Robo-Advice - Bedrohung oder Chance für aktive Fonds?

30.03.2016
Herr Weber, Robo-Advice ist in aller Munde. Allerdings beschränken sich diese Online- Beratungstools fast immer auf ETF-Portfolios, warum das?
Robo-Advisor konzentrieren sich auf die Erfassung des Risikoprofils, die Ableitung einer Asset Allocation und auf eine Umsetzung mit ETFs. Nutmeg in Grossbritannien, Betterment und Wealthfront in den USA oder TrueWealth in der Schweiz arbeiten so. ETFs überzeugen natürlich mit tiefen Gebühren. Noch wichtiger ist aber, dass sich mit ETFs eine Asset Allocation perfekt abbilden lässt. Der Einsatz aktiver Fonds würde hingegen Abweichungen zur Asset Allocation provozieren. Auch das Risiko einer Fehlberatung wäre grösser.
Stellen Robo-Advisor somit eine Bedrohung für aktive Fonds dar?
Bislang schon. Die Robo-Advisors verkennen jedoch die Chancen, die aktive Fonds bieten: Das grössere Anlagespektrum aktiver Fonds erlaubt dem Robo-Advisor auf ganz spezifische Kundenbedürfnisse einzugehen wie asymmetrische Strategien mit Multi-Asset-Fonds, Nachhaltigkeit in allen Facetten, Bevorzugung einheimischer Fondsmanager, konzentriertes und langfristiges Stock-Picking usw. Damit kann sich ein Robo-Advisor von der Konkurrenz abheben und vermehrt auch auf emotionale Bedürfnisse der Anleger eingehen. Der Einsatz retrofreier Anteilsklassen macht aktive Fonds heute konkurrenzfähig zu ETFs. Aktive Manager zeigen sich beispielsweise langfristig überlegen in europäischen Aktien, in Nebenwerten oder Unternehmensanleihen, wenn günstige Anteilsklassen eingesetzt werden. Wer aktiv mit passiv kombinieren kann, bietet dem Kunden eine bessere Lösung mit höherem Identifikationsgrad.
Welches sind die Herausforderungen, wenn man im Robo-Advice auch aktive Fonds berücksichtigen will?
Der Robo-Advisor muss die aktiven Fonds kennen und richtig einschätzen können. Er muss wissen, in welchem Anlageuniversum sich der Fondsmanager wie aktiv bewegt und wie sich das Risikoprofil im Vergleich zu einer passiven Lösung verhält. Selbstverständlich muss er auch Qualitätsmerkmale berücksichtigen. Nur so kann der Robo-Advisor dem Anleger Fonds vorschlagen, die sowohl seinen individuellen Bedürfnissen optimal entsprechen als auch qualitativ überzeugen. Schliesslich muss der Robo-Advisor aus der Vielzahl verfügbarer Anteilsklassen auch noch die für den jeweiligen Anleger optimale Klasse auswählen.
Wie geht ifund diese Herausforderungen an?
ifund stellt Plattformen neu einen Robo-Advisor in Form eines cloudbasierten Plug-ins zur Verfügung, das kundenspezifische Anfragen unmittelbar mit Fondsvorschlägen beantwortet: Zusammen mit der Plattform definiert ifund Anlegerbedürfnisse, die dem Investor zur Auswahl vorgelegt werden. Diese Angaben wertet der ifund Robo-Advisor aus und gleicht die Bedürfnisse mit seiner Datenbank ab.
Zu diesem Zweck sammeln die Fondsanalysten von ifund Due-Diligence-Informationen zu Tausenden Fonds in sehr strukturierter Form, sodass sie sich systematisch auswerten lassen. Für alle diese Fonds kann der ifund Robo-Advisor auch auf ein Qualitäts-Score zugreifen, das nebst dem Track Record viele qualitative Informationen zur Managementgesellschaft, zum Team, dem Anlageprozess, dem Fondskonstrukt und den Konditionen enthält.
Der ifund Robo-Advisor analysiert nun, welche aktiven oder passiven Fonds angesichts deren Qualität und der Kundenbedürfnisse den individuell grössten Kundennutzen stiften und schlägt diese dem Anleger inklusive Begründung vor. Die Auswahl der geeigneten Anteilsklasse kann in Zusammenarbeit mit investmentnavigator.com erfolgen.
Heisst das, Robo-Advice ersetzt den Fondsanalysten?
Nein, keineswegs! Wir Fondsanalysten sind die Lehrer des Robo-Advisors. Fundiertes Analystenwissen und viel Erfahrung machen es erst möglich, den Robo-Advisor so zu instruieren, dass er auch sinnvolle Lösungen vorschlägt. Zudem nutzen nun wir Fondsanalysten den Robo-Advisor selbst, indem er uns eine Short-List attraktiver Fonds vorschlägt und wir uns auf vertiefende Analysen im Austausch mit dem Fondsmanagement konzentrieren können. Banken anderseits können das Plug-in im Advisory nutzen, um rasch Fonds zu identifizieren, die die aktuelle CIO-View am besten widerspiegeln.
Der Robo-Advisor allein bietet die optimale Lösung für die Generation der Digital Natives mit noch bescheidenem Vermögen, aber dem Bedürfnis nach fundierter, nachvollziehbarer 7/24 Beratung per Smartphone.
Matthias Weber schloss 1989 an der Universität St. Gallen in Betriebswirtschaft und Operations Research ab und absolvierte später ein MBA in International Wealth Management der Universität Genf und der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Nach einigen Jahren in der Konsumgütermarktforschung trat er 1995 der Bank Leu (heute Credit Suisse) als Analyst bei und war schliesslich Managing Director Investment Research & Consulting sowie stellvertretender CIO. Seit 2006 ist er bei ifund services AG als Partner verantwortlich für Fondsresearch und Asset Management.