«Smart Beta ist der nächste Evolutionsschritt»

Leiterin iShares Vertrieb für Unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices in der Schweiz und in Liechtenstein
BlackRock Asset Management Schweiz AG, Zürich
ishares.ch
08.05.2015
Frau Stempel, wenn Sie den Begriff «Smart Beta» hören, was fällt Ihnen spontan dazu ein?
Der Begriff «Smart Beta» stellt zunächst einmal keine einheitliche Definition dar. Was wir darunter verstehen, ist kurz gesagt eine Strategie, die Vorteile wie niedrige Kosten und Transparenz der passiven Verwaltung mit den Renditechancen aktiver Strategien vereint. Üblicherweise werden der Smart-Beta-Idee Benchmarks zugeordnet, deren Gewichtung zwar regelbasiert ist, aber sich nicht nach der Marktkapitalisierung richtet. Faktoren definieren dabei die Parameter, die einen empirisch nachgewiesenen Einfluss auf das Rendite-Risiko-Profil eines Wertpapiers haben.
Scheint so, dass dies ein grosses Thema in Ihrem Hause ist.
Smart Beta ETFs sind definitiv ein grosses Thema in unserem Haus und wir haben in diesem Bereich unser Angebot in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Diese Kategorie stellt gewissermassen einen weiteren Evolutionsschritt für die ETF-Industrie dar. Seit der Einführung von ETFs auf dem europäischen Markt vor 15 Jahren entwickelte man sowohl deren Struktur als auch die nachgebildeten Strategien stetig weiter. Smart Beta ist ein gutes Beispiel hierfür. Heute sind bereits über 15 Prozent des verwaltenden Vermögens in globalen Aktien-ETFs in Smart-Beta-Strategien investiert. Die beliebtesten Smart-Beta-Strategien sind dabei solche, die einen Fokus auf geringe Volatilität, Dividenden und Faktoren haben.
Gibt es dafür schon iShares ETFs an der SIX Swiss Exchange?
Ja, von unseren knapp 200 an der SIX Swiss Exchange gehandelten ETFs offerieren über 20 ETFs Zugang zu Smart-Beta-Strategien. Darunter haben wir bei iShares neu sogenannte Faktoren-ETFs lanciert. Faktoren wie Bewertung, Momentum, Volatilität, Qualität und hohe Dividenden definieren dabei die Parameter, die einen empirisch nachgewiesenen Einfluss auf das Rendite-Risiko-Profil eines Wertpapiers haben. Einer der beliebtesten Smart Beta ETFs auf den Schweizer Markt ist unser iShares Swiss Dividend (CH), der diversifizierten Zugang zu dividendenstarken Schweizer Aktien zu einem TER von gerade einmal 0,15 Prozent offeriert. Auch unsere Minimum Volatility ETFs mit Zugang zu den vier wichtigsten Aktienmärkten - Welt, Europa, USA und Schwellenländer, sind von zunehmender Beliebtheit in dem aktuellen volatilen Marktumfeld. Jeder Fonds bildet einen sorgfältig zusammengestellten Index nach, der darauf abzielt, das Risiko einer Anlage zu minimieren, indem die häufig beunruhigenden Schwankungen des Aktienmarktes ausgeglichen werden.
Folgen noch weitere?
Wir gehen davon aus, dass dieser Trend Bestand haben wird, und eine Ausweitung ist sicher denkbar, richtet sich aber natürlich auch nach der Nachfrage, die wir von unseren Schweizer Kunden sehen. Mögliche Innovationen sehen wir zum Beispiel im Obligationenbereich. Auch hier sind Smart-Beta-Strategien denkbar.
Bei vielen Smart Beta ETFs muss man das Kleingedruckte lesen, um die Indexabbildungen zu verstehen. Stimmen Sie dieser Feststellung zu?
Anleger, die sich beispielsweise für ein Investment in solche ETFs interessieren, sollten sich natürlich im Voraus mit der zugrundeliegenden Indexmethode vertraut machen. Auch ist wichtig zu bedenken, dass Smart Beta ETFs sicherlich nicht für alle Marktphasen gleich gut geeignet sind. Grundsätzlich ist die Zusammensetzung von Faktor-Indizes, wie sie zum Beispiel MSCI anbietet, aber nicht allzu kompliziert. Sie orientiert sich an ähnlichen Faktoren, wie sie auch aktive Manager bei der Titelauswahl berücksichtigen.
Also sind es Produkte für professionelle Investoren…
Das stimmt so pauschal sicherlich nicht. Denn wie gesagt, setzt iShares bei seinem Angebot auf transparente Index-Methodologien, und im Ergebnis können wir mittels der Faktor-ETFs auch Privatanlegern kostengünstigen Zugang zu diesen bieten. Auf diese Weise können Investoren mögliche Zusatzrenditen via passiv verwaltete Produkte nutzen, d.h. spezifische Marktmeinungen umzusetzen oder ein breit diversifiziertes Portfolio anhand bestimmter Faktoren aufstellen - mit dem Ziel, einen Mehrertrag gegenüber dem breiten Aktienmarkt zu erwirtschaften. Und das ist sicherlich für jede Investorengruppe interessant.
Josephine Stempel schloss 2011 einen Master in Betriebswirtschaft an der Technischen Universität in München ab. Seit 2008 arbeitet sie bei iShares, zuerst in München (damals Barclays Global Investors) und seit vier Jahren in Zürich, wo sie seit 2012 den Vertrieb von iShares ETFs für Unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices in der Schweiz und in Liechtenstein leitet.