Suitability - der entscheidende Qualitätsfaktor

Mitgründer & Verwaltungsratspräsident
Investment Navigator AG, Zürich
investmentnavigator.com
07.10.2016
Herr Koehler, zu Beginn des Gesprächs: Können Sie kurz erklären, was man unter Suitability versteht?
Suitability dreht sich um die Eignung eines Produkts oder einer Dienstleistung. Welches ist die passende Anlagelösung für einen bestimmten Kunden? Die Eignung bei Anlagen einschränken können produktspezifische Restriktionen (Product Suitability), Vorschriften in Bezug auf den Vertrieb von Anlageprodukten (Cross Border / Service Suitability) und kundenspezifische Faktoren wie Risikofähigkeit und Anlageerfahrung (Client Suitability). Wir von Investment Navigator haben unseren Hauptfokus auf der Product- und Cross Border/Service Suitability, wo wir Expertise und Technologie sinnvoll kombinieren können.
Warum ist es für Banken und Vermögensverwalter höchste Zeit, sich der Investment Suitability anzunehmen?
Der Hauptgrund ist sicherlich die Welle an weiteren verschärften Finanzmarktregulierungen, die in naher Zukunft in Kraft treten. Die Gesetzgeber richten ihr Augenmerk immer stärker auf den Schutz der Anleger. Hier den Überblick zu behalten und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, ist anspruchsvoll, aber für den langfristigen Erfolg essenziell.
Welche Gründe sprechen ausser der Regulierungswelle dafür, der Suitability mehr Aufmerksamkeit zu schenken?
Im kompetitiven Umfeld gilt es natürlich, den steigenden Kundenerwartungen gerecht zu werden. Bereits ein falsch verkauftes Produkt kann die Vertrauensbasis - welche im Banking eine Grundvoraussetzung ist - schwer schädigen. Wer mit Beratungsqualität punkten will, kann daher Suitability-Fragen nicht einfach ignorieren.
Haben Sie ein Beispiel für eine solche Falschberatung?
Eine nicht vorhandene Steuertransparenz einer falsch gewählten Anteilsklasse kann den Kunden ganz schnell einiges kosten. Ein weiteres typisches Beispiel ist der Verkauf von institutionellen Anteilsklassen an private Investoren. Bei Fonds mit Domizil Luxemburg wird so die korrekte Taxe d’Abonnement nicht abgeliefert. Werden die Aufsichtsbehörden solche Praktiken noch lange tolerieren? Werden die Investoren oder die Produktverkäufer angreifbar? Solches «Mis-selling» muss man präventiv vermeiden.
Wie hilft Investment Navigator den Finanzmarktteilnehmern?
Unsere Suitability-Resultate geben auf ISIN-Level die notwendige Sicherheit im Beratungsprozess. Bereits haben einige namhafte Banken unsere Plattform - natürlich massgeschneidert - in ihr Offering-Management eingebaut.
Finanzintermediäre, welche eine Geschäftsbeziehung mit UBS in der Schweiz unterhalten, können Zugang zum eigens auf die Bedürfnisse von unabhängigen Vermögensverwaltern zugeschnittenen «Investment Navigator for FIMs» erhalten. Damit lassen sich beispielsweise in wenigen Sekunden Hunderte von Fonds aus Portfolios oder Empfehlungslisten gleichzeitig für verschiedene Kundenprofile auf ihre Suitability überprüfen.
Von unserem Service kann sich jeder selber überzeugen: auf investmentnavigator.com kann man Fonds- und Suitability-Informationen zu über 62‘000 Instrumenten kostenlos abfragen. Unser öffentliches Angebot ist damit bereits eine der grössten frei zugänglichen Fondsplattformen.
In welche Richtung wird sich Investment Navigator weiterentwickeln?
Wir haben einige vielversprechende Projekte in der Pipeline. Bis anfangs 2017 wollen wir auch Suitability-Informationen zu Strukturierten Produkten anbieten können. Dazu konnten wir bereits führende Emittenten mit an Bord holen. Nächstes Jahr werden aber auch eine Reihe an «Digital Advisor»-Funktionen die Plattform noch stärker machen.
Abschliessend: gibt es von Ihnen als Experte eine Kurzanleitung, wie ein Vermögensverwalter oder ein Offering Manager einer Bank die Cross Border- und Product Suitability anpacken soll?
Natürlich am besten mit Investment Navigator! Zuerst sollte aber ein Bewusstsein für die Thematik geschaffen werden. Welche Kundendomizile werden bedient? Welche Vertragsformen werden mit Kunden eingegangen? Wie wird mit Kunden interagiert? Je diversifizierter das Kundenbuch einer Bank oder eines Vermögensverwalters, desto wichtiger ist ein systematisches Vorgehen um die Compliance sicherzustellen. Mit intelligenten Lösungen können Suitability-Lücken im Beratungsprozess geschlossen und die Qualität von Anlagevorschlägen, Empfehlungslisten, aber auch von bestehenden Portfolios optimiert werden. Ein Eindruck davon bietet unsere öffentliche Plattform, welche unkompliziert und kostenlos im Internet zur Verfügung steht. Zu Suitability Leaders können Banken und Vermögensverwalter mit unseren massgeschneiderten Lösungen werden.
Julian Koehler hat 2014 zusammen mit Alberto Rama die Firma Investment Navigator AG gegründet. Er ist ein ausgewiesener Kenner der Fondsindustrie. In den Jahren zuvor arbeitete er bei der Credit Suisse im Bereich «Investment Products & Services» in leitenden Funktionen. Seit der Gründung von Investment Navigator hat es Koehler zusammen mit seinem Team geschafft, das Unternehmen und die Plattform als «go-to»-Adresse für Suitability-Fragen zu positionieren.