Sponsored Funds - 2018 wird ein guter Jahrgang

21.11.2018
Frau Pool, man hört in der Industrie, das Handelssegment «Sponsored Funds» an der Schweizer Börse hätte einen guten Lauf. Sehen Sie das auch so?
Ja, dem ist tatsächlich so. Immer mehr Investoren erkennen die Vorteile des Börsenhandels in klassischen Anlagefonds. Nebst Anzahl Transaktionen hat sich auch der Handelsumsatz innert Jahresfrist verdoppelt und wird Ende 2018 eine Grössenordnung von 1.5 Mrd. Mrd. Schweizer Franken verzeichnen. Hinzu kommt, dass die Schweizer Börse Anfang November die Helvetische Bank als neuen Sponsor und Market Maker begrüssen durfte. Das ist besonders erfreulich, insgesamt sind nun 444 klassische Anlagefonds im «Sponsored Funds Segment» handelbar.
Für unsere Leserinnen und Leser, die das Angebot noch nicht kennen, können Sie es kurz beschreiben?
Das «SIX Swiss Exchange Sponsored Funds Segment» ist das Handelssegment für klassische Anlagefonds der Schweizer Börse. Es gewährleistet die jederzeitige Handelbarkeit von Fondsanteilen an der Börse und bietet eine kontinuierliche Preisstellung mit marktgerechten und aktuellen Kursen wie bei Aktien, Exchange Traded Funds (ETFs) und anderen Wertschriften. Somit kann der Fondsanleger seine Anteile transparent und flexibel mit allen Vorteilen des geregelten Börsenhandels erwerben und veräussern, beispielsweise mit dem Einsatz einer Preislimite.
Es ist kein grosses Geheimnis: die Volatilität hat an den Märkten in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Spüren Sie das auch?
Definitiv, dies ist mitunter einer der Gründe für die Steigerung bei Transaktionen und Umsatz. Investoren sind besonders bei volatilen Märkten immer weniger bereit, Fondsanteile zu einem noch unbekannten Preis via Primärmarkt in Auftrag zu geben. Das Preisbildungsverfahren auf dem Primärmarkt erfolgt auf dem Prinzip des Forward Pricings. Somit ist man zwischen der Auftragserteilung, sprich der Annahmefrist, und dem Zeitpunkt der Nettoinventarwert-Berechnung, des sogenannten Net Asset Value oder NAV, vollumfänglich der Marktbewegung ausgesetzt. Dies kann den Ausführungspreis massgeblich beeinflussen. Eine Auftragsplatzierung via «Sponsored Funds Segment» an der Schweizer Börse hingegen ermöglicht eine unmittelbare Umsetzung der Investitionsentscheidung.
Nehmen Sie weitere Fondsgesellschaften ins Segment auf und wenn Ja, welche Anforderungen müssen diese erfüllen?
An SIX Swiss Exchange sind von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA bewilligte oder zum Vertrieb in oder von der Schweiz aus genehmigte Anlagefonds zum Handel zugelassen. Die meisten Produkte sind Aktien- oder Rohstofffonds. Bei Obligationen- oder Geldmarktprodukten sind die Volatilitäten auf Tagesbasis meistens überschaubar, deshalb macht ein Handel über die Börse wenig Sinn. Die Produktepalette hat sich 2018 leicht verändert, MiFID II und Brexit haben einige Fondshäuser zur Anpassung ihrer Produktepalette gezwungen. Das «Sponsored Funds»-Angebot wird aber weiterhin laufend erweitert. Vorschläge für Neuaufnahmen sind stets willkommen und prüfen wir gerne.
Haben Sie sich schon ein Ziel für 2019 gesetzt?
Wie erwähnt, steigt die Bekanntheit des Handels in klassischen Anlagefonds von Tag zu Tag. Dennoch schenken viele Fondsanleger diesem attraktiven Abwicklungsweg im Fondsgeschäft noch zu wenig Beachtung und fragen bei ihrem Kundenberater und Vermögensverwalter aus Gewohnheit kaum nach dem alternativen Ausführungskanal via Börse. Das muss und wird sich künftig ändern, weil die Vorteile klar auf der Hand liegen. Daran arbeiten wir 2019 mit Hochdruck, gemeinsam mit der Börse und allen involvierten Parteien.
Estelle Pool stiess 2014 zum Fondshandelsteam der Bank Julius Bär, um den Börsenhandel in klassischen Anlagefonds weiter zu etablieren. Das Team, zu dem auch Beat Auerbach, Oliver Heusser und Thomas Kägi gehören, leistete Pionierarbeit und führte das Handelssegment «Sponsored Funds» an der Schweizer Börse ein.