SRI - die Herausforderungen nachhaltig und verantwortungsbewusst zu investieren


08.10.2015
Frau Viñes Fiestas, Sustainable and Responsible Investments (SRI) folgen Strategien, die bei der Asset-Auswahl Umwelt-, Sozial- und Führungsfaktoren (environmental, social and governance - ESG) berücksichtigen. Was bedeutet SRI und was ESG?
Der Wunsch, etwas Sinnvolles für die Umwelt und die Menschen zu tun, das auch nachhaltig wirkt, birgt eine grosse Herausforderung. Investitionen in nachhaltige und verantwortungsbewusste Anlagen bieten Möglichkeiten, diesem Wunsch gerecht zu werden.
Wenn man dem ESG-Prinzip folgt, investiert man in Firmen, die ihren Produktionsprozess dem Umweltschutzgedanken unterstellen und entsprechend ausrichten und beispielsweise Ressourcen- und Energieeffizienz, soziales Engagement in Bezug auf Arbeitsbedingungen, -sicherheit und Gesundheitsschutz sowie Führungsaspekte wie Wirtschaftsethik, Korruptionsbekämpfung, Transparenz und Nachhaltigkeitsberichterstattung in die Entwicklung ihrer Strategien mit einbeziehen.
Die Parvest SRI-Range von BNP Paribas Investment Partners bietet den Anlegern Fonds, die gezielt in solche Unternehmen investieren, die sich einem klaren Nachhaltigkeits- und Umweltschutzgedanken verschrieben haben. Zum Beispiel durch grosses soziales Engagement, im Human Ressource Management oder bei der Stellenkreation, durch Engagement für die Umwelt wie Klimaschutz in der Produktion, Energiesparmassnahmen und Naturschutz oder auf Führungsebene mit unabhängigen Verwaltungsräten und in den Gesellschaftsrechten.
Wie unterscheidet sich das erfolgreiche Research eines SRI-Analysten im Vergleich zu einem Aktien-Analysten?
Die Rolle eines ESG-Analysten entspricht der eines Aktien-Analysten. Beide erstellen ein möglichst genaues Unternehmensprofil anhand seiner Bewertung und Rentabilität, was für jeden langfristig ausgerichteten Investor in der heutigen Umgebung entscheidend ist.
Die Parameter eines Aktienanalysten sind von traditionellen finanziellen Variablen innerhalb eines kurz- bis mittelfristigen Zeitraums bestimmt. Ein ESG-Analyst fokussiert sich stärker auf die Bewertung der langfristigen Nachhaltigkeit des Businessmodells eines Unternehmens. Er untersucht den Einfluss weniger traditioneller finanzieller Aspekte auf die Bilanz und nimmt Auswirkungen durch Änderungen des regulatorischen Umfelds und Erwartungen der breiten Gesellschaft vorweg. Diese Vorgehensweise ermöglicht dem Analysten Unternehmen zu ermitteln, deren Modus Operandi stärker auf gesellschaftliche Interessen ausgerichtet ist und damit auch auf langfristig höhere Gewinne.
Welche Ansätze verfolgen Sie innerhalb der SRI-Fonds?
Wir haben verschiedene Ansätze. Zum Beispiel schliessen wir Firmen aus, die nicht den internationalen Standards des «United Nations Global Compact» entsprechen. Auch bestimmte Sektoren sind klar ausgeschlossen: beispielsweise Waffen, Alkohol, Tabak, Pornographie und Glücksspiel.
Umgekehrt unterstützen wir Sektoren von hohem Wert für die Umwelt und Firmen, die während des Produktionsprozesses erneuerbare Energien nutzen, sich für ein nachhaltiges Wasser-Management einsetzen, Recycling fördern und Umweltbelastungs- und Abfallminimierung betreiben.
Gute Beispiele liefert die Lebensmittelindustrie, wo alle diese Bereiche abgedeckt werden können. Herr Landymore, SMaRT Food hört sich clever an. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Die steigende Nachfrage nach Nahrung weltweit steht ausser Frage. SMART bedeutet Sustainably Manufactured and Responsibly Transformed (SMaRT) Food. Der Fonds ist die jüngste Ergänzung unseres SRI-Angebotes und investiert in Unternehmen, deren Produkte Lösungen bieten für Umweltprobleme, die durch die wachsende Weltbevölkerung bei gleichzeitiger Ressourcenverknappung verursacht werden. Uns ist wichtig in Firmen zu investieren, die nachhaltig agieren, indem sie in der Produktion den Umweltschutzgedanken berücksichtigen und ihre Prozesse entsprechend ausrichten. Diese Unternehmen dürften durch ihren technologischen Fortschritt, stärkere Regulierung und kritischere Verbraucher profitieren. Das Anlageuniversum besteht aus Unternehmen entlang der Produktionskette, angefangen bei der Agrarwirtschaft über Transport, Verpackung, Lagerung und Vertrieb. Anleger profitieren vom Mehrwert, der an jedem dieser Punkte entsteht.
Wie gehen Sie vor, um solche Firmen zu finden?
Wir verfügen über ein hervorragendes interdisziplinäres SRI Team. Ich selbst beispielsweise bringe 35 Jahre Erfahrung in der Nahrungsmittelindustrie mit. Wir verlassen uns dabei auf ein gut strukturiertes Auswahlverfahren, bei dem BNP Paribas und Impax-Experten gleichberechtigt involviert sind. Durchschnittlich filtern wir aus über 1‘000 Firmen der Nahrungsmittelindustrie etwa 300 heraus, die in unser Investment-Universum passen.
Unser Portfolio stellen wir aus nur 30 bis 40 sehr genau untersuchten Titeln zusammen. Verglichen mit einem grösseren Portfolio ist die Diversifikation etwas geringer, im Gegenzug dazu aber auch das Ausstiegsrisiko kleiner. Dennoch kann der Fonds bei guter Streuung alle sieben Teilbranchen der Nahrungskette abbilden. Das Ergebnis ist ein breit über Branchen, Regionen und Unternehmenskapitalisierung gestreutes Portfolio mit dem Potenzial zu überdurchschnittlichem Wertzuwachs. Das Thema des Fonds halten wir für die nächsten Jahre attraktiv, so dass die durchschnittliche Haltedauer zwischen fünf und sieben Jahren liegt. Die Titel liefern attraktive, stetige Erträge und haben die Chance auf Wertzuwachs. Kauf- und Verkaufsmomente erfolgen auf Grundlage eines Bewertungsprozesses, den Impax bei allen Strategien anwendet, und der auf GART - Growth at reasonable price - abzielt. Faktoren sind Wachstum, Streuung, Erträge. Ziel des Fonds ist es, überdurchschnittliche risikobereinigte Erträge zu erzielen.
Bei der Nahrungsmittelproduktion scheint der Nachhaltigkeitsgedanke klar. Aber Sie verfolgen diesen Investmentansatz über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Was verbirgt sich konkret dahinter?
Wir können auf ein bewährtes Researchsystem zurückgreifen, dank dem wir Lösungsanbieter identifizieren können, die der weltweit steigenden Lebensmittelnachfrage Rechnung tragen und gleichzeitig über die Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette hinweg Umwelt- und Nachhaltigkeitspflege betreiben. Diese Firmen müssen sich durch Qualität auszeichnen, einem besonderen Mass an Führungsbewertungen standhalten und ein attraktives Businessmodell bieten.
Wir berücksichtigen auch nachhaltig erfolgreiche Firmen aus Nebenbereichen der Lebensmittelproduktion:
- Erzeugung & Entwicklung
- Technik & Logistik
- Grundnahrungsmittel- & Zutatenhersteller
- Lebensmittelsicherheit
- Nachhaltige Verpackungslösungen
- Ökologische Nahrungsmittel
- Vertrieb
Schöne Beispiele sind Eurofins aus Frankreich, die führend sind in der Lebensmittelsicherheitskontrolle, Cranswick in England, die nach strengen Tierschutzrichtlinien und bei geringem Wasserverbrauch Premium-Bio-Fleisch erzeugen, Whole Foods Market, die in den USA führende Bio-Supermarktkette oder Tomra aus Norwegen, die Wegbereiter sind in der Leergutrücknahme und schon heute 35 Tonnen Metalldosen recyceln, mit dem Ziel künftig die CO2-Verschmutzung in Europa und Nordamerika um 25 Prozent zu verringern.
Helena Viñes Fiestas ist seit 2014 bei BNP Paribas. Zuvor arbeitete sie sechs Jahre bei Oxfam im Bereich nachhaltige Investments und war zudem verantwortlich für den Dialog mit institutionellen Investoren zur Unterstützung von Armutsminderung. Davor war sie als SRI-Analystin einer internationalen Nichtregierungsorganisation tätig. Sie ist Autorin des Buches «La Responsibilitiat Empresarial: Una Resposta Rendible» (CTESC Barcelona, 2005). Viñes Fiestas verfügt über einen MSc in Entwicklungsstudien von der London School of Economics, einen MSc in lateinamerikanischer Wirtschaft und einen BA in Wirtschaft von der Universität Barcelona. Michael Landymore ist verantwortlich für die «Food and Agriculture»-Investmentstrategie von BNP Paribas Investment Partners. Er hat über 33 Jahre Erfahrung in der Beratung von Investoren und Unternehmen im Bereich der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Zuvor war Landymore Mitglied des Nahrungsmittel-Aktienanalysten-Teams bei Investec Securities/Henderson Crosthwaite, danach bei Rabobank Corporate Finance und war zuletzt als Manager des Léman Focus Global Food & Agriculture Fund bei Helvetica Wealth Management Partners in Genf. Michael Landymore hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften vom King's College, Cambridge und ist Mitglied des «Chartered Securities and Investments Institute» in London.