siehe Google.
Gibt es in der hiesigen Finanzbranche viel Verbesserungspotential? Ist das Ausland der Schweiz voraus?
Ja und wie…!
Wo sehen Sie ganz konkret die grössten Defizite?
Allgemein in der Innovationskraft. Zudem im Dialog und der transparenten Kommunikation in Sozialen Medien. Im Ausland trauen sich die Anbieter viel mehr. Ein gutes und aktuelles Beispiel ist die neue Social-Derivatives- Plattform von der Saxo Bank. Schweizer machen oft den Fehler, dass sie zum Beispiel eine neue Webseite oder ein Tool aufbauen und dann das ganze Budget in dieses Projekt reinstecken. Dabei fehlt danach das Geld für die wichtigen Satelliten und den Aufbau der Glaubwürdigkeit. Dies kann ein einfacher Service, eine App oder ganz einfach der Dialog in Sozialen Medien oder via ein Chat-Fenster sein. In unseren Nachbarländern (beispielsweise bei der UniCredit Bank in Österreich) gibt es schon sogenannte Innovationsmanager. Ein Berufsbild, welches es bei Schweizer Banken praktisch noch nicht gibt.
Und was sind Ihre Lösungsvorschläge?
Wenn ich mit einem Kunden zusammenarbeite, dann rate ich ihm dazu, erstmals zuzuhören statt einfach blind los zu legen. Dies beginnt mit einem Online-/Social Media-Monitoring und einer Analyse.
Ähnlich wie in der klassischen Print-Medienüberwachung werden Beiträge aus Online Artikeln und Sozialen Medien gesammelt und danach aufbereitet und ausgewertet. So erkennt man Anlegerbedürfnisse, kann von Fehlern anderer Teilnehmer lernen und identifiziert Meinungsführer, sogenannte Multiplikatoren. Hat ein Emittent das Verhalten im Netz verstanden, seht es ihm offen, sich im Netz mittels innovativer Auftritte zu positionieren. Sobald er aber präsent ist, fängt das Monitoring erst richtig an. Zudem ist es oft hilfreich, frische Ideen und Innovationen jenseits der internen Grabenkämpfe einzuholen. Hier helfe ich gerne.
Christian König ist ein Finanzprodukt-Profi mit Social Media- und Online Marketing- Spezialkenntnissen in der Schweiz. Er ist Gründer der Finanzpro GmbH und beschäftigt sich seit 15 Jahren mit Finanzprodukten. Seit 2008 konzentriert er sich stark auf Social Media- und Finance 2.0.-Lösungen. Er hält einen Master in Finance von der Universität St. Gallen und hat verschiedene Nachdiplomstudiengänge, unter anderem in Social Media und Online Marketing, absolviert.