Quant trifft ETF - Partizipation und Absicherung mit regelbasierten Strategien

26.02.2016
Herr Dr. Koch, welche Dienstleistungen bietet Ihr Unternehmen an?
quantagon bietet Anlageberatung und Finanzportfolioverwaltung auf Basis quantitativer Anlagestrategien an. Den Schwerpunkt bilden derzeit die «klassische» Asset Allocation («Aktienexposure ja/nein») sowie die Anlageklassen Renten (Duration, Credit) und Aktien (u.a. «smarte» Ansätze). Unsere Absolute-Return-Strategien sind modular konzipiert und lassen sich sowohl kombiniert als auch einzeln einsetzen. Im Fokus aller Anlageentscheidungen steht das aktive Management von Partizipation und Absicherung (Begrenzung von Drawdowns).
Das klingt nach einem sehr breiten Angebot für eine «Investment-Boutique»…
Für uns als kleines Unternehmen steht die Effizienz des Investmentprozesses im Vordergrund. Quantitative Strategien bilden hierfür eine hervorragende Grundlage, zumal die indexbasierten Strategieverfahren eine Umsetzung mit indexnahen Produkten wie ETFs und Index-Futures nahelegen. Insgesamt ist der Entscheidungsprozess komplett regelbasiert und damit frei von Emotionen und unabhängig von Prognosen. Das «breite Angebot» entsteht bei der Umsetzung der Allokations-Signale: Einerseits lassen sich über Allokationsquoten unterschiedliche Risiko-/Ertragsprofile darstellen, so kann ein «ja» zu Aktien für einen defensiven Investor 25 Prozent Aktienquote bedeuten, für den offensiven hingegen 75 oder sogar 100 Prozent. Andererseits steht die gesamte Palette an klassischen wie auch «smarten» ETFs zur Verfügung: So kann beispielsweise unter Ertragsgesichtspunkten in einen dividendenstarken ETF investiert werden, während zur gezielten Risikoreduktion ein Minimum-Varianz-Produkt opportun erscheint.
Welche Kundengruppen sprechen Sie damit gezielt an?
Unsere Strategien eignen sich sowohl für den Privatinvestor als auch für den Institutionellen. Dem Privatinvestor stehen in unserer fondsbasierten Vermögensverwaltung, je nach Risikoappetit, wahlweise ertragsorientierte oder eher gewinnorientierte Strategien zur Verfügung. In der konsequenten ETF-basierten Umsetzung finden sich entsprechende risikoreduzierende und chancen- bzw. ertragsorientierte Elemente. Für den institutionellen Investor sehen wir als geeignete Anlagelösung eine Kombination aus «smartem» Basisportfolio und einem kosteneffizienten Futures Overlay, etwa zur dynamischen Steuerung des Aktienexposures oder der Duration.
Als «Quant» kommt Ihnen Ihr Studium als Physiker bestimmt sehr gelegen…
Hätte sich Newton mit der Farbe des Apfels und der Beschaffenheit des Bodens unter dem Baum beschäftigt, dann hätte er wohl nie sein Gravitationsgesetz formuliert! Er erkannte die universelle Eigenschaft der Anziehungskraft - und zwar ungeachtet der Detailstrukturen der beteiligten Objekte. Diese Art der Komplexitätsreduktion («der Blick aufs Wesentliche») findet sich unter anderem in längerfristigen Trendfolgesystemen wieder - ungeachtet kurzfristiger Volatilität. Insofern ist die Entwicklung effizienter Steuerungssysteme für Finanzanlagen durchaus mit der physikalisch-theoretischen Herangehensweise zur Beschreibung dynamischer Systeme vergleichbar, an deren Ende ein mathematisches Formelwerk ähnlich unserer regelbasierten Strategiesystematiken steht. Das Physik-Studium war also eine gute Investition!
Wie wollen Sie Ihr Unternehmen weiterentwickeln?
Es gibt für uns zwei wesentliche Herausforderungen: Erweiterung der Kundenbasis und Ausbau der Produktpalette. Bei dem Ausbau der Produktpalette arbeiten wir derzeit unter anderem an einer Erweiterung in Richtung «Faktorrotation», um aktienseitige Renditequellen gezielter nutzen zu können - zumal mit der neuen Generation von Faktor-ETFs nun auch die idealen Anlageinstrumente zur Verfügung stehen. Thema «Ausbau der Kundenbasis»: Hier streben wir längerfristige Kooperationen vor allem im Bereich der Anlageberatung mit institutionellen Kunden an, ferner bauen wir unser Vertriebsnetzwerk kontinuierlich aus.
Als kleine Finanz-Boutique entwickeln wir nur wenige Strategien «für die Schublade». Eine Ausnahme bildet eine Rentenstrategie, die sich im Umfeld niedriger Renditen und möglicher Zinsanstiegsszenarien als Baustein «Geldmarkt-Ersatz» für institutionelle Portfolios anbietet.
Dr. Werner Koch ist Geschäftsführer der quantagon financial advisors GmbH, die er im Jahre 2010 mitgegründet hat. Nach seinem Studium der Theoretischen Physik begann er 1994 seine berufliche Laufbahn im Commerzbank-Konzern zunächst im Research, dann im Rentenhandel und im Privatkundengeschäft. Ab 2001 war er bei der cominvest Asset Management GmbH für Entwicklung, Einsatz und Vertrieb quantitativer Steuerungssysteme für Spezial- und Publikumsfonds verantwortlich, unter anderem in den Bereichen Asset Allokation und Managed Futures.