«So können Anleger Dividendenstrategien kostengünstig umsetzen»

Head of ETP Strategy Passive, Deutsche Asset & Wealth Management
Deutsche Bank AG, Frankfurt etf.db.com
01.12.2014
Herr Wiegand, in diesem Jahr waren Dividenden-ETFs eine der beliebtesten Kategorien bei Investoren. Was ist der Grund dafür?
Ein wichtiger Grund waren die sehr niedrigen Zinsen auf der Anleiheseite, vor allem bei Staatsanleihen mit sehr gutem Rating. Im Vergleich dazu sind die Dividendenrenditen sowohl in Europa als auch in den USA sehr attraktiv. Das ist besonders auffällig im direkten Vergleich. Aktien eines Unternehmens bieten oft eine deutlich bessere Rendite als die Anleihen desselben Emittenten. Ein zweiter Grund für die hohen Zuflüsse in Dividenden-ETFs ist aber auch, dass börsengehandelte Indexfonds mittlerweile als liquides und kostengünstiges Anlageprodukt von immer mehr Anlegergruppen akzeptiert sind.
Weshalb zeigen Aktien mit hohen Dividenden eine bessere Performance? Das dürfte doch eigentlich nicht sein, am Tag der Ausschüttung sinkt der Aktienkurs um den Betrag.
Das ist richtig. Streng genommen ändert sich ja nichts, wenn nur das Geld vom Unternehmen zum Anteilseigner wechselt. Dennoch lässt sich in allen wichtigen Aktienmärkten über lange Zeiträume feststellen, dass sich Aktien mit überdurchschnittlichen Ausschüttungen besser als der breite Markt entwickeln. Das gilt nicht für jede Marktphase, aber über mehrere Jahre gesehen ist dieser Unterschied deutlich zu erkennen.
Man spricht davon, dass Aktien mit vergleichsweise hohen Ausschüttungen eine Risikoprämie bieten. Daher werden Dividendenindizes auch zu dem Segment Strategic Beta gezählt, im Unterschied zu dem reinen Marktbeta auf Basis von Market-Cap-Indizes.
Eine andere Erklärung für die überdurchschnittliche Entwicklung von Dividendenaktien ist, dass bei ausschüttungsstarken Werten die Investoren dem Wert treu bleiben, da sie auch an der nächsten Ausschüttung partizipieren wollen. Daher schwanken diese Werte nicht so stark und Anleger sind langfristig bereit höhere Preise zu zahlen.
Warum sollten Anleger einen ETF wählen und nicht einen aktiv gemanagten Fonds?
ETFs sind kostengünstig, liquide und transparent und die vollständige Zusammensetzung des ETF ist täglich aktualisiert im Internet einsehbar. Wer schnell in das Marktsegment einsteigen und breit diversifiziert sowie systematisch an im Marktvergleich hohen Dividendenrenditen partizipieren will, kann bei einem entsprechenden ETF gut aufgestellt sein.
Bei einem aktiv gemanagten Aktienfonds ist diese vollständige Transparenz in der Regel nicht vorhanden. Oftmals werden nur die wichtigsten Top-Positionen veröffentlicht. Das kann die Auswahl eines für auf die Anlegerbedürfnissen passenden Dividendenfonds aufwendiger machen. Denn jeder Fondsmanager hat seinen eigenen Anlagestil und setzt eigene Schwerpunkte bei der Aktienauswahl.
Wie ist ein Dividenden-Index aufgebaut?
Dividenden-Indizes wie zum Beispiel der Stoxx Global Select Dividend 100 gehen streng systematisch vor. Im ersten Schritt müssen die Aktien bestimmte Voraussetzungen bei Marktkapitalisierung und Börsenliquidität erfüllen. So wird sichergestellt, dass das Indexportfolio jederzeit liquide und handelbar ist. Im zweiten Schritt werden die 100 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt und nach der Höhe der Ausschüttungen sortiert. Diese Sortierung wird regelmässig angepasst. Aktuell kommen 24 Prozent der Aktien im Index aus den USA, 14 Prozent aus Grossbritannien und 11 Prozent aus Hongkong. In Bezug auf Sektoren sind Finanzdienstleister mit 37 Prozent am höchsten gewichtet, danach folgen Versorger mit 16 Prozent. Ähnliche Indizes gibt es auch regional für den europäischen oder den US-Aktienmarkt.
Wie lassen sich solche Indizes in ein gestreutes Depot einbinden?
Dividendenindizes lassen sich sehr gut in ein Depot einbinden, das weitere Aktien- und Anleihesegmente mit laufenden, planbaren Erträgen umfasst. Auf diese Weise ist beispielsweise die Strategie unserer Portfolio-ETF-Familie aufgebaut. Das ist eine systematische Multi-Asset-Strategie, die in zwei Varianten mit unterschiedlicher Aktienquote als ETF abgebildet wird. Dabei werden Dividendenindizes zum Beispiel mit Nebenwerten oder Schwellenländern auf der Aktienseite kombiniert und auf der Anleiheseite mit Unternehmensanleihen und Pfandbriefen. Seit Auflage Ende 2008 konnten Anleger mit der Portfolio-Strategie per Ende Oktober eine Wertentwicklung von 90 Prozent erzielen. Dabei haben Dividendenindizes eine grosse Rolle gespielt.
Eric Wiegand begann nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre sowie in Finance an der Hochschule Harz und der University of Wales bei der Deutschen Bank im Investment Banking im Bereich db X-trackers, Deutsche Bank Exchange Traded Funds. Als Produktmanager fokussierte er sich auf Themen wie Produktentwicklung, Produktanalyse, Investoren-Aufklärung und -Training sowie ETF-Handel und -Abwicklung. Danach war er als Produktspezialist im Bereich Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) für passive Investmentlösungen für Deutsche-Bank-Kunden verantwortlich. Derzeit kümmert sich Eric Wiegand um die Exchange Traded Product (ETP) Strategie im Bereich Passiv in der Global Client Group von Deutsche AWM. Er spricht regelmässig auf öffentlichen Veranstaltungen zu den Themen rund um Exchange Traded Products sowie auf Investoren-Seminaren mit dem Fokus auf die Bedürfnisse verschiedener Anlegergruppen.