«Rendite und Verantwortung sind keine Gegensätze»

Leiter ETF Specialist Sales Schweiz & Liechtenstein
UBS Asset Management Switzerland AG, Zürich
ubs.com
31.03.2020
Herr Müller, nachhaltige Investments sind längst kein Nischenthema mehr, sondern in aller Munde und in nahezu sämtlichen Depots. Was wünschen sich Anlegerinnen und Anleger in diesem Bereich?
In der Tat hat das Segment des verantwortungsvollen Investierens in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung hingelegt, sowohl nominal als auch inhaltlich. «Change is coming, whether you like or not» - «Veränderung kommt, ob es uns gefällt oder nicht», hat Greta Thunberg vor einigen Monaten gesagt. Viele Menschen sehen das ebenso, möchten den Wandel aber mitgestalten. Das in verantwortliche Geldanlageprodukte investierte Kapital hat sich innerhalb weniger Jahre vervielfacht - auf mittlerweile fast 720 Mrd. Schweizer Franken nach 2018er Zahlen der «Swiss Sustainable Investment Market Study». Die Menschen wollen nicht mehr bloss investieren, sie wollen, dass ihr Geld auch Positives bewirkt und Sinn stiftet. Wir sprechen von einer doppelten Rendite: für den Anleger und für die Gesellschaft.
Nun gibt es eine Flut von Anlageprodukten, die Nachhaltigkeit und Verantwortung versprechen - wie können Anleger sich da zurechtfinden und mit überschaubarem Aufwand und Risiko investieren?
Berechtigterweise möchten die Anlegenden genau wissen, wohin ihr Geld fliesst und was es dort bewirkt - Transparenz ist oberstes Gebot. Viele wünschen sich einen direkten Einfluss ihrer Anlagen, dies verspricht das «Impact Investing». Gleichzeitig möchten sie kein hohes Risiko eingehen. Passive Investments können diesen Spagat schaffen: Exchange Traded Funds, kurz ETFs, gibt es in der Schweiz seit nunmehr 20 Jahren, fast ebenso lang ETFs von UBS. Sie können einen einfachen und transparenten Zugang zu Projekten schaffen, die gesellschaftlichen Nutzen stiften. Da ETFs einen Index abbilden, sorgen sie zugleich für Diversifikation, das kann das Risiko gegenüber Einzelanlagen senken. UBS ETFs bietet eine umfangreiche Palette von ETFs an, die nach nachhaltigen Standards gebildet werden und einen sehr speziellen Fokus haben.
Haben Sie ein konkretes Beispiel für ein solches Investment?
Eine Möglichkeit des «Impact Investing» bietet der «UBS ETF Sustainable Development Bank Bonds UCITS ETF». Dieser ETF bildet einen Index ab, der Anleihen von internationalen Entwicklungsbanken mit erstklassigen Ratings enthält. Über die Anleihen finanzieren die Banken Projekte in Entwicklungsländern, die den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Fortschritt befördern.
Wie funktioniert das genau?
Internationale Entwicklungsbanken wie die Weltbank oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sind supranationale Finanzinstitute, die finanzielle Unterstützung und Know-how für Entwicklungsprojekte bereitstellen. Ebenso beispielsweise die Lateinamerikanische, Asiatische und die Afrikanische Entwicklungsbank. Von souveränen Staaten gegründet und mit Garantien sowie Kapital ausgestattet, haben sie die Aufgabe, Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, um Fortschritt in Entwicklungsländern zu ermöglichen. Über Anleihen sammeln die Entwicklungsbanken an den internationalen Kapitalmärkten Mittel ein, die sie zu sehr niedrigen Zinssätzen in den Entwicklungsländern ausgeben. So können Anleger hierzulande dazu beitragen, dort extreme Armut zu reduzieren. Konkret werden zum Beispiel Brücken, Telekommunikationsnetze, Wasseranlagen, Schulen oder Krankenhäuser gebaut.
Was macht Anleihen von Entwicklungsbanken für Anleger interessant?
Anleihen von multilateralen Entwicklungsbanken bieten attraktive Investmentchancen. Dem UBS ETF liegt der Solactive UBS Global Multilateral Development Bank Bond USD 25% Issuer Capped TR Index zugrunde, der Anleihen der bedeutsamsten Entwicklungsbanken enthält. Diese haben ein erstklassiges Rating von mindestens AA- (S&P) oder Aa3 (Moody’s) und sind höchst liquide, dank einer minimalen Restlaufzeit von zwölf Monaten und einem Mindestemissionsbetrag von 500 Mio. US-Dollar. Zudem geniessen die Entwicklungsbanken Vorrang vor anderen Gläubigern, wodurch ihr Anteil notleidender Kredite sehr gering ist und Zahlungsausfälle in der Vergangenheit praktisch nicht vorgekommen sind. Der Index bietet eine umfassende Diversifikation durch die globale Aufstellung und eine Emittentenobergrenze von 25 Prozent. Der Anleger investiert auf einen Schlag in zahlreiche bestens finanzierte, koordinierte und überwachte Entwicklungsprojekte weltweit.
Können Sie das Renditepotenzial benennen?
In der Vergangenheit boten diese Bonds höhere Renditen als US-Staatsanleihen, auch wenn sich das natürlich nicht einfach in die Zukunft fortschreiben lässt. Auch Anleihen von Entwicklungsbanken unterliegen dem Zinsänderungsrisiko. Ausserdem können sich die Spreads, also die Renditeunterschiede zwischen erstklassigen Staatsanleihen und Anleihen von Entwicklungsbanken, ausweiten oder verengen und die Performance beeinflussen. Zu der in der Vergangenheit überdurchschnittlichen finanziellen Rendite kommt aber noch die gesellschaftliche Rendite hinzu - und die ist ungleich höher. Zum Glück sind Rendite und Verantwortung heute keine Gegensätze mehr.
Link zum Disclaimer
Raimund Müller, Leiter Passive & ETF Schweiz und Liechtenstein, verfügt über eine 17-jährige Erfahrung in der Finanzindustrie mit besonderer Expertise in der Betreuung institutioneller Anleger. Seit 2012 ist er für UBS Asset Management in Zürich tätig. Vor dem Wechsel zu UBS arbeitete er in der Betreuung institutioneller Anleger im Asset Management der Deutschen Bank und bei Lombard Odier. Raimund Müller ist Certified International Investment Analyst (2008). Er beendete seine Studien an der Curtin University of Technology in Perth mit einem Master of Economics und Finance (2005) und an der ZHAW in Winterthur mit einem Bachelor of Business Administration (2003).