Stimmrechtsvertretungen: Frauenanteil gewinnt an Bedeutung

22.05.2014
Frau Cabie, hat sich der Aktionärsfrühling von 2012 im vergangenen Jahr wiederholt?
Der Aktionärsfrühling im Jahr 2012, als viele Aktionäre gegen die Vergütungspläne von Führungskräften stimmten, hat sich 2013 nicht wiederholt. Aber auch in diesem Jahr haben die Aktionäre ihrem Unmut Ausdruck gegeben. Candriam verfolgt seit 2003 eine aktive Abstimmungspolitik und nimmt seine Aktionärsrechte an Generalversammlungen in der Schweiz, in Frankreich, Grossbritannien und Deutschland wahr.
Wie hat sich Candriam hinsichtlich der Vergütungsfragen verhalten?
Candriam hat an den Generalversammlungen 52 Prozent aller Anträge zu Führungskräftevergütungen nicht zugestimmt, entweder durch Ablehnung oder Enthaltung. Gründe für eine Ablehnung waren vor allem erhebliche Bedenken zur Vergütungspolitik aufgrund fehlender Informationen über die Gesamthöhe der Boni und der Leistungsziele von langfristigen Anreizprogrammen. Wir gehen davon aus, dass das Thema Führungskräftevergütung auch 2014 Schlagzeilen machen wird.
Die Geschlechterdiversität war auch diesmal ein zentrales Thema, warum legen Sie so hohen Wert darauf?
Wir halten Geschlechterdiversität für einen wichtigen Schritt, um den Talent- und Erfahrungspool in den Unternehmen zu erweitern. Frankreich, Italien, die Niederlande, Belgien und Deutschland haben Gesetze erlassen, durch die der Frauenanteil in den Führungsgremien steigen soll. Auf europäischer Ebene werden ebenfalls entsprechende Richtlinien diskutiert. Aber noch immer wurde keine Einigung über potenzielle Sanktionen erzielt, wenn Unternehmen diese Richtlinien nicht umsetzen. Wir gehen deshalb davon aus, dass über dieses Thema in Zukunft verstärkt diskutiert wird.
Die EU hat Unternehmen wie Banken, Versicherungen sowie alle börsennotierten Unternehmen dazu verpflichtet, ihren Wirtschaftsprüfer alle 14 Jahre zu wechseln. Wie wird diese Veränderung aufgenommen?
Die Europäische Kommission hält diese Massnahme für einen wichtigen Einschnitt. Jedoch ist die Frage der Übergangsfrist bisher noch völlig ungeklärt. Einige Interessengruppen in Brüssel fordern die Implementierung der neuen Richtlinie bis 2019, Brüssel selbst strebt eine möglichst schnelle Umsetzung der Reform an. Durch die Rotation der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften statt des aktuell praktizierten Wechsels der testierenden Wirtschaftsprüfer soll das Risiko von Vetternwirtschaft und Abhängigkeiten deutlich sinken.
Isabelle Cabie begann 1992 ihre Laufbahn bei Candriam als Volkswirtin. Seit 1998 arbeitet sie bei Candriam im Bereich der institutionellen Mandate, wo sie sowohl herkömmliche als auch SRI-Investments betreut, zunächst als Senior Asset Manager und anschliessend als Leiterin des institutionellen Portfoliomanagements weltweit. Isabelle Cabie, seit rund 20 Jahren Asset Managerin, verfügt über herausragende analytische Fähigkeiten, umfassendes Verständnis volkwirtschaftlicher Trends und kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, wobei Kundenorientierung immer im Vordergrund ihres Ansatzes steht. Aufgrund ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber SRI und ihrer Erfahrung auf diesem Gebiet ist Isabelle Cabie ideal geeignet, um die anerkannten SRI-Kompetenzen von Candriam weiter auszubauen. Cabie verfügt über einen Master in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der FUNDP (Universität Notre-Dame de la Paix), Belgien.