«Schwellenländer sollten Bestandteil eines jeden ausgewogenen Portfolios sein»

04.03.2015
Herr Dr. Zurhorst, als Schwellenländer-Spezialist haben Sie bestimmt viel zu tun. Was brennt in diesen Wochen Ihren Kunden am meisten unter den Nägeln?
Das ist wohl wahr! Die grössten Herausforderungen sind momentan die politische Situation in Russland mit der Krise in der Ukraine sowie in Nigeria im Zusammenhang mit den verschobenen Wahlen sowie dem Terror durch Boko Haram im Norden des Landes. Ebenfalls haben beide genannten Volkswirtschaften mit einem niedrigen Ölpreis zu kämpfen.
Können Sie sich zu den wichtigsten Themen auf interne Analysen abstützen?
Ja, unser eigenes Inhouse-Research ist extrem wichtig. Neben London verfügen wir über Teams von Portfoliomanagern in Moskau, Istanbul sowie Johannesburg. Hier werden im Rahmen eines Bottom-Up-Ansatzes sowohl die Unternehmen, die sich in unserem Investmentuniversum befinden, als auch die ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen, in denen sie sich bewegen, analysiert.
Beispiel Russland, kommt man da nicht immer einen Schritt zu spät?
Nicht unbedingt. Der russische Aktienmarkt hat 2015 (bis einschliesslich 26.02.2015) 22,5 Prozent in US-Dollar gewonnen. Wer dabei war, hat Geld verdient.
Der Preissturz beim Rohöl hat sicher auch einige Prognosen für die Schwellenländer über den Haufen geworfen…
Das kommt auf die Annahmen in den Modellen an. Unsere Discounted-Cash-Flow-Modelle, die mit Ausnahme des Finanzdienstleistungssektors (hier wird eher ein adjustierter Buchwert zugrunde gelegt) die Basis für unseren Bottom-Up-Ansatz sind, haben einen relativ niedrigen Ölpreis als Grundlage. Gleichwohl ist es richtig, dass Volkswirtschaften wie beispielsweise Russland oder Nigeria momentan unter dem niedrigen Ölpreis leiden und das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf Unternehmen des Telekommunikations- oder Konsumsektors.
Welches sind die wichtigsten Fonds, die RenAsset Management in der Schweiz im öffentlichen Vertrieb hat?
In Afrika würde ich hier unsere Sub-Saharan- sowie Africa ex South Africa-Fonds hervorheben. In Emerging Europe unseren Benchmark-unabhängigen Ottoman Fonds, der im Jahr 2014 in allen üblichen Rankings der Osteuropafonds mit der besten Rendite glänzte. Für Investoren, die das Exposure zu Russland suchen, bieten wir einen reinen Russian-Equity-Allocation-Fonds an.
Sie betreuen den deutschsprachigen Teil Europas. Unterscheiden sich Schweizer Investoren von jenen in Deutschland und Österreich und wenn ja, wie?
Ich glaube nicht wirklich. Die Herausforderungen sind in den Märkten, zu denen Investoren Exposures haben, oder eben nicht: Russland (Ukraine, Öl), Türkei (Bindeglied zwischen Europa und Asien), Nigeria (Ölpreis, verschobene Wahlen, Boko Haram). Ob es sich dabei um einen Schweizer Investor handelt oder nicht, spielt meines Erachtens keine Rolle.
Dr. Peter Zurhorst ist seit 2011 für RenAsset Management tätig und leitet die Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz vom Standort München aus. Nach Studium und Assistenz an der Universität St. Gallen ist er seit über 20 Jahren in der internationalen Finanzindustrie tätig.