Technologie: Trendscouting als Erfolgsrezept

03.03.2017
Herr Ripatti, Technologieaktien performen zurzeit besonders gut, der Nasdaq hat zuletzt ein neues Allzeithoch erreicht. Ist der Markt inzwischen weitgehend gelaufen?
Das denke ich nicht. Das makroökonomische Umfeld ist in den USA sehr positiv, die Firmen erwirtschaften höhere Cashflows, die sie in Übernahmen und neue Produkte investieren. Dazu kommen zuletzt verstärkt positive Signale aus Europa, auch die Schwellenländer und hier vor allem China verzeichnen ein konstantes Wachstum. In Amerika könnte eine Steuerreform unter Trump zu einem neuen Gewinnschub führen.
Trotzdem sind Technologieaktien wie Facebook oder Netflix bereits hoch bewertet.
Aktuell ist der Sektor im Schnitt auf Basis der für 2017 erwarteten Gewinne je Aktie mit einem Multiple von gut 17 bewertet. Das ist keinesfalls übertrieben angesichts der Tatsache, dass die Technologiebranche stärker wächst als der Gesamtmarkt. Um das künftige Wachstumspotenzial zu verstehen, müssen wir uns vor Augen halten, dass Hightech immer stärker in andere Bereiche vordringt, angefangen von den Smart-Grid-Technologien im Energiebereich bis zu Big Data im Gesundheitswesen.
Wann halten Sie höhere Bewertungen für gerechtfertigt?
Wenn die langfristigen Gewinnerwartungen, unterstützt durch Produkte auf der Grundlage von neuen innovativen Technologien, über der Aktienbewertung liegen.
Wie müssen sich die etablierten Branchengrössen positionieren, um sich langfristig zu behaupten?
Im Rennen bleiben die Unternehmen, denen es zum einen gelingt, kontinuierlich hohen Cashflow zu erwirtschaften. Dazu zählen Facebook, Apple und Alphabet. Zum anderen müssen sie beständig innovative Ideen in neue marktreife Produkte umsetzen. Nur wenn ihnen das gelingt, verhindern sie, dass sie in Zukunft durch neue Wettbewerber abgelöst werden. Nokia ist ein warnendes Beispiel dafür, wie frühere Marktführer Zukunftstrends verpassen können.
Wie identifizieren Sie neue Trends und die daraus resultierende Wachstumsdynamik für einzelne Firmen?
Wir verwenden jede Menge Zeit darauf, neue bahnbrechende Technologien zu verstehen. Für Investoren ist das grosse Erfolgsgeheimnis zu erkennen, wer die künftigen Gewinner und Verlierer sind. Wir investieren seit 20 Jahren in den Sektor und die Performance unseres Fonds untermauert, dass wir beim «Trend Scouting» oft richtig liegen. Das Portfolio ist das Ergebnis eines Auswahlverfahrens, bei das Wachstumsfaktoren und bilanzielle Kennziffern ebenso einfliessen wie unsere Eindrücke vom Management, die wir aus Hunderten von Firmenbesuchen jährlich gewinnen.
Welche einzelnen Bereiche gefallen Ihnen zurzeit besonders gut?
Im Moment sind wir in Software und den entsprechenden Services wie Installation und Wartung übergewichtet, ebenso bei Hardwarefirmen. Diese Branchen profitieren davon, dass eine wachsende Zahl von Firmen ihre steigenden Einnahmen dazu nutzt, um die interne IT-Infrastruktur zu modernisieren und ihre Kanäle für den Onlinehandel auszubauen. Untergewichtet sind wir dagegen in den Segmenten Telekom-Services und Medien.
Warum?
Telekombetreiber sind mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert, um sich neue Wachstumsquellen zu erschliessen. Zudem sind sie nicht die sicheren Dividendenzahler, als die sie von vielen Anlegern gesehen werden. Die Geschäftsmodelle der Medienkonzerne werden wiederum durch zahlreiche Newcomer im E-Commerce, die wegen ihrer geringen Grösse schneller auf neue Marktentwicklungen reagieren können, in Frage gestellt.
Erwarten Sie, dass die politischen Rahmenbedingungen in Europa und in den USA unter Donald Trump das Geschäft der global operierenden Firmen erschweren?
Sollten wir mehr Protektionismus bekommen, wäre das definitiv nicht gut für alle Technologiebranchen, aber auch die Weltkonjunktur als Ganzes. Aktuell blenden die Märkte diese Risiken aus. Umgekehrt gilt aber: neue Technologien werden wie bereits erwähnt immer stärker unseren Alltag durchdringen - und daraus ergeben sich immer neue Investmentopportunitäten, die wir in unserem Portfolio wahrnehmen.
Mikko Ripatti ist Senior Portfolio Manager für DNB Asset Management. Der 1972 geborene Finne ist Teil des in Luxemburg beheimateten Portfolio Management & Sales Teams von DNB, der grössten Bank Norwegens. Von Luxemburg werden unter anderem die deutschsprachigen Märkte Deutschland, Schweiz und Österreich betreut. DNB ist bereits seit 20 Jahren in Luxemburg aktiv und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Private Banking und Asset Management an.