«Rohstoffe dürften auch 2018 ein Investment wert sein!»

15.12.2017
Herr Dr. Schallenberger, die Aktienmärkte haben ein sehr starkes Jahr hingelegt. Sie sind als Rohstoff-Spezialist etwas neidisch?
Tja, das stimmt natürlich, dass man beim Blick auf die kräftigen Kurssteigerungen am Aktienmarkt neidisch werden könnte. Aber immerhin: Unser LBBW Top Ten Rohstoff-Index hat im laufenden Jahr gut 5 Prozent zugelegt. Zum einen haben die Rohstoffe damit einmal mehr gezeigt, dass sie eine sinnvolle Depotdiversifikation darstellen können. Zum anderen sind 5 Prozent Performance in Zeiten von Niedrigstzinsen doch ganz ansehnlich. Und schliesslich hat der Top Ten Index damit im zehnten Jahr in Folge den Bloomberg Commodity Index als Benchmark geschlagen. Insofern bin ich mit dem Jahr 2017 in puncto Rohstoff-Performance tatsächlich ganz zufrieden. Und wer weiss… vielleicht schlagen die Rohstoffe ja dann im kommenden Jahr die Aktien!
Aber etwas enttäuscht sind Sie bestimmt, dass der Goldpreis in US-Dollar festgefahren ist.
Beim Gold hätte ich einen etwas kräftigeren Anstieg erwartet, das stimmt. Aber so schlecht lief es ja beim gelben Edelmetall im laufenden Jahr dann auch nicht. Das Plus beträgt auf US-Dollar-Basis ja immerhin rund 10 Prozent. Enttäuschend war da schon eher die Performance für Anleger aus anderen Währungsräumen, weil der US-Dollar doch recht stark abgewertet hat. Für einen Anleger, der in Euro rechnet, ist ein Goldinvestment damit im laufenden Jahr zum Nullsummenspiel geworden.
Dafür läuft es beim Öl wieder besser…
Die Vorzeichen am Ölmarkt haben sich im Jahr 2017 grundlegend geändert. Lange Zeit war der Ölmarkt von einem Überangebot aufgrund des Schieferöl-Booms in den USA gekennzeichnet. Mit der seit Anfang 2017 geltenden Förderbeschränkung durch die OPEC und einiger Nicht-OPEC-Staaten (wie z.B. Russland) wurde das Angebot beschränkt. Das starke Weltwirtschaftswachstum hat zudem die Nachfrage stark getrieben. Und die Folge ist: Mittlerweile herrscht ein Angebotsdefizit am Ölmarkt. Deshalb ging es mit den Preisen nach oben - und dieser Trend wird bei Brent und Co. vermutlich auch 2018 anhalten.
Was waren in 2017 die Highlights in der Welt der Rohstoffe?
Der Überflieger war Palladium mit einem Plus von mehr als 50 Prozent. Hier trieben Sorgen um das Angebot und die Nachwirkungen des Dieselskandals die Preise. Daneben haussierten vor allem die Basismetalle. Zink, Blei, Kupfer und Aluminium legten allesamt über 20 Prozent zu. Auch hier spielten Angebotsdefizite eine Rolle. Zudem erwies sich die Konjunktur und die Nachfrage aus China deutlich robuster als erwartet.
Und auf was gilt es im neuen Jahr ganz genau zu schauen?
- Bleibt das Weltwirtschaftswachstum weiter so dynamisch? Dann wird die Rohstoffnachfrage auch weiter stark zulegen und die Preise dürften weiter steigen.
- Bleibt die OPEC so diszipliniert wie im Jahr 2017? Dann wird das Ölangebot weiter relativ knapp gehalten und der Ölpreis dürfte weiter anziehen.
- Bleiben die Konjunkturdaten aus China weiter relativ solide? Dann werden insbesondere die Preise der Basismetalle - trotz des bereits starken Anstiegs 2016 und 2017 - noch weiter zulegen.
- Bleiben die Zinsen weiter relativ niedrig? Dann bleiben auch die Opportunitätskosten beim Kauf von Edelmetallen relativ tief, so dass Gold und Silber auch im Jahr 2018 Preissteigerungspotenzial haben.
Dr. Frank Schallenberger ist Leiter der Rohstoffanalyse bei der LBBW. Er verfügt über 25 Jahre Research-Erfahrung. Im Jahr 2008 entwickelte er die ersten LBBW Rohstoff-Indizes, denen die Future-basierten Rohstoff-Fonds der LBBW zugrunde liegen. Die Assets under Management (AuM) in diesen Anlageformen liegen momentan bei rund 500 Mio. Euro. Studium (VWL) und Promotion (über Wechselkursspekulationen) absolvierte er an der Universität Konstanz. Als gesuchter Experte zum Thema Rohstoffe ist er regelmässiger Gast bei diversen Veranstaltungen und Kongressen sowie in Print & TV. Rohstoffe spielen auch eine wichtige Rolle in seinem Privatleben, da er in seiner Freizeit eine kleine (Zitat: «aber feine») Weinhandlung (sofern Wein als Rohstoff bezeichnet werden kann) in Stuttgart betreibt.