«Sponsored Funds»: Auch mit klassischen Anlagefonds durch die Marktturbulenzen mit allen Vorteilen des regulierten Handels

13.05.2020
Frau Pool, wie hat sich das Handelssegment «Sponsored Funds» an der Schweizer Börse in jüngster Zeit - also auch während der Krise - entwickelt?
Das Handelssegment für klassische Anlagefonds erfreut sich seit geraumer Zeit wachsender Beliebtheit, weil immer mehr Investoren die Vorteile des regulierten Börsenhandels erkennen. Die Bewährungsprobe bestanden wurde nun während den Marktturbulenzen in den ersten vier Monaten dieses Jahres, die zu massiv steigenden Handelsaktivitäten im «Sponsored Funds»-Segment an der Schweizer Börse geführt haben. Mit einem Transaktionsvolumen von 1.4 Mrd. Schweizer Franken und 5‘217 Abschlüssen von Januar bis April haben sich die Werte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum praktisch verdoppelt.
Warum gewinnt der Auftragsweg Börse im Fondsgeschäft an Bedeutung?
Ganz einfach, der Handel via Börse ist grundsätzlich attraktiv für die Anleger. Punkto Transparenz, Effizienz und Flexibilität überwiegen die Vorteile des regulierten Börsenhandels klar. Die Annahmefrist und die zeitlich verzögerte Berechnung des Nettoinventarwertes (NAV) beim Primärhandel von Fonds beziehungsweise die effektive Auftragsausführung verunmöglichen eine zeitnahe Abwicklung. Der Investor trägt das Marktschwankungsrisiko vom Entscheidungszeitpunkt - unter Berücksichtigung der Annahmefrist - bis zum NAV-Bewertungszeitpunkt.
Zudem kann der Investor bei der Auftragsausführung via Primärmarkt zum NAV keine Preislimite mitgeben, via Börse hingegen schon. Wir sahen in den vergangenen Wochen vermehrt geschickt platzierte Limiten mit Gültigkeit bis Tages- oder Monatsende, die einigen Anlegern perfekte Ausführungen bescherten, bei Käufen und Verkäufen wohlgemerkt.
Was haben Sie sonst noch festgestellt?
Einige Fondshäuser haben die Swing-Pricing-Konditionen im Primärmarkt erhöht. Dieser Verwässerungsschutz des Nettoinventarwertes soll bestehende Anleger vor Transaktionskosten schützen, welche durch Zeichnungen und Rücknahmen von anderen Anlegern verursacht werden. Der bei einem Transaktionsüberhang angewendete Satz kann bis zu 3 Prozent betragen. Auch diese Gegebenheit spricht für den Handel via Börse.
Werden grosse Adressen bevorzugt oder haben auch kleinere Anbieter eine Chance, wirklich präsent zu sein?
Die Produktepalette ist breit gestreut. Mittlerweile sind Produkte von mehr als 90 grossen und kleinen Fondshäusern vertreten. Gerade kleinere Produktanbieter weisen ihre Investoren gerne und aktiv auf die Handelsmöglichkeit via Börse hin. Wir erhalten derzeit viele Anfragen für Neuaufnahmen ins Handelssegment. Am 12. Mai 2020 haben wir das Handelssegment um 23 vielversprechende Produkte erweitert. Ein Blick auf die Website von SIX Swiss Exchange lohnt sich.
Ein Blick in die Glaskugel, was erwarten Sie im weiteren Verlauf des Jahres und darüber hinaus?
Die allgemeine Entwicklung an den Finanzmärkten wird uns natürlich auch im weiteren Jahresverlauf auf Trab halten, so schnell finden wir nicht in ruhigeres Fahrwasser zurück. Wir sind überzeugt, dass das Handelssegment «Sponsored Funds» in den kommenden Monaten weiter an Attraktivität gewinnen wird. Das Interesse und die Akzeptanz für die Auftragsabwicklung von Anlagefonds via Börse werden weiter zunehmen und zu wachsenden Handelsaktivitäten führen, dieses Jahr und in den Folgejahren. Das Potenzial in diesem Handelssegment ist also bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Das stimmt uns positiv, auch in diesen ausserordentlichen Zeiten.
Link zum Disclaimer
Estelle Pool gehört zusammen mit Beat Auerbach, Oliver Heusser und Thomas Kägi zum Fondshandelsteam der Bank Julius Bär. Das Team leistete Pionierarbeit und führte das Handelssegment «Sponsored Funds» in Zusammenarbeit mit SIX Swiss Exchange ein. Das Team ist aktiv in allen drei Handelssegmenten der Schweizer Börse im Fondsbereich: Exchange Traded Funds (ETFs), Immobilienfonds und Sponsored Funds.