Stabilisierung des Biotech-Sektors im 2. Quartal 2016

28.07.2016
Herr Dr. Koch, die globalen Aktienmärkte haben auch im 2. Quartal unter einer anhaltenden Volatilität gelitten. Der Nasdaq Biotechnology Index NBI blieb mit einem Verlust von 1,1 Prozent praktisch unverändert. Die Bewertungen der Biotech-Large Caps befinden sich seit der vor einem Jahr eingetretenen Korrekturphase mittlerweile wieder auf Tiefständen der Jahre 2010/11. Was sind die Gründe dafür?
Die Diskussionen um Gesundheitsreformen halten an. Angesichts der anstehenden US-Präsidentschaftswahlen dürfte den Herausforderungen für das US-Gesundheitssystem weiterhin viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Der Druck seitens Leistungsträger wird nach wie vor die Markteinführung neuer Produkte beeinflussen. Von Preis- und Umsatzdämpfern dürften auch künfige Lancierungen nicht verschont werden. Es ist aber zu erkennen, dass die Arzneimittelindustrie mit einer verstärkten Vehemenz die Leistungsmerkmale ihrer neuen Produkte verteidigen. Wir sind der Ansicht, dass medizinische Innovation nach wie vor stärkstes Argument für eine attraktive Preisgestaltung ist. Auch gesundheitsökonomische Argumente gewinnen zunehmend an Bedeutung und können dazu beitragen, dass Kostenträger rentabel arbeiten.
Gibt es denn Grund zur Annahme, dass der Boden erreicht ist und die Kurse sich nun stabilisieren?
Wir sehen die aktuelle Phase als Zwischenschritt vor der nächsten Wachstumskurve. Mögliche Verschiebungen bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung, etwa in der Frage nach Anpassungen bei der Kostenerstattung in den Gesundheitssystemen, hat der Markt mittlerweile in die Kurse eingepreist. Im Januar und Februar 2016 verzeichnete der Biotech-Markt Mittelabflüsse. In den vergangenen Monaten setzte jedoch eine langsame Stabilisierung ein. Meldungen zu Pipeline-Fortschritten wurden von den Aktienmärkten wieder angemessen gewürdigt. Dabei zogen positive Nachrichten beachtliche Kurssprünge nach sich, im Gegensatz zum 1. Quartal, als sich erfreuliche Meldungen so gut wie gar nicht in den Aktienkursen widerspiegelten.
Gilt das auch für das Portfolio von BB Biotech?
Viele Portfoliobeteiligungen von BB Biotech haben ihre grossen Fortschritte nochmals bestätigt. Das Investment Team hat zudem neue Kandidaten im Universum der kleinen und mittelgrossen Unternehmen ausfindig gemacht, die überzeugen und über das Potenzial verfügen, sich mittel- bis längerfristig zu einem wichtigen Marktplayer zu entwickeln. Klinische Versuchsergebnisse, Produktzulassungen und -lancierungen sowie die Ankündigung eines M&A-Deals schlugen im zweiten Quartal deutlich positiv zu Buche, sodass sich der innere Wert von BB Biotech im 2. Quartal stabilisierte und leicht im Plus schloss. Damit vermochten wir den Benchmark Nasdaq Biotech Index zu übertreffen.
Die Zahl der profitablen Biotech-Firmen wächst kontinuierlich. Bringt diese Entwicklung Veränderungen in der Grundstruktur des Beteiligungsportfolios mit sich?
Wir halten an unserem bisherigen Ansatz fest, ein Portfolio aus wenigen Kernbeteiligungen und Nebenwerten mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial zu gestalten. Unsere grösste Aufmerksamkeit gilt weiter den Unternehmen, die sich in ihrer Wachstumsphase auf dem Sprung zu Large Caps befinden. Für unsere Anlagestrategie kann das angesichts der wachsenden Zahl profitabler Firmen bedeuten, den prozentualen Anteil von Large Caps im Portfolio in Zukunft niedriger zu gewichten.
Welche Krankheitsfelder werden in den nächsten Jahren die öffentliche Debatte prägen?
In der Immunonkologie kommt die zweite und dritte Welle der Kombinationsansätze mit anderen Arzneien. Auch hier wird die Kostenfrage mit dem medizinischen Nutzen und dem entsprechenden Mehrwert für die Patienten konfrontiert. In der Gentherapie werden wir kurative, also Ansätze sehen, die zur vollkommenden Heilung von Patienten über den direkten Eingriff ins menschliche Genom sehen.
Sehr gering war bislang der Anteil der europäischen Firmen im Beteiligungsportfolio von BB Biotech. Wird das so bleiben?
Die europäische Quote wird auch in Zukunft deutlich unter den US-Unternehmen liegen. Wir sehen uns auf globaler Ebene weiter Firmen an, die in unsere Themenfelder passen. Actelion mit seiner dominierenden Marktposition bei Medikamenten gegen Lungenhochdruck ist ein gutes Beispiel, wo wir einer europäischen Gesellschaft den Vorzug gegeben haben. Umgekehrt haben wir uns in der Immunonkologie für die beiden US-Firmen Juno und Kite entschieden, weil wir den autologen Therapieansätzen eine grössere Erfolgswahrscheinlichkeit einräumen als allogenen Ansätzen, wie sie Firmen aus Frankreich und Benelux verfolgen.
BB Biotech und der Biotech-Sektor haben eines der schwächsten Halbjahre hinter sich gelassen. Was erwarten Sie vom 2. Halbjahr 2016?
Wir erwarten auch im weiteren Jahresverlauf eine nach wie vor volatile Entwicklung von Biotech-Aktien. Dennoch sollten sich die Produktzulassungen und Ausleseraten für klinische Schlüsselstudien bis zum Jahresende beschleunigen und Potenzial für deutlich höhere Aktienkursbewertungen bieten. Für zahlreiche Beteiligungen stehen massgebliche regulatorische und klinische Meilensteine an, welche die bereits soliden Fundamentaldaten für unsere Portfoliopositionen sowie die Biotechnologiebranche im Allgemeinen unterstützen. Die Finanzupdates der Portfoliobeteiligungen für die kommenden Perioden und das Geschäftsjahr 2016 dürften solide ausfallen. Das Portfolio von BB Biotech fokussiert sich weiterhin auf Innovationen, die zu wirksamen Behandlungsmöglichkeiten führen.
Für welche Investoren eignet sich die Aktie von BB Biotech?
Als Beteiligungsgesellschaft bieten wir ein attraktives Investmentvehikel um ein globales und zugleich komplexes Thema über eine Einzelaktie abzubilden, für das es Portfoliofirmen oder Vermögensverwaltern an den entsprechenden Ressourcen mangelt. Das macht unsere Aktie gleichermassen attraktiv für Vermögensverwalter, Privatbanken, Family Offices und Privatinvestoren.
Dr. Christian Koch ist seit 2014 im Investment Management Team der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech. Vor seinem Eintritt war er als Aktienanalyst im Bereich Pharma & Biotech bei der Bank am Bellevue auf der Sell-Side tätig. Christian Koch studierte Bioinformatik an der Goethe-Universität Frankfurt und der ULP Strasbourg und doktorierte im Bereich Cheminformatics & Computational Drug Design am Pharmazeutischen Institut der ETH Zürich.