Smart Beta: Kann der Markt intelligenter sein als der Markt?

11.09.2015
Herr Meyer zu Drewer, die Weltbörsen haben vor ein paar Tagen wieder in den Aufwärtsmodus geschaltet. Gut für Ihr Geschäft?
In der Tat waren die letzten Wochen von «Schaukelbörsen» mit hohen Ausschlägen geprägt. Dies dürfte vermutlich so weitergehen. War es zunächst China, das die Investoren beunruhigte, so ist es jetzt vor allem das Warten auf die weitere Zinsentwicklung in den USA. ETFs haben von beidem in unterschiedlicher Weise profitiert.
Welche Ihrer Produkte profitieren bei einem solchen Stimmungswandel zuerst?
Wir haben im Wesentlichen zwei Bewegungen gesehen: Zum einen haben viele Anleger die Gunst der Stunde genutzt und Positionen aufgebaut oder weiter ausgebaut. Das betraf in erster Linie Standardmärkte wie den DAX und den EURO STOXX 50, sowie auch die Titel der zweiten und dritten Reihe. Nicht verwunderlich war die Nachfrage nach Short ETFs. Hier sind die ComStage ETFs auf den ShortDAX und den Bund-Future Short deutlich gewachsen.
Wie sieht es bei Rohstoffen aus?
Gemischt, denn da teilen sich die Analysteneinschätzungen. Viele Strategen glauben, dass der Markt derzeit günstige Einstiegsgelegenheiten bietet. Andererseits beobachten viele Investoren, dass die Rohstoffpreise weiter nachgegeben haben. Was sich allerdings zeigt, ist, dass die Korrelationen von Rohstoffen mit anderen Anlagen zurückgegangen sind. Was dem eigentlichen Sinn von Commodities in einem ausgewogenen Depot entgegen kommt, nämlich der Diversifikation.
Und was sagen Sie zu Smart Beta?
Smart Beta gewinnt seit geraumer Zeit zunehmend an Aufmerksamkeit. Allerdings versteht bald jeder Interessent etwas anderes darunter. Kann der Markt schlauer sein als der Markt, also Beta, ist die zentrale Frage? Oder ist das dann nicht doch Alpha? Bereits diese Begrifflichkeit treibt derzeit viele Betrachter um. Natürlich beobachten wir die Entwicklungen und haben einige Produkte wie zum Beispiel Dividenden-ETFs, die als Smart Beta gelten, oder einen Rohstoff-ETF mit Gleichgewichtung im Angebot. Ob «smart» dann tatsächlich auch intelligenter ist und eine bessere Wertentwicklung als der Markt erbringt, muss sich erst noch zeigen. Vor allem der Langfristinvestor sollte das genau durchdenken.
Haben Sie noch etwas in der Hinterhand fürs verbleibende Quartal?
Klar! Es bleibt für Investoren weiter spannend, ComStage auch in Zukunft im Blick zu behalten.
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Vor dem Wechsel zu ComStage und nach der Tätigkeit im Vorstand des ETF-Anbieters INDEXCHANGE, heute iShares Deutschland, war er bei Société Générale beschäftigt, wo er das Geschäft mit Lyxor Exchange Traded Funds in Deutschland und Österreich aufbaute und leitete. Erfahrungen auf der aktiven Verwalterseite sammelte er als Fondsmanager bei ADIG Investment und als Leiter des Fondsmanagement der Activest in München.